Crazy Summer Love. Sarah Glicker
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„Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden. Es gibt einen Grund, wieso ich dich das frage.“
Mir ist bewusst, dass sie Dana und Kellan ein wenig auf die Sprünge geholfen hat. Allerdings bin ich mir sicher, dass die beiden trotzdem zueinander gefunden hätten. Daher habe ich die Befürchtung, dass ich nun die nächste auf ihrer Liste bin.
„Du brauchst mich wirklich nicht zu verkuppeln“, sage ich also und schüttle entschieden den Kopf.
Kurz sieht sie mich an, als würde sie nicht wissen, wovon ich spreche. Doch dann breitet sich ein wissendes Grinsen auf ihrem Gesicht aus.
„Du musst zugeben, dass die beiden aber auch wirklich ein perfektes Paar sind. Aber damit komme ich direkt zu dem Grund, wieso ich froh bin, dass wir uns über den Weg laufen. Eigentlich hatte ich vorgehabt, dich in den nächsten Tagen zu besuchen, doch so geht es auch. Es gibt da nämlich etwas, über das ich schon eine Weile mit dir sprechen möchte.“
Ich kenne sie gut genug um zu wissen, dass man bei ihr immer auf der Hut sein muss. Und gerade bin ich das eindeutig.
„Ich weiß, dass du auch schon immer gerne andere verkuppelt hast“, beginnt sie schließlich, nachdem sie sich ein weiteres Mal umgesehen hat. Dabei hat sie die Stimme gesenkt, als würde sie über ein Staatsgeheimnis sprechen.
„Das ist schon etwas her“, gebe ich zurück.
„Daher habe ich mir überlegt, dass es vielleicht der richtige Weg für dich ist, wenn du eine Partnervermittlung eröffnest. Ich habe dich in den letzten Monaten und auch Jahren ein wenig beobachtet. Mir ist bewusst, dass du deinen Job nicht gerne machst. Du wärst also endlich deine eigene Chefin und könntest das tun, was du gerne machst.“
Es dauert einen Moment, bis ihre Worte bei mir angekommen sind. Doch dann sehe ich sie mit großen Augen an.
Das kann nicht ihr Ernst sein, schießt es mir durch den Kopf, während ich gleichzeitig überlege, wie ich darauf reagieren soll.
Gibt es allerdings überhaupt einen Weg, wie ich am besten darauf reagieren kann?
Ich weiß es nicht. Doch ich weiß, dass sie die erste ist, die mit dieser Idee auf mich zukommt. Zumindest die erste, von der ich mir sicher bin, dass sie es ernst meint. Meine Freunde haben es früher auch ein paar Mal gesagt haben. Allerdings war es jedes Mal ein Scherz.
Bei ihr ist es das aber eindeutig nicht.
Abwartend sieht sie mich an, während zwei Kunden an uns vorbeigehen. Beinahe verzweifelt versuche ich herauszufinden, was ich dazu sagen soll. Doch gerade das weiß ich nicht.
„Du bist also der Meinung, dass ich eine Partnervermittlung eröffnen soll?“, frage ich sie, um sicherzugehen, dass ich sie auch richtig verstanden habe. Ich kann nicht verhindern, dass sich ein vorsichtiger Unterton in meine Stimme geschlichen hat.
Glücklich nickt sie.
„Du weißt, dass ich immer Recht habe“, verkündet sie. „Dana geht auch in ihrem neuen Job auf. Sie führt das Hotel so gut, als hätte sie nie etwas anderes gemacht.“
Mir liegen die Worte auf der Zunge, dass es bei meiner Freundin, ihrer Enkelin, auch ein anderer Hintergrund war. Sie hat bereits eine Ausbildung im Marketing gemacht, was ihr nun eindeutig zugutekommt. Doch ich bin mir sicher, dass sie das durchaus weiß. Daher behalte ich diese Worte für mich.
Einige Sekunden ist es still zwischen uns. Ihr aufmerksamer Blick ruht auf mir. Mir ist bewusst, dass sie versucht meine Reaktion auf ihren Vorschlag herauszufinden und ihr daher nichts entgeht. Doch das versuche ich auch gerade.
Ich habe noch nie darüber nachgedacht, ob ich überhaupt den Schritt in die Richtung Selbstständigkeit machen soll. Dabei ist es erstmal egal, in welche Richtung es gehen sollte. Um genau zu sein, klang so etwas bis jetzt immer nur lächerlich für mich. Daher habe ich nie einen Gedanken daran verschwendet. Klar, während meiner Schulzeit habe ich einmal kurz darüber nachgedacht, ob ich mein Hobby zum Beruf machen soll, aber das war während der Schulzeit. Da hat man immer noch andere Wünsche und Vorstellungen. Spätestens dann, wenn man mit beiden Beinen im Leben steht, wird man wach und weiß, dass es nicht immer so läuft, wie man es gerne hätte.
Und sind wir doch mal ehrlich: Die meisten Leute finden ihre Partner im wahren Leben alleine. Sie brauchen keine Unterstützung!
„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist“, erwidere ich also und sehe sie dabei entschuldigend an.
Einen Moment wartet sie noch, als würde sie darauf warten, dass ich noch etwas von mir gebe. Doch dann atmet sie tief durch.
„Lass es dir wenigstens durch den Kopf gehen. Ich will nicht, dass du in ein paar Jahren aufwachst und merkst, dass du etwas verpasst hast.“
Mit einem eindringlichen Blick betrachtet sie mich. Mir ist bewusst, dass sie erst dann nachgeben wird, wenn ich zustimme. Daher nicke ich. Sofort scheint sie sich darüber zu freuen und zieht mich für eine weitere Umarmung zu sich heran.
„Ich bin mir sicher, dass du es nicht bereuen wirst. Der Anfang ist immer schwer, aber davon solltest du dich nicht abschrecken lassen.“
Mit diesen Worten dreht sie sich um und geht wieder zu ihrem Wagen. In der nächsten Sekunde ist sie bereits aus meinem Sichtfeld verschwunden.
Ich hingegen bleibe noch einige Sekunden stehen und sehe ihr nach, bis ich mich wieder einigermaßen gefangen habe. Dabei versuche ich zu verarbeiten, was gerade geschehen ist. Doch die Wahrheit ist, dass das nicht so einfach ist.
Mir ist bewusst, dass Danas Oma eine Naturgewalt ist. Schon alleine deswegen muss man bei ihr jederzeit mit allem rechnen.
Allerdings habe ich damit eindeutig nicht gerechnet.
2
Ich hasse Krankenhäuser. Das habe ich schon immer und werde ich auch immer. In der Vergangenheit habe ich immer einen großen Bogen darum gemacht, herkommen zu müssen. Wenn es nicht unbedingt sein musste, habe ich mich erfolgreich darum gedrückt. Auch jetzt würde ich das am liebsten machen. Allerdings ist mir bewusst, dass ich in diesem Fall genau das nicht tun kann.
Vor drei Tagen ist meine Mutter ins Krankenhaus gekommen, nachdem sie sich nach einem sehr unglücklichen Sturz das Bein gebrochen hat. Gerne hätte ich sie schon eher besucht, allerdings ging das aufgrund meiner Arbeitszeiten nicht. Ich hatte mir ihr telefoniert und es ihr erklärt. Meine Mutter hatte mir mehrmals gesagt, dass es nicht schlimm ist und ich mich um meinen Job kümmern soll. Sie sei dort gut aufgehoben und ich bräuchte mir keine Sorgen machen. Allerdings hat das nicht dafür gesorgt, dass mein schlechtes Gewissen verschwunden ist.
Aus diesem Grund gehe ich noch beim Bäcker vorbei, ehe ich mich auf den Weg mache. Ich möchte ihr ein paar Kuchenstücke mitbringen, weil ich weiß, dass sie diese liebt.
„Hi“, begrüße ich sie schließlich, als ich eine halbe Stunde später ihr Zimmer betrete.
Kaum habe ich einen Fuß in den sterilen Raum gesetzt, sehen mich ihre beiden Bettnachbarinnen neugierig an. Mir war bewusst, dass meine Mutter kein Einzelzimmer haben wird. Allerdings habe ich auch nicht damit gerechnet, dass sie gleich mit zwei weiteren Frauen auf einem Zimmer liegt.