VIER TODESFÄLLE UND EIN TANKSTELLENRAUB. Eberhard Weidner

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VIER TODESFÄLLE UND EIN TANKSTELLENRAUB - Eberhard Weidner

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der unbekannten Toten, ehe jemand sie irgendwann als vermisst meldete oder anhand des Fotos erkannte, das erst ab heute Abend in den Lokalnachrichten und morgen früh in den Zeitungen erscheinen würde. Und wenn sie nun gar niemand erkannte oder vermisste, würden sie ihre Identität vielleicht nie erfahren.

      Schäringer steckte sein Taschentuch ein und stand auf. Er klopfte das Hinterteil seiner Hose ab und steuerte dann den Zugang zur Raststätte an. Er hatte Durst und wollte sich eine Flasche Mineralwasser kaufen. Bei der Gelegenheit könnte er gleich ein paar Fragen stellen. Als er zufällig nach oben sah, fiel ihm die Überwachungskamera über der Eingangstür auf. Er blieb abrupt stehen und runzelte die Stirn, während er nachdachte.

      Jemand rempelte ihn von hinten an und sagte: »Passen Sie doch auf! Sie können hier nicht einfach stehen bleiben.«

      »Entschuldigung.«

      »Idiot!«, sagte der unfreundliche Mann, der dem Kriminalbeamten gerade einmal bis zum Brustbein reichte, als er ihn passierte, und schenkte ihm zum Abschied noch einen finsteren Blick. Schäringer beachtete ihn allerdings gar nicht. Er war in Gedanken versunken und fragte sich, warum er nicht schon eher daran gedacht hatte, dass es eine Überwachungsanlage geben und diese ihm bei seiner Suche helfen könnte. Vielleicht hatte ja der Ausfall der Anlage in der Tankstelle seinen Glauben an die moderne Technik erschüttert.

      Er ging weiter und betrat die Raststätte. Links gab es ein modernes Schnellrestaurant. An den Kassen standen verhältnismäßig viele Leute an. Rechts befand sich ein Laden, in dem man Getränke, Zeitschriften, Zigaretten, Süßigkeiten und andere Reiseutensilien kaufen konnte. Die Schlange an der einzigen Kasse war nicht so lang. Schäringer ging zwischen den Regalen entlang, bis er das Angebot an Mineralwasser fand. Er hob angesichts der gesalzenen Preise für eine kleine Wasserflasche die Augenbrauen, allerdings konnte man in einer Autobahnraststätte auch keine Billigpreise erwarten. Außerdem hatte er riesigen Durst. Mit der Flasche in der Hand stellte er sich ans Ende der kurzen Schlange.

      Als er an der Reihe war, bezahlte er das Wasser einschließlich Flaschenpfand. Als die Kassiererin ihm sein Wechselgeld gab, sagte er: »Ich hätte gern den Geschäftsführer gesprochen.«

      Der Kopf der jungen Frau ruckte so abrupt nach oben, als hätte ihr eine unsichtbare Faust einen Kinnhaken verpasst, und sie sah ihn erschrocken an. Zweifellos befürchtete sie, sie könnte etwas falsch gemacht haben und er wollte sich nun über sie beschweren. »Den Geschäftsführer …?«, wiederholte sie.

      »Genau«, sagte er und zeigte ihr seinen Dienstausweis. »Schäringer, Kriminalpolizei. Keine Angst, es hat nichts mit Ihnen zu tun.«

      Sie atmete sichtlich erleichtert auf. »Ach so. Ich …« Sie verstummte und sah sich um, bis ihr Blick auf eine Kollegin fiel, die ganz in der Nähe Chipstüten einräumte. »Lena?«

      Die Angesprochene wandte den Kopf und sah in ihre Richtung. »Ja. Was ist denn?«

      »Kannst du bitte mal Herrn Schneider holen.«

      Lena runzelte die Stirn, nickte dann aber. »Klar.« Sie stellte die Chipstüte, die sie noch in der Hand hatte, ins Regal und ging dann zu einer Tür im Hintergrund des Ladens, auf der Kein Zutritt stand.

      »Einen Moment, bitte. Der Chef kommt gleich.«

      Schäringer nickte lächelnd. »Vielen Dank.« Er trat zur Seite, damit die Kunden hinter ihm ihre Einkäufe bezahlen konnten, und ging ein paar Schritte näher zu der Tür, durch die Lena verschwunden war. Auf halber Strecke blieb er stehen, öffnete die Wasserflasche und nahm einen großen Schluck der erfrischenden Flüssigkeit. Genau das hatte er nach seiner anstrengenden Wanderung hierher gebraucht. Er sah durch die großen Scheiben nach draußen auf den Parkplatz und überlegte, wie er anhand der Bilder der Überwachungskameras – immer vorausgesetzt, es gab tatsächlich welche von allen Parkplätzen und sie wurden auch gespeichert – rasch herausfinden konnte, ob eines dieser Autos schon seit gestern Nacht hier stand. Bei dem Verkehr und dem ständigen Kommen und Gehen, das an der Raststätte herrschte, sah es zunächst nach einer unmöglichen Aufgabe aus. Allerdings war am gestrigen Abend und in der Nacht vermutlich viel weniger los gewesen.

      »Sie wollten mich sprechen.«

      Schäringer wandte den Kopf und richtete den Blick auf den Mann, der neben ihn getreten war, während er in Gedanken versunken gewesen war. Sein Gegenüber war sogar noch einen halben Kopf größer als er, so hager, dass der anthrazitfarbene Anzug zwei Nummern zu groß aussah, und hatte eine Habichtsnase, einen rasierten Kopf und so buschige Augenbrauen, dass sie wie zwei fette Raupen aussahen, die es sich auf seinem ansonsten haarlosen Gesicht gemütlich gemacht hatten.

      »Wenn Sie Herr Schneider, der Geschäftsführer dieser Raststätte, sind?«

      »Der bin ich in der Tat. Gestatten, Sebastian Schneider.« Sie gaben sich die Hände. Schneiders Händedruck war zupackend und fest.

      »Schäringer, Kriminalpolizei«

      Schneider musterte den Dienstausweis nur kurz. »Wie kann ich Ihnen helfen, Herr Schäringer?«

      »Können wir uns in Ihrem Büro unterhalten?«

      »Natürlich. Folgen Sie mir bitte.«

      Sie verließen den Verkaufsraum durch die Tür, auf der Kein Zutritt stand, folgten einem engen Flur, von dem mehrere geschlossene Türen abgingen, hinter denen man vereinzelte Stimmen hören konnte, wandten sich vor dem Ende des Gangs, der nach draußen zur Rückseite der Raststätte führte, nach rechts und betraten das Büro des Geschäftsführers, das äußerst zweckmäßig eingerichtet war. Das Einzige, was hier nicht nach Arbeit aussah, war ein Kalender mit leicht bekleideten Damen an der Wand hinter dem Schreibtisch, auf dem sich Papiere, Schnellhefter und Aktenordner türmten. Das Kalenderblatt stammte allerdings noch vom März 2009. Entweder gefiel dem Geschäftsführer das abgebildete Modell besonders gut, oder er war seitdem nicht mehr dazu gekommen, weiterzublättern und in den folgenden Jahren neue, aktuellere Kalender aufzuhängen.

      »Alles für die verdammte Steuererklärung«, sagte Schneider und wies auf die Papierstapel auf dem Schreibtisch. »Nehmen Sie bitte Platz.«

      Schäringer setzte sich auf einen der beiden Besucherstühle, während sich Schneider hinter dem Schreibtisch niederließ.

      »Also, was hat Sie denn nun hierher geführt? Ich hoffe, auf unserem Grund und Boden wurde kein Verbrechen verübt. Mir ist zumindest nichts darüber bekannt.«

      »Mir auch nicht. Aber darum geht es auch gar nicht.«

      »Worum dann? Man bekommt schließlich nicht jeden Tag Besuch von der Kriminalpolizei. Allerdings würde ich mir größere Sorgen machen, wenn Sie von der Steuerfahndung oder vom Finanzamt wären. Nicht, dass ich etwas zu verbergen hätte, aber diese Jungs machen mich wirklich nervös.« Er lachte leise, wurde aber rasch wieder ernst.

      »Kann ich verstehen«, sagte Schäringer und ließ den Blick über das Durcheinander auf dem Schreibtisch gleiten, bei dem vermutlich nur noch der Verursacher einen Überblick hatte, bevor er zur Sache kam. »Vermutlich haben Sie schon von den vier Todesfällen von letzter Nacht in Oberhofberg gehört.«

      Schneider nickte mit ernster Miene. »Natürlich, es stand ja heute Morgen schon in der Zeitung. Schrecklich! Ich hoffe, Sie schnappen die Täter bald. Wenn ich richtig informiert bin, waren es aber nur zwei Morde. Bei den anderen beiden Toten handelte es sich wohl um einen Unfall und einen Selbstmord. Haben Sie schon eine heiße Spur?«

      »Wir stehen noch am Anfang unserer

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