VIER TODESFÄLLE UND EIN TANKSTELLENRAUB. Eberhard Weidner

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VIER TODESFÄLLE UND EIN TANKSTELLENRAUB - Eberhard Weidner

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Stelle ist gar nicht so weit von hier entfernt.«

      »Das stimmt. Allerdings passierte das auf der anderen Seite der Autobahn. Ich kann daher keinen Zusammenhang zwischen der Selbstmörderin und unserer Raststätte erkennen. Wieso sind Sie also hier?«

      »Momentan kennen wir leider noch nicht einmal die Identität der Toten. Sie hat keinen Abschiedsbrief hinterlassen und hatte auch keine Papiere bei sich. Dass es sich um einen Selbstmord handelte, ist bislang nur eine Vermutung. Um eine Fremdeinwirkung ausschließen zu können, müssen wir zunächst die Identität der Unbekannten herausfinden, um in ihrem Umfeld weitere Ermittlungen anstellen zu können. Und je eher wir dazu in der Lage sind, desto eher können wir den Fall zu den Akten legen und uns stattdessen auf die echten Mordfälle konzentrieren.«

      Schneider nickte. »Das verstehe ich ja alles. Was ich allerdings noch immer nicht begreife, ist, warum Sie überhaupt hier sind. Weder vermisse ich eine meiner Angestellten, noch habe ich Kenntnis, dass einer unserer weiblichen Gäste letzte Nacht verloren gegangen ist. Was bringt Sie also auf die Idee, ausgerechnet hier nach der Identität der jungen Frau zu suchen?«

      »Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie hier ihren Wagen abgestellt hat.«

      Schneider nickte langsam, während er mit in sich gekehrtem Blick über diese Antwort nachdachte. »Jetzt verstehe ich, worauf Sie hinauswollen, Herr Schäringer. Aber wie kommen Sie darauf, dass die Frau ausgerechnet hier geparkt haben könnte? Wie ich schon sagte, liegt der Ort ihres Freitods auf der anderen Seite der sechsspurigen Autobahn. Um von hier dorthin zu kommen, muss man die nächstgelegene Überführung nehmen, und die ist 5 Kilometer von hier entfernt. Zu Fuß sind Sie da eine ganze Weile unterwegs, das kann ich Ihnen sagen. Wenn ich mich umbringen wollte, was ich allerdings nie tun würde, würde ich doch ganz in der Nähe parken, um nicht so lange laufen zu müssen.«

      Schäringer zuckte mit den Schultern. »Es wurde allerdings kein Fahrzeug in der Nähe gefunden. Daher haben wir momentan nicht die geringste Ahnung, wie die junge Frau dorthin gelangte. Allerdings gibt es einen wesentlich kürzeren Weg zur anderen Seite, wenn man durch den Tunnel geht.«

      Schneider sah sein Gegenüber verblüfft an und runzelte gleichzeitig die Stirn. »Durch den Tunnel? Aber das ist doch mordsgefährlich. Da fahren mindestens drei- bis viermal täglich die ICE in einem Wahnsinnstempo durch. Vermutlich reicht schon der Luftzug, um jeden im Tunnel unter die Räder zu zerren. Andererseits, wenn man ohnehin vorhat, sich umzubringen, ist einem das vielleicht egal. Aber warum hat sie sich dann nicht gleich auf dieser Seite des Tunnels vor den Zug geworfen?«

      »Das erfahren wir vermutlich erst, wenn wir herausgefunden haben, wer sie ist. Aber dazu benötige ich die Aufnahmen Ihrer Überwachungsanlage. Wie viele Kameras gibt es denn insgesamt an der Raststätte?«

      »Fünf. Zwei bei den Zapfsäulen, weil immer mal wieder einer meint, er müsste nicht bezahlen, und eine über der Kasse der Tankstelle, damit unseren Kassierern nicht dasselbe wie dem armen Kerl in Oberhofberg passiert. Allerdings ist hier Tag und Nacht zu viel los, das schreckt potenzielle Räuber ab. Eine weitere Kamera hängt über der Eingangstür zur Raststätte. Vielleicht haben Sie die beim Reinkommen gesehen. Die letzte Kamera ist hier auf dem Dach montiert und auf den Parkplatz gerichtet.«

      »Haben Sie damit alle Stellplätze im Blick?«

      »Fast alle, bis auf ein paar Lkw-Parkplätze am Rand.«

      »Und werden die Aufnahmen auch aufgezeichnet?«

      »Ja. Alles wird aufgenommen und für 24 Stunden gespeichert. Anschließend wird es automatisch gelöscht.«

      »Können Sie mir diese Aufzeichnungen bitte geben, damit ich sie von unserer Kriminaltechnik auswerten lassen kann?«

      »Sie haben nicht zufällig einen Gerichtsbeschluss oder so etwas bei sich?«, fragte Schneider mit zweifelndem Gesichtsausdruck.

      »Ich ging davon aus, dass ich keinen benötige«, antwortete Schäringer. »Ich kann natürlich einen richterlichen Beschluss besorgen, wenn Sie so viel Wert darauf legen, Herr Schneider, allerdings kostet mich das wertvolle Zeit. Und wie Sie vielleicht aus dem Fernsehen wissen, sind nach einem Todesfall, gleichgültig ob Mord oder Suizid, die ersten Stunden für den Erfolg der polizeilichen Ermittlungen die entscheidendsten. Kann ich also bitte die Aufzeichnungen haben, um auf diesem Weg unter Umständen rasch die Identität der unbekannten Toten herauszufinden?«

      Schneider seufzte. »Na gut. Sie bekommen die Aufnahmen. Sie werden in digitaler Form gespeichert. Ich lasse sie von unserem Computerfachmann auf eine Daten-DVD überspielen. Aber zuvor hätte ich doch noch eine Frage.«

      »Nur zu.«

      »Wie wollen Sie bei den unzähligen Fahrzeugbewegungen und dem ständigen Kommen und Gehen auf unserem großen Parkplatz den einen Wagen finden, der möglicherweise Ihrer Selbstmörderin gehört? Das kommt mir vor wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.«

      »Der Vergleich kam mir auch schon in den Sinn. Aber keine Sorge, Herr Schneider, ich hab schon eine Idee. Allerdings habe auch ich noch eine letzte Frage an Sie. Wissen Sie zufällig, wie hoch die durchschnittliche Verweildauer Ihrer Gäste an der Raststätte ist?«

      »Das kann ich Ihnen sogar ziemlich genau sagen. Unsere Gäste bleiben durchschnittlich 20 Minuten, bevor sie sich wieder ins Auto setzen und zurück auf die Autobahn fahren.«

      »Vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte Schäringer und nickte mit nachdenklicher Miene.

      5.

      Fürstenfeldbruck, Gerichtsmedizin

      11. April 2013, 12:32 Uhr

      Nachdem Schäringer seinen Wagen auf dem Parkplatz des Gebäudes abgestellt hatte, in dessen Kellern die Gerichtsmedizin untergebracht war, sah er auf die Uhr und schüttelte den Kopf. Schon Viertel nach elf. Und dabei hatte er heute noch so viel vor. Die Zeit lief ihm förmlich davon.

      Er hatte schon den Taxifahrer, der ihn von der Raststätte zu seinem Wagen gebracht hatte, zur Eile angetrieben, indem er ihm seinen Dienstausweis gezeigt und gesagt hatte, er solle Gas geben. Der gute Mann hatte aber, anders als im Fernsehen, weder seinen Führerschein noch seine Taxikonzession aufs Spiel setzen wollen, und sich an alle Geschwindigkeitsbeschränkungen und Verkehrsregeln gehalten. Schäringer konnte ihm sein gesetzestreues Verhalten allerdings schlecht verübeln und hatte ihm nach der Fahrt zu seinem Auto dennoch ein angemessenes Trinkgeld gegeben.

      Er stieg aus und eilte zum Eingang des Gebäudes. Wahrscheinlich würde er hier ohnehin nicht so lange brauchen, da die Leichen von letzter Nacht vermutlich noch gar nicht alle obduziert worden waren. Aber vielleicht konnte er dennoch schon ein paar erste Eindrücke und Erkenntnisse mitnehmen, die ihm bei seinen weiteren Ermittlungen halfen. Und dazu war es immer besser, wenn man persönlich vorbeikam. Am Telefon waren die Gerichtsmediziner, die er kannte, in der Regel kurz angebunden und abweisend, weil sie ständig zu viel um die Ohren hatten und nicht bereit waren, dauernd jedem Auskunft zu erteilen. Wenn er sie allerdings in den unterirdischen Fluren ihres Reiches persönlich aufsuchte und nicht lockerließ, kamen sie nicht umhin, ihm irgendetwas Verwertbares mitzuteilen, um ihn endlich wieder loszuwerden.

      Er fuhr mit dem Aufzug in den Keller und marschierte durch den kühlen Flur, in dem es süßlich roch, in Richtung der Sektionsräume. Er sah sich suchend um. Die Tür zum ersten Sektionsraum stand offen. Einer der Sektionsassistenten spülte mit einem Wasserschlauch den Sektionstisch ab. Der Geruch, der aus dem Raum in den Flur wehte, ließ es Schäringer angeraten erscheinen,

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