Verirrungen. Yupag Chinasky

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Verirrungen - Yupag Chinasky

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Anhieb wieder. Er war immer noch schmutzig, wenn auch nicht mehr gar so sehr wie auf dem Parkplatz damals. Das Nummernschild war jetzt deutlich zu erkennen und er notierte sich die Nummer. Als er zum zweiten Mal vorbei fuhr, sah er auch den Aufkleber mit dem Elch. Er atmete tief durch, das war es also. Warte nur Freundchen, bald habe ich dich. Dann suchte er sich einen Platz, von dem aus er das Auto und das Haus beobachten konnte, nicht zu nah, nicht zu weit weg, eine heikle Sache in einem kleinen Dorf. Aus seinem Auto heraus machte er mit seinem Handy ein paar Fotos von dem Objekt und von dem Haus, auf dessen Hof das Auto stand. Es sah ziemlich heruntergekommen aus, ein freistehendes Einfamilienhaus mit einem großem Hof und einem kleinen Vorgarten. Er konnte nicht erkennen, ob jemand zu Hause war und so beschloss er, in seinem Auto zu warten und das Haus zu beobachten. Die Zeit verging im Schneckentempo. Nichts rührt sich. Niemand kam, keiner ging. Ab und zu kamen zwar Menschen vorbei, auch ein Nachbar tauchte wiederholt auf und äugte neugierig zu ihm hin, aber ansonsten gab es so gut wie keine Veränderungen, die ganze Gegend war wie ausgestorben. Er blieb die ganze Zeit im Auto sitzen, ziemlich abgetaucht, um möglichst wenig aufzufallen, um kein Aufsehen zu erregen. Er wollte nur beobachten, nur feststellen, wie der Besitzer aussahe und ob auch eine schwarze Frau auftauchen würde. Sie wäre sozusagen der letzte Beweis. „Euch Arschlöchern werde ich auf die Spur kommen“, dachte er und gähnte. Dieser Job war unsäglich langweilig und einschläfernd. Im Auto sitzen und warten und beobachten, nein, Detektiv wäre kein Beruf für ihn. Das Autoradio ging schon längst nicht mehr, die Energiesicherung hatte es abgeschaltet. Den Motor anlassen wollte er natürlich nicht. Er hatte Hunger und Durst und gähnte wieder, kniff die Augen zusammen und blinzelte. Die Augenlider wurden immer schwer. Es wurde dunkel. Die Fahrt war lang und anstrengend gewesen. Viel Verkehr, ständig hatte er sich konzentrieren müssen und auch jetzt war nicht die Zeit zum Ausspannen und Erholen. Erst duselte er vor sich hin, dann nickte er ein, schrak noch ein paarmal hoch, doch schließlich schlief er, obwohl er sich vorgenommen hatte, genau das zu vermeiden und obwohl es unbequem ist, auf dem Vordersitz eines Autos zu schlafen, mit dem Steuer vor der Brust und den Pedalen vor den Füßen. Als er aufwachte, begann es gerade wieder hell zu werden. Er blinzelte erneut und riss dann die Augen auf. Das Wohnmobil war weg. Er fluchte, was für eine Kacke.

      Zumindest wusste er jetzt, dass jemand da war, dass jemand die ganze Zeit dagewesen oder in der Nacht gekommen war und dann weggefahren ist. Obwohl immer noch kein Mensch auf der Straße war, fühlte er sich beobachtet und traute sich nicht, auszusteigen und zu pinkeln. Er öffnete die Tür gerade soweit wie nötig und pinkelte ins Freie. Der Mund war nun völlig ausgetrocknet, er hatte Hunger, aber es musste ohne Kaffee, ohne Frühstück gehen. Dummerweise hat er nicht daran gedacht, sich etwas mitzunehmen, nicht einmal eine Flasche Wasser und um diese Zeit war kein Geschäft auf. Es war Sonntag und außerdem würde er in diesem Kaff sowieso nichts finden. Er war frustriert und auf einmal hatte er von dem Warten und dem Beobachten die Nase voll, von diesem überaus lästigen und langweiligen Warten. Er war absolut kein Wartetyp. Was würde er denn noch herausfinden, wenn er weiter hier bliebe. Ja, vielleicht würde er die Frau sehen und wiedererkennen, den Mann bestimmt nicht, den hatte er ja gar nicht richtig gesehen. Dann fiel ihm ein, dass er sich den Namen auf der Haustürklingel notieren sollte, um zu prüfen, ob er mit dem auf der Liste übereinstimmte, die er von dem Detektiv erhalten hatte. Er stieg nun doch aus und ging, wie zufällig, die Straße entlang. Ein Blick auf das Schild neben der Klingel zeigte, dass der Name Joachim G. tatsächlich derselbe war. In großem Bogen ging er zurück zu seinem Auto und dann machte er sich auf den Weg nach Hause, überzeugt, dass er gefunden hatte, wonach er so dringend gesucht hatte, überzeugt, dass hier der Täter zu Hause war, auch ohne den letzten Beweis, ohne die schwarze Schöne gesehen zu haben. Drei Stunden Fahrt lagen vor ihm. Seine Frau wunderte sich, dass er so früh wieder da war, stellte aber keine Fragen.

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