Codename Travertin. T.D. Amrein
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„Es betrifft uns beide, das ist dir wohl klar“, gab Fleischer ungerührt zurück. „Du brauchst mir nichts vorzuspielen. Du solltest eher froh sein, dass du gewarnt und einbezogen wirst.“
Gerteis winkte ab. „Erspar mir das. Was weißt du sonst noch? Wie groß scheint dir die Möglichkeit, dass Schuppers, beziehungsweise Lehmann, noch lebt?“
„Lehmann? Das heißt, du erinnerst dich tatsächlich an den Mann?“
„Ja. Sein Deckname, Travertin, kommt an meinem Geburtsort vor. Ein Süßwasserkalk aus Thermalquellen, der als heller Baustoff Verwendung findet. Deshalb ist er mir im Gedächtnis geblieben. Aber Travertin wurde endgültig versiegelt. Auch daran erinnere ich mich. Einstimmig beschlossener Vorgang. Seine Loyalität wurde mehrfach in Frage gestellt. Weshalb sollte die Aktion nicht durchgeführt worden sein. Und ohne mich zu informieren. Kann ich mir wirklich nicht vorstellen.“
„Ich halte es ebenso für ausgeschlossen. Er hatte das Zimmer bezogen. Unser Mann hat ihn dort besucht und seine Aufgabe erfüllt. Genauso wie bei seinen Einsätzen davor und danach. Wenn was schiefgegangen wäre, hätte er es selbst wieder ausgebügelt. Für uns zählte ja bloß das Ergebnis. Wie er es erreichte, überließen wir ihm!“
„Also bleiben die Abdrücke übrig“, stellte Gerteis fest, „die angeblich nicht stimmen?“
Fleischer nickte.
„Wie komme ich an Infos? Über dich?“
Fleischer nickte aufs Neue. „Ich kümmere mich um die Daten, die im System zu finden sind. Du trägst die übrigen Fakten zusammen, triffst dich mit alten Kameraden, die möglicherweise helfen können, und so weiter. Ein Bild von Lehmann wäre schon ein guter Anfang, um nach ihm zu suchen!“
Gerteis konnte zum zweiten Mal ein Grinsen nicht unterdrücken. „Wir waren wohl zu gründlich beim Aufräumen.“
„Ich dachte weniger an unsere Akten. Aber jemand hat diesen Lehmann gekannt und besitzt ein Foto von ihm. Wie bei jedem Menschen. Gut möglich, dass er auch Kontakt zu alten Freunden gesucht hat, als er untertauchen wollte.“
„Dafür, dass du nicht an seine Existenz glaubst, wirkst du ziemlich überzeugend“, stellte Gerteis fest.
„Es darf einfach nicht sein, dass er plötzlich auftaucht“, gab Fleischer zurück. „Deshalb gehen wir die Sache so an, als ob er überlebt hätte!“
***
Frank Berger verfluchte den unpraktischen Klappspaten nicht zum ersten Mal. Höchstens geeignet als Geschenk für einen Kollegen, den man nicht mochte. Ein richtiges Werkzeug kam trotzdem nicht in Frage, weil man damit gleich von Anfang an auffiel. Ein großer Stein, der sich nicht bewegen ließ, verhinderte bislang seinen Erfolg. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als neben seiner ersten Grabung ein neues Loch auszuheben. Immerhin war diese Seite des Tals ruhig. Bisher wurde er nicht durch Wanderer gestört. Bei der Größe der Sondierung, die er inzwischen erreicht hatte, würden die normalen Ausreden nicht mehr helfen. Normalerweise stellte man einfach den Rucksack auf die Stelle und wartete, bis sich die Neugierigen verzogen hatten. So deutlich, wie das Signal ausgefallen war, musste es sich um ein größeres Objekt handeln. Um den Signalton für ein edles Metall herauszuhören, fehlte Frank noch die Erfahrung. Aber es schien ihm durchaus möglich.
Eifrig stocherte er mit dem Spaten im Loch. Seine Hände brannten, die ersten Blasen machten sich bemerkbar. Im Moment störte ihn das nicht. Frank befand jetzt im Rausch des Schatzjägers. Endlich! Der Stein begann zu wackeln. Mit einer gewaltigen Anstrengung hebelte Frank ihn aus der Erde.
Schon einige Zentimeter tiefer begann sich das Erdreich braun zu verfärben. Da, etwas Helles! Ein Knochen?
Der Knochen entpuppte sich als länglicher Stein. Frank schüttelte den Kopf. Eigentlich wusste er doch inzwischen, dass sich Knochen in der Erde dunkel verfärbten. Immerhin ließ sich der Spaten jetzt leichter in den Untergrund schieben. Offenbar war er auf Sand gestoßen. Ein gutes Zeichen. Mit Sand wurden Gräber meistens zugeschüttet, ging ihm durch den Kopf, während er weiter schaufelte. Das Loch wuchs auf einen Meter Tiefe. Jedoch ohne, dass ein Fund auftauchte.
Irritiert gönnte sich Frank eine Pause. Das Signal war so klar gewesen, dass er jeden Irrtum ausgeschlossen hatte. Hier musste einfach etwas liegen. Schließlich packte er die Sonde doch wieder aus. Vermutlich hatte ihm die Tiefenanzeige einen Streich gespielt. Elegant schwenkte er das Gerät im Loch, dann erstarrte er. Kein Mucks. Die Anzeige leuchtete, er hatte also nicht vergessen, das Gerät einzuschalten. Was zum Teufel …
Als ob vor nicht mal einer halben Stunde einfach nichts gewesen wäre. Das Gerät blieb ruhig. „Schon kaputt, du Scheißding“, murmelte Frank vor sich hin, bevor er den Ring der Sonde zur Sicherheit einmal dicht über den Spaten gleiten ließ. Das Signal heulte so laut auf, dass Frank das Ding vor Schreck beinahe fallen gelassen hätte.
Kopfschüttelnd überprüfte er den Aushub. Nichts. Erst als er sich dem ausgebuddelten Stein näherte, heulte das Gerät erneut auf. Der Brocken enthielt offenbar Metall. Und nicht zu knapp. So ein Mist! Nicht mal auf die Steine ist noch Verlass, dachte Frank verärgert.
Ein Blick auf seine Hände erregte Übelkeit. Dürfte wohl ein paar Tage dauern, bis er wieder ohne Schmerzen etwas richtig anfassen konnte. Aber selbst wenn er nichts gefunden hatte: Den Rausch, den er eben erlebt hatte, den würde er nicht so schnell vergessen. So musste sich das viel zitierte Goldfieber anfühlen. Kein Wunder, das unzählige Menschen ihm erlegen waren.
Notdürftig schob er das Loch wieder zu. Der Stein landete selbstverständlich ganz unten. Und wenn dies auch nur dem Zweck diente, dass ein möglicher, nächster Schatzjäger die gleiche Plackerei vor sich hatte, wie er selbst.
***
Michael Gerteis dachte stundenlang darüber nach, was er noch an Infos über den Agenten Lehmann zusammenkratzen konnte. Sämtliche Aufzeichnungen waren vernichtet oder verschwunden. Nur das, was in irgendwelchen Köpfen überlebt hatte, blieb greifbar.
Gerteis hatte in seiner Laufbahn Hunderte von Mitarbeitern betreut. Lehmann war ihm im Gedächtnis geblieben als einer der wenigen Ausländer, die sie damals verpflichten konnten. Aber Einzelheiten über ihn, wie weitere Decknamen, Freunde oder Personendaten? Unmöglich, alles im Kopf zu behalten.
Die einzige Person, die ihm zu Lehmann einfiel, blieb Gerda. Aber die durfte er damit nicht behelligen. Außerdem wusste sie kaum viel mehr als er selbst.
Direkte Nachforschungen: absolut unmöglich. Der Gedanke entlockte ihm ein Lächeln: „Gerteis! Ministerium für Staatssicherheit, eine Frage …“
Früher waren die Leute regelrecht geschrumpft vor der Macht, die er mit dieser Einleitung ausstrahlte. Und heute? Heute musste er sich vor dem Pöbel verstecken.
Irgendjemand weiß immer noch was, versuchte er, sich selbst zur Ordnung zu rufen. Eine Sekretärin oder ein Archivar. Ein Fahrer vielleicht? Aber ohne Bild und Namen? Früher, da hatten sie diese Geruchsproben gehabt. Stofffetzen in Einmachgläsern. Einfach, aber effektiv. Ein Spürhund konnte nicht nur identifizieren, sondern auch gleich die Spur des Subjekts verfolgen. Das war der Hochtechnologie der Westler doch tausendfach überlegen gewesen. Mindestens.
Gerteis zwang sich zu einem neuen Versuch, bei der Sache zu bleiben. Bloß die Fingerabdrücke besaßen sie konkret als greifbares Indiz. Jemanden damit zu finden war jedoch nur möglich, wenn man über Zugang zu Polizeiinformationen verfügte. Damit eindeutig