Reisen Band 1. Gerstäcker Friedrich

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Reisen Band 1 - Gerstäcker Friedrich

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denn der Leser kann sich wohl denken, daß ich das nicht Alles gleich auf den ersten Blick übersah. Für die ersten Tage, die ich in Buenos-Ayres verbrachte, bleibt mir aber auch nur sehr wenig zu erzählen, denn meine Beschäftigung beschränkte sich großentheils darauf, zuerst ein Unterkommen zu suchen, und dann herumzuhören was die Leute hier über meine Absicht, quer durch's Land hin nach Valparaiso zu, sagen würden. /31/

      Das erste hatte weiter keine Schwierigkeit, denn ich fand in einem englischen Haus, in welchem sich gewöhnlich deutsche und dänische Capitaine - und von beiden Nationen befanden sich gerade eine ziemlich bedeutende Anzahl in Buenos-Ayres - einquartierten, zu einem mäßigen Preis Bett und Kost. Desto trübseliger sah es aber mit dem andern aus. Die Leute, die ich frug, ob ich die Reise jetzt durch die Pampas unternehmen könnte, sagten einfach nein, es wäre nicht möglich: - Die Pampasindianer hätten sich gerade in diesem Augenblick wieder gegen Rosas empört, und durchstreiften die Steppen nach allen Richtungen in Banden von zweihundert bis dreihundert Manu. - Würde ich von ihnen erreicht, und das sei, wie die Sachen jetzt stunden, kaum anders möglich, so hätte ich auf kein Erbarmen zu rechnen. Es sei festes Gesetz bei ihnen, die jungen Frauen und Mädchen mitzuschleppen und den Männern einfach die Hälse abzuschneiden. Käme ich aber auch wirklich nach Mendoza, wozu sie aber nicht einmal die Möglichkeit sähen, so müßte ich dann dort jedenfalls liegen bleiben, da ich die Kordilleren gerade mitten im Winter, im Juli, erreichte und diese durch Schnee um solche Jahreszeit stets geschlossen fände. - Ein Versuch dort hinüber zu gehen wäre einfacher Wahnsinn, und ich solle lieber sehen, daß ich - wenn ich doch nun einmal nach Valparaiso müßte, Passage auf einem der gerade in dieser Zeit abgehenden Schiffe fände. Um mäßigen Passagepreis.--

      Hätten mir das nur zwei, oder zehn, oder zwanzig Leute gesagt, so wäre noch der Trost dabei gewesen, daß Andere auch eine andere Meinung über die Sache hätten. So aber waren, wunderbarer Weise, Alle gerade in dieser Sache einig, und ich fing in der That schon an zu glauben, ich hätte irgend ein wahnsinniges Unternehmen vor, von dem ich doch am Ende, wenn ich mir nicht mnthwillig wollte den Hals abschneiden lassen, abstehen mußte.

      Der amerikanische Konsul, ein Mr. J. Graham von Ohio, der mir überhaupt mit wirklicher Zeitopferung die größten Gefäligkeiten erwies, gab sich selber alle Mühe, etwas Gewisses oder vielmehr Tröstlicheres über die Reise zu erfahren, /32/ denn ich hatte ihm gesagt, ich verlange weiter nichts als nur einen Menschen in der ganzen Stadt zu finden, der mir zugestehe, daß die Tour eben möglich wäre. Endlich trieben wir einen alten Spanier - ich habe seinen Namen vergessen - auf, der längere Zeit in Mendoza selber gewohnt hatte, und dieser, der auf die erste Anfrage hin ebenfalls nein antwortete, meinte endlich achselzuckend, möglich sei es allerdings, aber ich müßte viel Glück haben. - Viel Glück hatt' ich, also war die Sache abgemacht.

      Damit im Reinen, schien es als ob mir ein ordentlicher Stein vom Herzen gefallen wäre, und ich konnte mich nun in voller Ruhe all' den fremden wunderlichen Eindrücken hingeben, die diese fremde und wunderliche Umgebung auf mich machte. Was ich jetzt auch noch gegen die Reise selber hörte, betrachtete ich vom richtigen Gesichtspunkt aus und ließ die Leute eben reden.

      Vor allen Dingen beschäftigte ich mich nun damit, meine kurze Zeit in Buenos-Ayres auch so gut als möglich anzuwenden und, so viel ich konnte, über die Verhältnisse der Deutschen dort, oder überhaupt der Fremden, in Bezug der Auswanderung zu hören. Im Auftrag hierzu von unserem früheren deutschen Reichsministerium (wenn die Deutschen doch wenigstens nie vergessen wollten, daß sie einmal ein R e i ch s-Ministerium hatten) suchte ich auch direct vom Präsidenten der Republik zu erfahren, inwieweit er deutsche Einwanderung begünstigen würde, und machte mehrere kleine Streifzüge in die nächste Nähe der Stadt, die dortigen Estancias und Anpflanzungen selber zu sehen, wie etwas Näheres über ihre Bearbeitung und ihren Fortgang zu hören. Ehe ich jedoch dazu übergehe, will ich mich in ein paar Worten noch mit der Stadt selber beschäftigen.

      Buenos-Ayres ist eine längs dem Fluß in regelmäßigen Blöcken und breiten Straßen vortrefflich angelegte Stadt, die einen sehr bedeutenden Flächenraum einnimmt, und eine doppelt so große Zahl von Einwohnern in sich fassen könnte, wäre nicht die weitläufige spanische Bauart mit den niederen Gebäuden und luftigen Hofräumen mehr auf das warme Klima als darauf berechnet, eine Masse von Seelen, oder vielmehr /33/ Körpern, in einen möglichst kleinen Raum zusammenzudrängen. Die Tracht der Einwohner ist eine wunderliche Mischung von Französisch, Spanisch und Indianisch. - Die gebildetere Klasse, wie die Fremden, tragen die französische Tracht - Frack, Oberrock, lange Beinkleider und schwarzen Hut - die Argentinier nur eben mit dem patriotischen Zusatz der rothen Weste und dem rothen Hutband, dennoch aber, und besonders beim Reiten, auch dem des Poncho. Da ich diesen Poncho aber bei einem längeren Aufenthalt in Südamerika wohl ziemlich häufig erwähnen werde, ist es vielleicht besser, ihn hier gleich so kurz, aber auch so genau als möglich zu beschreiben.

      Der Poncho ist aus den verschiedenartigsten Stoffen - von der feinsten Weberei nieder bis zu der gewöhnlichsten wollenen Decke hinunter, verfertigt, ein länglich viereckiges Stück Zeug, mit einem Schlitz in der Mitte, gerade groß genug, den Kopf hindurch zu lassen. Er hängt in Falten über die Schulter hinunter, wird aber beim Reiten, besonders wenn der Reitende seinen Lasso zum Gebrauch fertig hält, aus der rechten Schulter in die Höhe genommen und fest- geknöpft, um den rechten Arm frei zu lassen.

      Der Gaucho und Peon oder Diener, selbst die meisten Abtheilungen der Soldaten, wenigstens die ganze Cavallerie, tragen diesen Poncho, und darunter, statt der Hosen, die sogenannte cheripa, ein dem Poncho ähnliches Stück Tuch, das hinten am Gürtel befestigt ist, und zwischen den Knieen durch vorn zum Gürtel heraufgezogen und dort eingesteckt wird.

      Die Füße der unteren Klassen, natürlich nur die der Männer, stecken in Stücken ungegerbter Haut, die sie den Beinen junger Pferde und Rinder nur eben abgestreift haben, um sie auf die eigenen Füße zu ziehen. Die Haare werden mit ihren scharfen Messern herunterrasirt und das Fell dann durch Oel geschmeidig erhalten.

      Die Tracht der Frauen ist meist spanisch, wenigstens giebt ihnen die Mantille ein solches Aussehen, obgleich die Damen der argentinischen Residenz selbst den Französinnen nicht in geschmackvoller Toilette nachstehen würden. /34/

      Merkwürdig für den Fremden, und für mich besonders ungemein interessant, ist das Leben und Treiben in den Straßen selber. Die wilden Gestalten der Gauchos mit ihren flatternden Ponchos und Kopftüchern - die großen, unbehülflichen Wagen, die, von Ochsen gezogen, mit ihren zwei riesigen, oft zehn Fuß hohen, Riemen umwickelten Rädern durch die Stadt rollen - die Gauchojungen, die Morgens mit ihren zwei Milchblechen auf dem Pferd, das eine nackte Bein herunterhängend, das andere auf den Sattel gezogen, zu Markt kommen - die zerlumpten Soldaten, die vor den öffentlichen Gebäuden Wache stehen - die vorherrschend grell¬rothe Farbe der ganzen Bevölkerung - die langen, freilich verbotenen Messer in den Gürteln - die niederen Häuser dabei und vergitterten Fenster, das Alles glitt mir oft wie die wunderlichen Bilder einer Laterna magica vor den Augen vorüber, und ich freute mich dann wohl im Stillen, daß ich da wirklich mitten drin sitze in all' dem Schaffen und Treiben, und jetzt so recht hineinstürmen dürfe in das freie, fröhliche Leben.

      Was nun die Vergnügungen der Stadt betrifft, so bin ich freilich nicht im Stande, viel darüber zu sagen. - Meine Zeit war mir dort viel zu knapp zugemessen, mich diesem überlassen zu dürfen, und nur einer Beschreibung nach kann man in solche eben nicht genug eingeweiht werden, um dem Leser wieder einen deutlichen Begriff zurückgeben zu können. Das Wenige, was ich aber darüber weiß, soll ihm nicht vorenthalten bleiben.

      Buenos-Ayres hat zwei, und wie es heißt, sehr gut besuchte Theater, das eine - das Victoriatheater, soll eine recht tüchtige Oper besitzen, das andere bringt Schauspiele, verschmäht es aber auch nicht, Taschenspieler und Seiltänzer in seine Räume und den Kreis seiner Wirksamkeit aufzunehmen.

      Außerdem erxstirt in der Stadt ein Leseclub, der auch deutsche, französische, englische und portugiesische Zeitungen hält. In Buenos-Ayres selber erscheinen vier Zeitungen, drei spanische

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