Ein Liebesabenteuer. Alexandre Dumas
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»Ich würde entsetzlich aufgebracht sein.«
»Aber was ziehen Sie denn vor?«
»Es ist unnöthig, es Ihnen zu sagen, da ich Ihnen Niemand zuschicken werde.«
»Steigen Sie aus oder bleiben Sie?«
»Ich bleibe, ich befinde mich sehr wohl hier. Nur lassen Sie mich den Platz wechseln und mich an Ihre rechte Schulter setzen.«
»Sie finden, daß ich, wie der heilige Lorenz, auf der linken Seite genug gebraten bin, nicht wahr? Nun, so thun Sie es.«
Sie setzte sich an meiner rechten Schulter zurecht, wie sie es an meiner linken Schulter gethan, schlief wieder ein und erwachte in Brüssel.
»Steigen Sie aus?« sagte sie zu mir.
»Nun, und Ihre Wiener, was werden sie sagen, wenn sie uns bei einander sehen?«
»Es ist wahr, ich hatte sie vergessen. Wo logieren Sie gewöhnlich?«
»Im Hotel d'Europe, aber man hat dort eine so schlechte Meinung von mir, daß ich um Ihretwillen lieber anderswohin gehen möchte.«
»Wahlen Sie.«
»Nun also in das Hotel de Suede.«
»Gut, da Sie vor mir ankommen werden, indem ich für meine zehn oder zwölf Colli zu sorgen habe, so lassen Sie ein Zimmer für mich einrichten.«
»Sein Sie ruhig.«
»Sie umarmen mich nicht?«
»Gewiß nicht; es ist an Ihnen, mich zu umarmen, wenn Sie dazu Lust haben.«
»Sie sind das vielforderndste Geschöpf, welches ich kenne,« sagte sie.
Und sie küßte mich und brach in Lachen aus.
Eine Stunde später war sie im Hotel de Suede. Ich führte sie in ihr Zimmer, ich küßte ihr respecvoll die Hand und trat in das meinige, indem ich murmelte:
»Wie reizend wäre es, wenn man eine Frau als Freund haben könnte!«
III.
Es versteht sich von selber, daß ich mein Zimmer auf der anderen Seite des Vierecks wählte.
Ich nahm ein Bad und legte mich nieder.
Als ich erwachte, erkundigte ich mich nach meiner Reisegefährtin. Sie war schon ausgegangen und hatte ihre fünfzehn bis zwanzig Colli besorgt, die mit dem Frachtzuge abgehen sollten, während sie ihre Kunstreise machte, um Madame Schröder aufzusuchen.
Wie alle Künstler und Künstlerinnen, welche die Gewohnheit der raschen Ortsbewegung haben, hatte meine Reisegefährtin das Bewundernswürdige, daß sie ebenso wenig in Verlegenheit war, wie ein Mann, daß sie ihre Koffer packte und zuschnürte, daß sie ihre Reisesäcke füllte und schloß, und daß sie immer fünf Minuten vor der Stunde bereit war, was man sich nicht die Mühe geben darf, von einer Weltdame zu verlangen.
Während ich mich nach ihr erkundigte, kehrte sie zurück.
»Ah! meiner Treu!« sagte ich zu ihr, »ich glaubte Sie schon ausgeflogen.«
»Ich war es in der That.«
»Ja, aber auf immer.«
»Ich bin von der Natur der Schwalben, ich kehre zu dem Neste zurück.«
»Was haben Sie gethan?«
»Ich habe alle meine Koffer abgeschickt und habe die Scheine dafür in Empfang genommen, so daß ich weiter nichts habe als das Kleid, welches ich anhabe, ein anderes in meinem Reisesack und sechs Hemden. Ein Student, das sehen Sie wohl, würde es nicht besser machen können.«
»Und wann reisen Sie ab?«
»Wann Sie wollen.«
»Sie wollen indessen doch Brüssel sehen?«
»Was ist in Brüssel zu sehen?«
»Der Rathhausplatz und der St. Hubertusgang.«
»Und dann?«
»Dann die grüne Allee.«
»Und dann?«
»Das ist Alles.«
»Nun, führen Sie mich in irgend ein Gasthaus; ich gebe Ihnen dort ein Frühstück.«
»Sie?«
»Ja. Meine Colli kosten weniger Fracht, als ich glaubte: ich bin reich. Was ißt man hier?«
»Austern von Ostende, geräuchertes Rindfleisch, Krebse.«
»Und was trinkt man?«
»Faro und Lambick.«
»Nun so lassen Sie uns Faro und Lambick trinken und Krebse, geräuchertes Rindfleisch und Austern von Ostende essen.«
»Kommen Sie.«
Wir machten uns auf den Weg.
Ich schwöre Euch zu, wenn meine Begleiterin Pantalons und einen Oberrock getragen hätte, anstatt eines Kleides und eines Burnus, hätte ich mich von meiner Illusion täuschen lassen und mir vorgestellt, ich sei der Mentor eines schönen jungen Mannes, anstatt der Cavalier einer bezaubernden Frau zu sein.
Wir frühstückten, wir besuchten den St. Hubertusgang, den Rathhausplatz, wir machten einen Umweg zu der grünen Allee und kehrten in das Hotel zurück.
»Da haben wir Alles gesehen, was in Brüssel zu sehen ist?« fragte mich meine Reisegefährtin.
»Alles, mit Ausnahme des Museums.«
»Was giebt's im Museum?'
»Vier oder fünf prächtige Rubens und zwei oder drei bewundernswürdige Vandyk.«
»Warum sagten Sie mir das nicht sogleich?«
»Ich hatte es vergessen.«
»Schöner Cieerone! Lassen Sie uns das Museum sehen!«
Wir gingen, das Museum zu besuchen; die große Künstlerin, welche mit Shakspeare wie mit Schiller, mit Victor Hngo wie mit Shakspeare, mit Calderon wie mit Victor Hugo vertraut war, kannte Rubens und Vandyk wie Calderon und sprach von der Malerei wie sie von dem Theater sprach.
Wir blieben zwei gute Stunden im Museum.
»Nun,« sagte sie hinausgehend zu mir, »was bleibt mir in der Hauptstadt Belgiens zu sehen übrig?«
»Madame Pleyel, wenn Sie wollen.«
»Madame Pleyel! Madame Pleyel, die große Künstlerin? die, von welcher Lißt mir so viel gesagt