Wanderer. Erik Schreiber

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Wanderer - Erik Schreiber Sternenlicht

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einen gepflegten Eindruck. Eben eine künstliche Welt, beeindruckend in der Dimension und der Kühnheit der Konstruktion. Eine Welt für sich, eine zwischen den Sternen driftende Biosphäre.

      „Ich vermisse Lebewesen. Hat jemand von euch etwas gesehen?“ Peer blickte kurz in die Runde, bevor sein Blick wieder auf das Hologramm fiel. „Ben, kannst du einen Ausschnitt vergrößern?“

      Der Angesprochene kam der Aufforderung sofort nach. Ben fuhr mit seinen schlanken, beinahe zart wirkenden Fingern über die Oberfläche seines Touchscreens, verschob virtuelle Regler, bis der gewünschte Erfolg zu sehen war. Das System ruckte nur kurz, als das Bild so weit heranzoomte, dass die Welt die holographische Darstellung ausfüllte. An den Rändern der ansonsten makellosen Oberfläche wurde die Darstellung, bedingt durch den Schutzschirm oder Glaskuppel, was immer es auch war, unscharf. Es erschien der Wald und eine hügelige Wiese davor.

      Gestochen scharf konnte man nun den Blick auf eine künstliche Welt schweifen lassen, als wäre man nur zehn Meter vom nächsten Baum entfernt. Der Übergang von einer Wiese zum Wald war fließend. Es gab an dieser Stelle kein Unterholz. Und plötzlich rief Leutnant Rudolf Stein: „Da, auf zwei Uhr, hat sich etwas bewegt. Klein und pelzig.“

      Die anderen waren wie elektrisiert. Sollte es dort Leben geben? Vielleicht sogar intelligentes Leben? Aber darauf wies im Augenblick nichts hin.

      Wieder eine Bewegung. Ein pelziges, kleines Lebewesen. Es mochte etwa 20 cm lang sein, mit einem Schwanz, der ein Drittel der Körperlänge besaß. Graues Fell, schwarze Augen. Das Tier lief einen kleinen Hügel hinauf und machte Männchen. So konnte man den gelblichen Bauchpelz erkennen.

      In diesem Augenblick stürmte eine Horde großer Primaten aus dem Wald. Der kleine Nager hatte keine Chance. Einer der Primaten erwischte ihn. In seinen Pranken sah das kleine Tier noch zierlicher aus. Jedoch nicht lange. Denn der riesige Primat biss dem Nager einfach den Kopf ab. Mit einem weiteren Bissen war der Nager verspeist.

      Die anderen Primaten fingen an wie wild zu wühlen und fanden weitere Nager. Deren Lebenslauf verkürzte sich drastisch.

      Das ganze Spektakel dauerte nur wenige Minuten und die Primaten verschwanden in den Wald. Zurück blieb eine verwüstete Hügelwiese.

      „Was war das denn?“ Verblüfft sah die Besatzung auf die holografische Darstellung der fremden Welt. Ben sprach aus, was alle dachten. „Das ist sicherlich kein Paradies.“

      „Rudolf, erhalten wir inzwischen Kontakt? Meldet sich jemand, gibt es Antworten?“ Peer wandte sich an den Mann für die Kommunikation.

      Die Antwort bot nichts Neues. „Nein, nur unsere eigenen Signale, die zurückgesendet werden.“

      „Wir sollten mal die Plattform besuchen. Es interessiert mich, wer die Erbauer sind oder waren.“ Peer wollte schon Pläne machen.

      „Darf ich anmerken“, warf Kurt Jessan ein, „unser Auftrag lautet, die Funkboje auszusetzen. Und nach meinen Informationen ist die Position noch zwei Lichtjahre weit entfernt. Wir sollten erst unsere Arbeit erledigen.“

      „Ja, Kurt, korrekt wie immer. Aber wir können immer noch dorthin. Ein kleiner Abstecher auf die Plattform sollte doch drin sein. Ich will in Erfahrung bringen, wer die Plattform erbaute. Vielleicht kann man mit den Konstrukteuren Kontakt aufnehmen. Allein die Größe der Plattform zeigt, wie fortschrittlich sie waren. Und außerdem, sie haben freundlicherweise eine offene Schleuse als Einladung hinterlassen.“

      „Ich gebe zu bedenken …“

      „Ja, Kurt, kommt wieder dein SSD-Dienstgrad durch? Ich dachte, das hätten wir hinter uns.“

      Kurt schwieg. Die Diskussion über seinen SSD-Rang wollte er wirklich nicht wieder aufnehmen. Er sollte sich etwas zurückhalten und nur als Erster Offizier tätig sein. Als er in Vergangenheit als SSD-Offizier an Bord gekommen war, hatte es einigen Ärger gegeben. Erst ein klärendes Aneinandergeraten und das nachfolgende Besäufnis hatten die Zuständigkeiten geklärt.

      „Peer, ich möchte freiwillig nach draußen gehen.“

      Hegen war überrascht. Auch die restliche Besatzung blickte zu Ben Eigl auf. Seit Jahren hatte sich niemand freiwillig dafür gemeldet, als Erster das Raumschiff zu verlassen. Bei solchen Expeditionen war es häufig zu Unfällen gekommen; ätzende Niederschläge, Krankheitserreger, giftige Atmosphäre, Flugsand oder unvorhergesehene Strahlungen hatten ihre Opfer gefordert. Die Männer und Frauen der VASCO DA GAMA und ihrer Beiboote konnten manches darüber erzählen. Einige waren dabei sogar umgekommen. Deshalb meldete sich normalerweise niemand freiwillig für Landgänge.

      Hegen schmunzelte. „Leutnant Eigl will also wohl der erste Mensch auf Eigls Planet sein, stimmt's?“

      Eigl war etwas verlegen. „Ich glaube, dass ich ein Recht darauf habe, auch wenn es jetzt kein Planet ist.“ Auf alle Fälle würde es einen guten Eindruck machen, wenn jemand den Namen Eigl in diesem Zusammenhang im Logbuch las. Aber das dachte er nur insgeheim und verkniff es sich, dies laut zu erwähnen.

      Hegen zögerte kurz. Dann nickte er dem jungen Mann zu. „In Ordnung, Ben. Du kannst dich fertigmachen. Wir nehmen eine Phönix. Björn begleitet uns als dritte Person. Wir treffen uns in zehn Minuten im Hangar. Kurt, du übernimmst.“

      Ben begab sich nach unten in den Schleusenraum. Oberleutnant Schmird half Leutnant Eigl dabei, den Raumanzug anzuziehen und war sich auch nicht zu fein, den Anzug zu kontrollieren. Die neuesten Meldungen wurden ihnen mit auf den Weg gegeben: Schwerkraft, Atmosphäre und kosmische Strahlungen entsprachen den normalen Werten wie auf ihrem Heimatplaneten Irrikon. Ludovic machte sich nur kurz Gedanken darüber, welch mächtige Maschinen dafür zuständig waren.

      Dr. Schmird trat zu Ben an die offene Luftschleuse und schüttelte ihm die Hand. „Sei vorsichtig, Ben ...“

      Eigl war zuversichtlich und warf noch einen letzten Blick auf Hegen. Der Helm war schon befestigt, und Hegen sprach zu ihm über Sprechfunk. „Du kannst jetzt die Phönix betreten und startklar machen. Wir folgen gleich nach.“ Damit war der Leutnant als Erster an Bord des Beibootes. Aus Vorsicht heraus wollte Hegen diesmal, dass der Flug in Raumanzügen erfolgte. Im schlimmsten Fall drohte ein Abschuss der Phönix.

      Eigl genoss den großartigen Augenblick. Dies musste der Tag sein, der ihn weltberühmt machte! Zumindest jedoch, so hoffte er, der Beginn eines großen Abenteuers.

      Der Flug mit der Phönix dauerte mehr als 30 Minuten. Bei Ankunft verharrte das Beiboot der CHARON still vor WANDERER. Auf eine Anweisung von Peer hin flog Ben weiter. Die Phönix näherte sich der gewaltigen, komplexen Struktur der Plattform und flog etwa dreihundert Meter parallel zu dieser in Richtung der Kuppelbasis. Die Plattform betrug, wie Peer sich erneut ins Gedächtnis rief, fünfzig Kilometer im Durchmesser und bestand aus Metall und kunststoffverstärktem Metall. Die Biosphärenkuppel nötigte ihm einen gewissen Respekt ab. Sie war mit Versorgungsmodulen und den Öffnungen für Antennen und anderen Sensoren bestückt, die sich wie Münder den entfernten Sternen und dem dunklen Weltall zuwandten. Kleine und große Schleusen wechselten sich ab. Die Plattform hätte eine Armada an Raumfahrzeugen beherbergen können. Ben, der an den Kontrollen saß, schaltete zwei der vier Hauptscheinwerfer ein. Die angesteuerte Schleuse vor ihnen führte in die geheimnisvolle Dunkelheit des Plattforminneren. Da sie immer noch keinen Kontakt bekamen, flogen sie einfach in die Schleuse hinein. Die Phönix hatte genug Platz. Selbst die CHARON mit ihren 170 Metern Durchmesser hätte einfliegen können. Im Scheinwerferlicht der Phönix erkannten sie einen vollkommen leeren Hangar. Das Beiboot des Erkundungskreuzers, von Leutnant Eigl gesteuert, setzte sanft auf dem Hangardeck auf. Rechts von ihnen gab es eine

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