Your Hero. Sarah Glicker
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Taylor geht ein paar Schritte an mir vorbei und sieht sich dabei in alle Richtungen um.
Wir befinden uns in einer dunklen Seitenstraße in einem Gewerbegebiet. Mal abgesehen von Lagerhäusern, Handwerksfirmen und Dunkelheit gibt es hier nichts.
Ich lasse meinen Blick über die uns umgebenden Gebäude wandern. Allerdings weiß ich selber nicht so genau, wonach ich eigentlich Ausschau halte. Ganz davon abgesehen kann ich dort auch nichts erkennen.
„Was sollen wir mit ihm machen?“, erkundigt sich Brad nach einer kurzen Zeit.
„Schafft ihn weg. Solange ich nicht weiß, was hier los ist, will ich nicht, dass die Polizei darauf aufmerksam wird, was passiert ist. Der Regen wird dafür sorgen, dass das Blut verschwindet.“
Ich knurre die Worte mehr, als das ich sie wirklich ausspreche. Doch ich lasse keinen Zweifel daran, dass ich wütend bin.
Mir ist bewusst, dass mir hier jemand eine Falle stellen wollte. Allerdings habe ich keine Ahnung, wer es war, oder warum er es wollte. Und von diesem Typen habe ich auch nichts in Erfahrung gebracht, was mir weiterhelfen kann. Es war eher das Gegenteil der Fall.
Er hat sich über mich und meine Familie lustig gemacht. Und als würde das noch nicht reichen, war er der Meinung, dass ich auch noch nach seiner Pfeife tanze.
Ein letztes Mal sehe ich meine Brüder wütend an, ehe ich mich umdrehe und zu meinem Wagen gehe. Meine Schritte sind energisch und lassen keinen Zweifel daran, dass meine Laune gerade nicht die Beste ist.
Nachdem ich mich hinter das Steuer meines Lincoln gesetzt habe, ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche und werfe einen Blick auf das Display. Bereits in der nächsten Sekunde gebe ich einen frustrierten Ton von mir, da ich keine Nachricht von ihr bekommen habe.
Sauer werfe ich mein Handy auf den Beifahrersitz und gebe Gas.
1
Cody
Mit einem lauten Warnton, den ich in den letzten Jahren oft – zu oft - gehört habe, öffnen sich die Tore direkt vor meiner Nase. Jeder andere wäre wahrscheinlich so nervös gewesen, dass er hibbelig von einem Bein auf das andere gesprungen wäre. Doch dies ist bei mir nicht der Fall, was allerdings nicht heißt, dass ich mich nicht darauf freue, diesen Teil meines Lebens endlich hinter mir zu lassen und nach vorne zu sehen. Doch äußerlich bin ich ruhig und gefasst, so wie es meistens der Fall ist, wenn sich Leute um mich herum befinden, die nicht sehen sollen, was in mir vor sich geht.
Die Wärter, die um mich herum stehen und mich aufmerksam beobachten, denken wahrscheinlich, dass es mir egal ist, ob ich in Freiheit bin oder nicht, denke ich, als ich sie nacheinander betrachte.
Allerdings kann man mit Gewissheit sagen, dass ich in den letzten fünf Jahren mehr als genug Zeit hatte, um mich auf diesen Augenblick vorzubereiten. Dieses Geräusch war für mich alltäglich geworden, so wie es für andere der Fall ist, dass sie jeden Tag zur Arbeit gehen. Ich habe nur auf den Moment gewartet, in dem es für mich bestimmt war.
Der Gedanke an die Zeit, in der ich hier war, sorgt dafür, dass sich meine Hände zu Fäusten ballen. Sicher, aufgrund meiner Stellung war ich hier der Boss und hatte gewisse Freiheiten, von denen die anderen nur träumen konnten. Doch aus dem Gefängnis heraus kann man nicht die Geschäfte der Familie leiten. In diesem Fall hat es mich eindeutig zurückgeworfen.
In dieser Zeit hatte ich mir geschworen, nie wieder so einen Fehler zu machen, um kein zweites Mal hier zu landen.
Dies habe ich mir vorgenommen, nachdem für mich feststand, dass ich herausfinden werde, wer dafür verantwortlich ist und ihn ebenfalls umbringen werde.
In den letzten Jahren hatte ich Zeit genug, um mir dafür gleich mehrere Pläne zurechtzulegen.
Mein Glück war es, dass sie keine Leiche finden konnten, da meine Brüder sie haben verschwinden lassen. Sie hatten nur diese eine Zeugenaussage und keine Beweise, denke ich. Und das Blut ist vom Regen verschwunden.
„Hast du es dir anders überlegt und willst doch hier bleiben? Oder bist du noch nicht verschwunden, weil du Wurzeln geschlagen hast?“
Als die Stimme des Wärters an meine Ohren dringt, drehe ich mich in die entsprechende Richtung und grinse ihn dreckig an. Sein leises Lachen ertönt. Ich kann von Glück sagen, dass er keine Ahnung hat, was mir in den letzten Jahren ebenfalls mehrmals durch den Kopf gegangen ist.
Wahrscheinlich würden sie mich schon deswegen hier behalten.
„Ich bin mir sicher, dass ihr mich vermissen werdet“, stelle ich gelassen fest.
Augenblicklich erstirbt sein Lachen und sein Gesichtsausdruck wird ernst. Er weiß genauso gut wie ich, was ich damit meine.
Ich war der Einzige, der in den letzten Jahren die Insassen im Griff hatte und für Ruhe gesorgt hat.
„Hau ab, und sorge dafür, dass wir dich hier nicht so schnell wiedersehen“, fordert er mich schlecht gelaunt auf.
Während er spricht, verschränkt er die Arme vor seinem stämmigen Körper und nickt in die Richtung des geöffneten Tores.
Mir liegen ein paar Worte auf der Zunge, die ich ihm gerne entgegenschleudern würde. Allerdings weiß ich, wann es besser ist zu schweigen. Und das ist einer dieser wenigen Augenblicke in meinem Leben. Allerdings ändert das nichts daran, dass ich meine Hand hebe und ihm den Mittelfinger zeige.
Seine einzige Reaktion besteht darin, dass er laut lacht und so den Wunsch in mir weckt, ihm die Schnauze einzuhauen.
Aber so ist das Gefängnis. Dort haben die Wärter das letzte Wort, zumindest denken sie das, und wer nicht nach ihrer Pfeife tanzt, hat Pech gehabt. In den letzten Jahren habe ich jedoch bewiesen, dass dies meistens nicht der Fall war.
Ohne einen letzten Blick zurückzuwerfen, setze ich mich in Bewegung und gehe auf den riesigen Parkplatz, der sich auf der anderen Seite des Zaunes befindet. Dabei sehe ich mich kurz um, bis ich schließlich das entdecke, wonach ich Ausschau gehalten habe.
Meine Brüder stehen in einiger Entfernung und haben sich lässig an den schwarzen Durango Express gelehnt, der zu meinem Fuhrpark gehört. Er erinnert mich an das, was ich in den letzten Jahren am meisten vermisst habe. Normalerweise habe ich mich besser im Griff, doch jetzt sorgt die Erinnerung dafür, dass mir ein Stich versetzt wird.
Doch nun habe ich keine Zeit, um mich damit zu beschäftigen. Das muss warten, bis ich mich um einige Dinge gekümmert habe und ich dann endlich Zeit habe, mich darum zu kümmern, ohne abgelenkt zu werden.
Bei dem Anblick von Taylor und Brad werde ich von einer Wut erfasst, die ich bis jetzt nur selten verspürt habe. Diese richtet sich aber nicht gegen sie. Dieser Idiot, der mich an die Bullen verpfiffen hat und wegen dem ich die letzten Jahre in einer kleinen Zelle verbringen musste, hat wirklich gedacht, dass er damit durchkommt. Allerdings weiß ich, dass er bis jetzt keine Chance hatte, damit durchzukommen. Und ich