Your Hero. Sarah Glicker
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Ich brauche ein paar Sekunden, bis ich mich wieder im Griff habe, doch dann schaffe ich es, mir meinen Ärger nicht anmerken zu lassen.
Während des Essens spüre ich die ganze Zeit seinen Blick auf mir. Mir ist bewusst, dass ihn unsere letzte Unterhaltung nicht gefällt, doch es ist mir egal. An meiner Meinung wird sich nichts ändern. Dieses Mal werde ich standhaft bleiben!
Ich versuche mich auf das Gespräch zu konzentrieren, das um mich herumgeführt werden. Doch ich schaffe es nicht. Dies geht soweit, bis ich nicht einmal mehr in der Lage bin, am Tisch sitzen zu bleiben.
Plötzlich packt der Fluchtinstinkt mich, den ich nicht mehr unter Kontrolle behalten kann.
„Ich bin gleich wieder da“, verkünde ich und stehe so energisch auf, dass der Stuhl mit einem scharfen Ton über die Fliesen rutscht.
Als ich den überraschten Blick meiner Mutter erkenne, merke ich, dass es vielleicht etwas zu energisch war, doch darum kann ich mich jetzt nicht kümmern. Ohne sie ein letztes Mal anzusehen oder noch etwas zu sagen, verlasse ich die Küche und gehe ins Bad. Ich habe nur noch den Wunsch von hier zu verschwinden und soviel Abstand wie möglich zwischen Jason und mich zu bringen. Doch gerade muss ich mich damit begnügen, das Zimmer zu verlassen.
Nachdem ich die Tür des Badezimmers hinter mir abgeschlossen habe, lasse ich mich dagegen sinken.
Einige Sekunden stehe ich dort, habe die Augen geschlossen und versuche mein wild schlagendes Herz wieder unter Kontrolle zu bekommen. Erst dann gehe ich zum Waschbecken und werfe einen Blick in den Spiegel.
Ich bin blass im Gesicht, sodass es mich nicht wundert, dass meine Mutter mich so angesehen hat. Außerdem zittert mein gesamter Körper.
Wahrscheinlich wird sie mir nachher noch einmal sagen, dass ich mal Urlaub machen soll, denke ich.
Und das würde ich gerne, allerdings ist auch das nicht so einfach, wie sie es sich vielleicht denkt.
Da ich nicht ewig im Bad bleiben kann, schiebe ich das schnell wieder zur Seite und sammle mich. Erst als ich mir sicher bin, dass ich nicht jeden Augenblick etwas machen werde, was ich wahrscheinlich bereuen werde, gehe ich wieder hinaus. Doch kaum habe ich die Tür geöffnet, bereue ich es bereits wieder.
Nur wenige Zentimeter von mir entfernt steht mein Bruder und sieht mich von oben bis unten an.
„Du solltest mehr schlafen. Schließlich hast du bald eine wichtige Verabredung“, stellt er dann fest.
Ein hinterhältiges Grinsen hat sich auf seinem Gesicht breit gemacht, während seine Worte langsam bei mir ankommen.
„Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich diesen Termin nicht wahrnehmen werde“, kontere ich entschieden.
Ich lasse keinen Zweifel daran, dass ich es genauso meine, wie ich es gesagt habe. Doch ich erkenne auch, dass er nicht zufrieden mit meiner Antwort ist. Um genau zu sein, spannen sich seine Muskeln an und seine Lippen bilden nur noch eine dünne Linie. Mir ist bewusst, dass er wütend ist und leider weiß ich auch, was nun kommen wird.
Bevor ich die Chance habe, einen Schritt nach hinten zu gehen, umgreift er fest meinen Arm und zieht mich hinter sich her in das Arbeitszimmer unseres Vaters. Nachdem er leise die Tür hinter sich geschlossen hat, baut er sich bedrohlich vor mir auf.
Und dann spüre ich nur noch, wie seine Hand in meinem Gesicht landet.
Der Schlag ist so fest, dass mein Kopf zur Seite fliegt. Sofort gehe ich ein wenig in die Knie und fasse ich mir an die Stelle, an der er mich getroffen hat. Ich spüre das Brennen, welches von ihr ausgeht. Mir schießen die Tränen in die Augen, doch ich halte mich zurück. Ich will ihm nicht diese Macht über mich geben.
„Ich habe eigentlich gedacht, dass wir das schon ausführlich geklärt haben“, brummt er. „Du machst, was ich sage und wann ich es sage. In den letzten Jahren hat es doch auch funktioniert. Ich verstehe nicht, wieso du jetzt so ein Drama deswegen machst. Dieser Mann ist ein sehr einflussreicher Geschäftspartner von mir und er würde gerne meine Schwester kennenlernen. Ich rate dir, diesen Job ordentlich zu erledigen. Es geht für mich um eine Menge Geld.“
„Bitte“, flehe ich ihn an.
Meine Stimme ist brüchig, da ich versuche, die Tränen für mich zu behalten.
Sein heiseres Lachen ertönt und zeigt mir, dass es ihn nicht interessiert. In der nächsten Sekunde greift er nach meinem Kinn und hält es fest, sodass ich ihm nicht ausweichen kann.
Nun läuft mir doch eine einzelne Träne über die Wange bis zu meinem Kinn.
„Ich habe dir bereits beim letzten Mal gesagt, dass es mir egal ist. Es wird Konsequenzen haben, wenn du dich nicht an meine Anweisungen hältst. Und du kannst mir glauben, dass du das nicht erleben willst.“
Einige Sekunden starrt er mich finster an, ehe er mich so ruckartig wieder freigibt, dass ich nach hinten stolpere.
„Und jetzt wirst du nach Hause fahren und dich ins Bett legen. Schließlich will ich mir nicht anhören müssen, dass ich meine Schwester nicht gut behandle. Bei den anderen Mädchen wäre mir das egal. Wenn ich diesen Vorwurf allerdings bezüglich meiner Schwester bekomme, ist das doch etwas anderes.“
Ich kann nicht verhindern, dass ich ihn mit zusammen gekniffenen Augen ansehe.
„Das wirst du früher oder später dir aber anhören müssen“, flüstere ich.
Ich habe keine Ahnung, woher ich den Mut nehme, ihm diese Worte gerade entgegenzuschleudern, doch ich bin froh darüber, dass ich ihn habe.
„Wenn du nicht willst, dass ich dir noch eine scheuere, was ich sofort machen würde, hältst du jetzt den Mund und fährst nach Hause. Und ich hoffe, dass du wieder etwas Farbe im Gesicht hast, wenn du noch ein paar Stunden im Bett verbracht hast. Nicht, dass du krank wirst. Das könnte ich gerade überhaupt nicht gebrauchen.“
Nachdenklich betrachtet er mich.
„Ich muss mich noch von Mom und Dad verabschieden“, erkläre ich ihm.
„Oh nein, die beiden sollen dich so nicht zu Gesicht bekommen. Das würde nur weitere Fragen aufwerfen. Ich werde ihnen einfach sagen, dass es dir nicht gut ging und du deswegen schon gefahren bist.“
Mit diesen Worten macht er Platz, sodass ich das Zimmer wieder verlassen kann. Einerseits bin ich froh darüber, dass er mich bei ihnen entschuldigen wird. Andererseits würde ich ihnen gerne endlich die Wahrheit sagen. Doch ich schaffe es nicht, diese Worte in ihrer Gegenwart auszusprechen.
Als ich endlich in meinem Wagen sitze und mich ein wenig von dem Haus entfernt habe, bleibe ich stehen und lasse meinen Tränen freien Lauf. Meine Wange brennt noch immer und mittlerweile hat sich dort ein roter Fleck gebildet, der nicht zu übersehen ist.
Ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr ich meinen Bruder hasse. Seit Jahren zwingt er mich schon dazu, dass ich seinen Geschäftspartnern zur Verfügung stehe und sie alles mit mir machen lasse, was sie wollen.
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