Dom zu Magdeburg. J. F. W. Koch

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Dom zu Magdeburg - J. F. W. Koch historisches Deutschland

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Der Altar

      2. Statuen am Biachoßgange

      3. Otto's Grabmal

      4. Domherrnsitze und Gemählde

      5. Udo's Stein und Säule

      6. Der Kayserin Editha Grabmal

      7. Reliquien

      8. Ein aufgetrocknetes Kind

      VII. Der Thurm.

      Erster Abschnitt.

      Kurze Geschichte des Doms.

      1.

      Der Schöpfer des ersten Flors von Magdeburg ist auch der Stifter des Doms,

      Kayser Otto der Große.

      Er hatte zur Befestigung des Christenthums mehrere Bißthümer unter den Slavischen Völkerschaften angelegt und wollte nun auch einen Metropoliten, oder Erzbischof, haben, dem jene untergeordnet seyn sollten. Zum Sitz desselben bestimmte er Magdeburg, weil dieser Ort nicht nur die Sächsische Grenzstadt; sondern auch seiner ersten Gemahlin, der frommen Editha, Tochter des Königs Eduard von England, besonders lieb geworden war durch die Aehnlichkeit seiner Lage mit London. Aus zu ihr verlieh er der Stadt eine Menge großer Schenkungen und Vorrechte; schuf sie aus einem unbedeutenden Orte zu einem blühenden Handelsplatz um und machte sie zur Hauptstadt von Nord Deutschland; — weshalb sie ihm auch ein Ehrendenkmal errichtete, das jezt noch auf dem Alten Markte vorhanden ist, — eine Statue zu Pferde.

      Schon seit dem Anfange seiner Regierung hatte er Vieles dazu vorbereitet. Noch als König von Deutschland stiftete er, durch eine aus Magdeburg vom 21. Sept. 937 datirte Urkunde, ein reichbegabtes Benedictiner-Kloster, welches auf derselben Stelle, wo der jetzige Dom steht, errichtet; jedoch etwa 30 Jahr nachher in ein anderes, — in das, auf dem benachbarten Riddags- oder Johannisberge neuerbauete, Kloster verpflanzt wurde. Dies ist das, späterhin als Schule hochberühmt gewordene, Kloster Berge, das leider im Frühjahr 1814 während der Blokade der Stadt von der französischen Besatzung abgebrochen und. in eine traurige Ruine verwandelt ist.

      Als Otto bey seiner Kayserkrönung die Erlaubniß vom Papst Johann XIII. zur Errichtung eines Erzbißthums in Magdeburg ausgewirkt hatte, welches durch dessen Bulle vom 13. Febr. 962 geschah, ließ er sogleich im folgenden Jahre 963, und noch während seines Aufenthalts in Italien, den Bau einer Metropolitan- oder Kathedralkirche betreiben, wozu er außer beträchtlichen Gaben an Gold und Edelgesteinen, deren Summe in älteren Schriften auf Neunzehn Tonnen Goldes angegeben wird, mehrere Reliquien schickte, und worin er sein und seiner Editha Grab bestimmte; — und ernannte zum ersten Erzbischof, den Mönch des Klosters Maximin zu Trier, Adalbert, welchen er nach Rom sandte, und von demselben Papst ordiniren ließ. Dies geschah am 1. Oct. 968.

      Diese Domkirche stand aber auf einer andern Stelle, als die jetzige, nemlich auf der nordöstlichen Seite des Domplatzes, wo jetzt das landschaftliche Gebäude ist. Von derselben ist nichts weiter bekannt, als daß sie, etwa drittehalb Jahrhundert nach ihrer Gründung, an einem Charfreytage, den 20. April 1207 der Raub einer Feuersbrunst wurde, welche auf dem breiten Wege entstand und einen großen Theil der Stadt, bis zur Johanniskirche hin, in Asche legte. Auch das oben erwehnte Kloster wurde ein Opfer derselben. Die einzigen wahrscheinlichen Ueberreste des letztem sind der Kreuzgang und diejenige Capelle, worin jetzt das Archiv ist, und die man von dem Fürstenwall aus zunächst oberhalb des Doms sehen kann.

      2.

      Aber schon im Jahre darauf, also 1208, (nach andern Nachrichten, drey Jahre später) ward der Grund zu der noch jetzt stehenden Domkirche auf dem Platz des Benedictiner Klosters von dem achtzehnten Erzbischofe, Albert II., einem Grafen von Hallermund mit großer Feyerlichkeit gelegt und in Gegenwart des päpstlichen Legaten, des Cardinais Hugolin von Ostia, welcher 20 Jahr nachher unter dem Nahmen Gregor IX. Papst wurde.

      Der Baumeister, nach dessen Plan dieses Prachtgebäude errichtet ist, wird Bonsak genannt, und ist in der Kirche abgebildet.

      Allein sowohl die Kostbarkeit der Anlage, und die Erschöpfung der gesammelten Baugelder, als auch die von Zeit zu Zeit entstehenden Kriegsunruhen, unterbrachen nicht selten den Fortgang, und hemmten so sehr die Vollendung des Prachtbaus, daß erst nach mehr als anderthalb Jahrhunderten der neue Dom eingeweihet werden konnte, obgleich die Einweihung auch wohl durch den Mangel der dazu erforderlichen Kosten verspätet seyn mag. — Und selbst noch viel später ist an den Thürmen gebauet, wie die über dem Ausgange nach der obersten Gallerie des nördlichen Thurms in Stein eingehauene Jahreszahl 1520 andeutet; so wie auch wirklich aus den noch vorhandenen alten Baurechnungen des Erzstifts erhellt, daß von 1477 bis zu dem genannten Jahre daran gebauet und die Steine dazu von Seehausen und Olvenstedt genommen sind.

      3.

      Die Einweihung geschah am 22. Octob. 1363, dem 21. Trinitatissonntage, von dem zwey und dreyßigsten Erzbischof Dietrich, mit großer Feyerlichkeit und Pracht, und in Gegenwart einer großen Menge von dazu eingeladenen Fürsten, Bischöfen und Edlen. Die Chronik nennt uns von den Fürsten und Edlen: Mehrere von Sachsen, Meißen, Braunschweig, Anhalt, Querfurt, Schraplau, Schwarzburg, Regenstein, Hohenstein, Stollberg, Beichlingen, Barby, Schönberg, Mannsfeld, Gleichen u. s. w.; und von den Geistlichen die Bischöfe zu Hildesheim, Halberstadt, Brandenburg und Havelberg, nebst den Weihbischöfen von Magdeburg und Hildesheim, dem Abt vom Kloster Berge und mehreren infulirten (mit Bischoßhüten versehenen) Aebten, welche alle mit einem ungemein zahlreichen Gefolge von Hofleuten, Rittern und Vasallen umgeben waren.

      Sie wurde bey ihrer Einweihung dem heil. Mauritius und der heil. Katharina (Jener war Anführer der Thebaischen Christen-Legion unter dem römischen Kayser Maximian und soll am 22. Sept. 286. mit derselben des Christenthums wegen zu St. Maurice im Walliser Lande niedergehauen seyn. Er wird als ein Mohr abgebildet, in der einen Hand eine Fahne mit dem Kreuz, und in der andern einen Schild tragend. Diese, deren Gedächtnißtag auf den 25. Nov, fällt, aus Alexandrien gebürtig, wurde vom Kayser Maxentius im Jahr 312 hingerichtet, weil sie weder durch Versprechungen, noch durch Drohungen, von dem Bekenntniß der christlichen Religion abgebracht werden konnte. Sie wird gewöhnlich mit einem zerbrochenen Rade am Fuße und einem Schwerd in der Hand abgebildet; jenes, weil das Rad, durch das sie sterben sollte, auf ihr Gebet im Augenblick der Hinrichtung zersprang; dieses, weil sie hinterher den Tod durch das Schwerd gestorben ist.) gewidmet, deren Finger von dem Gründer des Doms, Erzbischof Albert, zu den Reliquien gegeben war. Beyder Statuen findet man mehreremale am Aeußern und im Innern des Doms.

      4.

      Diese Kirche wurde nun der Sitz eines prunkreichen Gottesdienstes, welcher von dem Erzbischofe selbst mit seinen Capitularen versehen wurde. Letztere bekamen um diese Zeit den Nahmen „Domherren“. Denn die erzbischöfliche Kirche hieß vorzugsweisse „domus dei“; das Haus der Capitularen „domus episcopi“ und diese unterschrieben sich in den Urkunden häufig „de domo.“

      Besonders ward der Mauritiustag, der 22. Sept., vorzüglich feyerlich begangen. An diesem Tage las nicht nur der Erzbischof selbst im Beyseyn sämmtlicher Capitularen die hohe Messe, sondern es wurden auch, — vornehmlich von derjenigen Gallerie, welche die unterste der Thürme ist, und um das ganze Schiff der Kirche zugleich geht, — die Reliquien des heil. Mauritius und Anderer ausgesetzt und mit großem Gepränge dem Volke gezeigt.

      Dies gab Veranlassung zu einem großem Jahrmarkt, welcher am Mauritiustage anfängt, am Michaelistage endet, und noch jetzt als Volksfest vorhanden ist, besonders an dem Michaelissonntage, wo „der Hahn im Dome krähet“ (S. unten Satz 20.) — Man brachte nemlich allerley Kirchenornate, Chorröcke, Meßgewande u. s. w. hier zu Markte, welche von dem Erzbischof geweihet und

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