Der heilige Bürokratius. Anno Dazumal

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Der heilige Bürokratius - Anno Dazumal

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Deutschland war also von Bürokraten besetzt. Ganz Deutschland? Nein, ein paar wenige Menschen, die sich nicht mit der Diktatur der Bleistiftterroristen abfinden wollten, gingen laut protestierend durch die Straßen Berlins. Als sie aber der zehnfachen Zahl von Polizisten gegenüberstanden und die ohne Vorwarnung zu prügeln begannen, da wurde ihnen allen klar, was die Stunde und was der Bulle geschlagen hatte. Nur einigen Wenigen von ihnen gelang die Flucht und jene schafften es sogar, nicht einmal erkannt und so erkennungsdienstlich erfaßt zu werden. Zu den Wenigen, die sich nicht im Knast wiederfanden, gehörten der Gesellschaftskritiker Klaus Dibel mit seiner Frau Bärbel, sowie der Schriftsteller Daniel Sond. Jene kamen erschöpft in ihrer Wohnung an, in der sie zu dritt lebten. „Um Himmels Willen! Mir scheint es, als hätten diese elendigen Bürokraten jetzt das ganze Land unter ihren Fittichen“, stellte Daniel entsetzt fest. „Was für eine Katastrophe! Wenn die an der Macht bleiben, dann haben Kritiker überhaupt keine Chance mehr“, seufzte Klaus. „Was habt Ihr denn? Das war doch ne tolle Abwechslung heute nachmittag“, entgegnete Bärbel. „Bärbel, es stehen nicht alle auf Sado Maso. Es mag ja sein, daß es Dir gefallen hat, wie Dich die Polizisten verprügelt haben, aber das widerspricht den Prinzipien eines Rechtsstaats“, erläuterte Klaus. „Leute, ich glaube wir sind hier in der Hölle gelandet. Es wäre wohl das Beste, wenn wir unsere Sachen packen und abhauen würden“, schlug Daniel vor. „Sollen wir etwa vor dem Feind kapitulieren? Niemals. Wir werden kämpfen und wenn es das Letzte ist was wir tun“, entschied Klaus. „Na ja, auch recht. Ich hatte eh nichts Anderes vor“, murmelte Daniel und verschwand dann. „So ein Schlappschwanz“, motzte Bärbel. „Ach was! Der Daniel ist schon in Ordnung. Der macht mit, darauf kannst Du Dich verlassen“, beruhigte sie Klaus. „Trotzdem ist er ein Schlappschwanz.“ „Soll das heißen, daß Du ihn auch bereits angebaggert hast? Bärbel, kriegst Du denn nie genug? Weißt Du nicht mehr, wie lange wir gebraucht haben, bis der Postbote die Klage wegen sexueller Belästigung fallen lassen hat?“ „Doch. Aber wenn ich es brauche, dann brauche ich es halt.“ „Jetzt hör mal! Du hast hier drei Vibratoren. Das muß doch wohl reichen. Wir können es halt nicht den ganzen Tag lang treiben.“ „Wie Du meinst.“ „So, dann werden wir mal einen Schlachtplan entwerfen, wie wir gegen diese Bürokratenplage vorgehen können. Vielleicht sollten wir ein paar Büros in die Luft sprengen.“ „Nein, dann brauchen die ja überhaupt nichts mehr arbeiten und werden trotzdem bezahlt. Außerdem wecken wir sie so auf und dann bauen sie noch mehr Scheiße.“ „Du hast Recht, Schatz. Ich habe da eine tolle Idee.“ Bärbel begann, sich schnell auszuziehen. „Nicht das, Du ewig geile Frau. Nein, wir werden dieses bürokratische System mit seinen eigenen Waffen schlagen.“ „Und wie soll das gehen?“ „Wir werden laufend neue Anträge stellen, bis die Bürokraten unter der Last zusammenbrechen und aufgeben.“ „Tolle Idee, Schatz“, lobte Bärbel und schaltete einen ihrer Vibratoren ein. Klaus ging derweil zu Daniel und erklärte ihm seinen Plan. „Jawohl, so werden wir es machen. Und ich werde jetzt sofort ein Buch gegen die Bürokratie schreiben“, entschloß sich der junge Schriftsteller. „Das kannst Du Dir sparen, weil sie es eh zensieren“, warf Klaus ein. „Aber ich dachte, das Grundgesetz gilt nicht mehr.“ „Schon, aber was hat das damit zu tun?“ „Na ja, ganz einfach: Im Grundgesetz steht, daß es keine Zensur gibt und in Wirklichkeit hat es doch eine gegeben. Also müßte es jetzt eigentlich keine Zensur mehr geben, da ja das Grundgesetz nicht mehr gilt.“ „Eine komische, aber irgendwie logische Begründung. Na ja, meinetwegen kannst Du ja schreiben. Aber wenn ich Dich für den Kampf brauche, dann erwarte ich, daß Du voll bei der Sache bist.“ „Na klar“, versprach Daniel und zog sich dann vor seinen Computer zurück. Sie Beide hatten den Traum von einer Gesellschaft ohne Bürokratie noch nicht aufgegeben. Doch die war mittlerweile an der Spitze angelangt und es würde unglaublich schwer werden, sie von dort in die Tiefe zu stoßen, wo sie eigentlich auch hingehört. Ein wohl aussichtsloses Unterfangen.

      Einer der Bürokraten, welche die eigene Macht sichern sollten, hatte sich nach einem ruhigen Tag auf den Weg nach Hause gemacht und traf dort zum eigenen Leidwesen auf die eigene Frau. „Hallo Klara. Ich hoffe, Du hast nicht schon wieder alles aufgegessen, weil wir heute abend Gäste erwarten“, erzählte Bertram. „Das ist ja schön. Wer kommt denn?“ wollte seine Frau wissen. „Ein paar Männer, die sich das Haus anschauen wollen.“ „Warum das denn?“ „Ach, das sind Wohnungsbauexperten und die wollen einmal kostenlos prüfen, ob wir sicher wohnen.“ „Na wenn das so ist.“ Wenig später klingelte es und die „Freier“ kamen mit erwartungsvollen Blicken herein. Es waren immerhin 15 Männer, die sich auf das Inserat hin gemeldet hatten und die alle waren auch zu Bertrams Haus gekommen. Umgehend stellte ihnen der Beamte seine Frau vor, doch als sie jene zu Gesicht bekamen, da wurde es ihnen anders. Acht verschwanden sofort und wortlos, zwei kotzten ins Haus, vier zeigten Bertram entsetzt einen Vogel und hauten laut schimpfend ab und nur einer blieb stehen, um sich mit Bertram über dessen Anzeige zu unterhalten. „Also, eines muß ich Ihnen sagen: Ich bin schwer enttäuscht“, begann der Mann. „Das ist gut. Sie ist nämlich schwer“, betonte Bertram. „Das sehe ich. Hören Sie, eigentlich wollte ich was Hübsches für mich heute nach Hause nehmen, aber wie ich sehe wäre das nur möglich, wenn ich blind wäre und darum schlage ich Ihnen vor, daß ich sie in meinem Zoo unterbringe. Bei den Nilpferden.“ „Einverstanden. Ich packe schnell ihre Sachen und Sie können schon den Lastwagen holen.“ „He! Wovon redet Ihr da?“ mischte sich Klara ein. „Wahnsinn! Ein sprechendes Nilpferd. Ich bin beeindruckt“, gestand der Mann. Sekunden später lag er am Boden. Klara hatte ihn mit ihrem Bauch auf die Erde gedrückt und lag auf ihm. „Was habt Ihr vor? Was fällt Ihnen ein, mich so zu beleidigen? Ihnen werde ich es zeigen!“ brüllte sie wütend. „Es reicht. Hör auf! Der Mann bekommt keine Luft mehr“, erkannte Bertram. Da ließ sie von ihm ab, was er nutzte, um sich schnell aus dem Staub zu machen. „So, jetzt zu Dir, Freundchen“, drohte Klara, weshalb ihr Ehemann zu zittern begann. „Du willst mich etwa loswerden, was? Aber das wird Dir nicht gelingen. Weißt Du, so langsam glaube ich, daß Du der bist, der diese komische Anzeige mit der Frau, die zu verschenken ist, aufgegeben hat.“ „Wie kommst Du denn auf so einen Schwachsinn?“ „Na ja, ich vermute es. Nur eine andere Telefonnummer ist angegeben.“ In jenem Augenblick war Bertram froh darüber, daß seine Frau nichts von seinem Handy wußte. Aber auch das konnte ihn nicht vor einer Bestrafung retten. Nachdem seine beleibte Gattin dreimal über ihn gerollt war, was sie Sex nannte, lag er vollkommen erschöpft auf dem Bett und wimmerte vor sich hin. „Weißt Du, wir sollten viel mehr miteinander unternehmen. Du vernachlässigst mich schon seit ein paar Wochen“, behauptete sie. „Soll ich sie aushungern oder erschießen? Oder erhängen? Nein, dann würde ja der Strick reißen. Oder vielleicht vergiften? Ach was, ich sage ihr jetzt, daß sie unglaublich fett ist und endlich abhauen soll“, entschied Bertram in Gedanken. „Klara, ich muß Dir etwas sagen.“ „Hast Du etwa eine Andere?“ „Nein.“ „Das glaube ich Dir nicht. Ich habe es doch gerochen. Du hast eine andere Butter gekauft und willst sie nicht mit mir teilen.“ „Kannst Du denn nur ans Essen denken?“ „Oh nein. Wenn Du willst, machen wir es noch mal.“ „Bloß nicht. Ich bin schon tot. Ich weiß nicht, ob Du Dich erinnern kannst. Vor unserer Hochzeit warst Du eine schöne junge Frau, die gerade mal 70 Kilo wog. Und heute bist Du ein häßlicher Kloß, der zwei Waagen braucht.“ Es war raus. Klara schaute ihn an und begann fürchterlich zu weinen. Das ertrug Bertram nicht lange und verschwand. Als er wenig später wieder nach ihr sah, fand er sie vor dem Kühlschrank, wo er sie schmatzend entdeckte. Er hatte vergessen gehabt, daß sie ihren Kummer grundsätzlich wegaß. Doch das half nun alles nichts. Bertram hatte nach wie vor ein schweres Problem und eine schwere Frau am Hals und es sah nicht so aus, als würde er sie auf die Schnelle loswerden. „Na ja, wenigstens haben wir unseren Chef gestürzt“, dachte er sich.

      Der war nämlich im wahrsten Sinne des Wortes über seine ach so intelligente Sekretärin gestolpert, so daß Gerhard, Ulrike und Bertram von nun an keinen Chef mehr, sondern in ihrer Behörde selbst das Sagen hatten. Doch solche Dinge interessierten die fünf Machthaber wenig. Jene hatten sich, für Bürokraten völlig untypisch, mächtig ins Zeug gelegt und sehr schnell eine ganze Menge Gesetze verabschiedet, die vom Zeitpunkt ihrer Bekanntgabe an in ganz Deutschland gelten sollten. Jene wurden in allen Nachrichtensendungen verlesen: „1.In ganz Deutschland ist den Anordnungen der Bürokraten Folge zu leisten. Wer dagegen protestiert, muß mit einer Haftstrafe rechnen. 2.Bürokraten

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