Die Liebe in deinen Spuren. Nancy Salchow

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Die Liebe in deinen Spuren - Nancy Salchow

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voran, als ich gedacht hätte“, antwortete ich. „Andererseits gönne ich mir zwischendurch auch viele Pausen, daher weiß ich nicht, ob die vier Wochen ausreichen werden. Vielleicht versuche ich auch, den Aufenthalt hier zu verlängern.“

      „Oder du schreibst in Hamburg weiter.“

      „Ich weiß nicht, ob das so gut wäre. Ich habe den Eindruck, dass mir der Abstand zur Stadt ganz guttut.“

      „Vielleicht bist du einfach nur froh, mal wieder in deiner alten Heimat zu sein.“

      „Vielleicht.“ Ich nahm einen Schluck von meinem mittlerweile lauwarmen Kaffee.

      In Wahrheit war es weit mehr als der Abstand zur Stadt oder die Sehnsucht nach der Heimat. Viel eher war es ein wesentlicher Schritt auf der Suche nach mir selbst. Der Suche nach einer Richtung für mein Leben, während sich meine Vergangenheit und die Ahnung einer Zukunft um einen Platz in der Gegenwart stritten.

      Sein Blick führte ins Leere, während er den Mund öffnete und wieder schloss. Ich kannte dieses Verhalten. Es bedeutete, dass er nach Worten suchte, die er nicht zu finden schien.

      Dankbar, endlich von der Gefühlsebene weggekommen zu sein, kam ich seinen erneuten Erklärungen zuvor. „Du solltest aufhören, darüber zu reden, Piet. Solange diese Sache immer und immer wieder zur Sprache kommt, werden wir nie die Chance haben, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.“

      „Ich habe doch gar nichts gesagt.“

      „Aber du wolltest es gerade.“

      „Nein, ich ...“ Er hielt kurz inne. „Du hast recht, ich wollte es. Aber nur, weil ich das Gefühl habe, dass noch lange nicht alles gesagt ist.“

      Ich stand auf und goss mir Kaffee nach. Mit dem Rücken zur Spüle blieb ich stehen. „Vielleicht machen Worte alles nur noch schlimmer.“

      „Wie könnte es schlimmer werden?“ Nun stand auch er auf. „Du behandelst mich wie einen Geschäftspartner und weichst jedem persönlichen Wort aus. Das ist nicht die Tina, die ich kenne. Das ist nicht die Tina, die ich ...“ Er stockte.

      „Das ist nicht die Tina, die du – was?“ Meine Augen weiteten sich unweigerlich. Er stand nur einen Atemzug entfernt vor mir.

      „Die Tina, die ich brauche. Die Tina, die wir brauchen. Verstehst du nicht, dass wir das Album ohne dich nicht machen können? Du bist ein Teil von uns.“

      Das Album. Wieder mal das Album. War das wirklich alles, worauf es ihm ankam?

      „Aber ich habe doch längst zugesagt, die Texte zu schreiben. Was willst du denn noch?“

      „Ich will das Gefühl haben, dass du da bist. Wirklich da. Dass ich mich dir vollkommen öffnen kann, so wie früher. Nur so können wir auf die Ebene kommen, die du benötigst, um in unserem Sinne zu schreiben.“

      „Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, liegen vor dir die Zeilen eures ersten Tracks – und die sind entstanden, ohne dass ich mich auf irgendeiner Ebene befunden habe. Ich habe sie allein geschrieben, Piet. Ohne dich. Und ohne mich zu fragen, ob ich in deinem Sinne handle.“

      Meine Gedanken rotierten. Entsprach es denn der Wahrheit, dass ich den Text allein geschrieben hatte? Was war mit der fast gespenstischen Geschwindigkeit, in der sich die Worte zusammengefunden hatten? Was war mit der Verwirrung, die sie in mir ausgelöst hatten, weil sie mir so seltsam fremd erschienen waren?

      Piet ließ sich auf den Stuhl fallen. „Ich wünschte, wir könnten wieder Freunde sein.“

      „Manchmal bekommt man eben nicht das, was man sich wünscht“, antwortete ich und registrierte im selben Moment die Verbitterung in meiner Stimme.

      Eine Verbitterung, die mich vor mir selbst erschrecken ließ. War das wirklich ich? Eine Frau, die selbst nach anderthalb Jahren noch immer nicht vergessen konnte? Eine Frau, die dem Mann, den sie liebte, selbst jetzt noch bei jeder Gelegenheit zeigen musste, wie sehr er sie verletzt hatte? Ganz gleich, ob ich im Recht war oder nicht, die Art, wie ich dieses Recht zu demonstrieren versuchte, schockierte mich in diesem Moment auf heftige Weise.

      „Es tut mir leid, Tina. Ich wollte dir nicht wehtun. Das musst du mir glauben.“

      Ich setzte mich. Nach wie vor war mir nicht klar, warum er damals der Verantwortung und nicht seinen Gefühlen gefolgt war; trotzdem wusste ich, dass seine Entscheidung unumstößlich war. Eine Tatsache, die nicht zu meinem distanzierten Verhalten passte.

      „Ich weiß“, antwortete ich schließlich, nun etwas sanftmütiger. „Ich tue mich einfach nur schwer damit, so zu tun, als wäre nichts geschehen.“

      „Das verlangt ja auch niemand. Ich möchte nur, dass du weißt, dass du nach wie vor von unschätzbarem Wert für uns bist.“ Er lächelte. „Für uns, und für mich.“

      Ich wollte nicht darüber nachdenken, erst recht nicht danach fragen, wie sich dieser unschätzbare Wert definierte. Piet war hier – und für den Moment war das genug für mich, um dankbar zu sein. Denn so sehr ich mich auch dagegen sträubte, die Tatsache, dass er neben mir saß und die Zeilen las, die ich für ihn geschrieben hatte, beflügelte mich auf eine Weise, die geradezu elektrisierend war. Was auch immer geschehen war, in diesem einen Augenblick besaß ich die Fähigkeit, es zu vergessen und nur ihn zu sehen.

      Den Mann, dem noch immer jedes meiner Worte galt.

      *

      Die Handtücher schlugen wie feuchte Hände gegen meine Unterarme, während ich versuchte, sie an der Leine zu befestigen. Bereits zwei Wäscheklammern waren mir im Wind auf den Rasen gefallen, ein T-Shirt sogar so unglücklich im Dreck gelandet, dass ich es liegen ließ, um es später erneut in die Waschmaschine zu stecken.

      Der Wind war auch der Grund, dass ich Celine erst hörte, als sie bereits direkt vor mir auf dem Wäscheplatz stand. Völlig aufgelöst wimmerte sie vor sich hin, murmelte zusammenhanglose Worte und starrte mich dabei an, als hätte ich ihr eine unliebsame Zukunft vorausgesagt.

      „Was ist denn los?“ Irritiert ließ ich ein feuchtes Shirt in den Wäschekorb fallen.

      „Udo. Er, er hat mich betrogen“, antwortete sie mit tränenerstickter Stimme.

      „Betrogen“, wiederholte ich ungläubig.

      „Ja, verdammt. Betrogen!“ Unruhig ging sie neben der Leine auf und ab. „Ich habe es gerade erfahren.“

      Noch bevor ich mich, geschweige denn sie, fragen konnte, warum sie es ausgerechnet mir erzählte, kam sie mir zuvor. „Woher wusstest du davon, Tina? Bitte sei ehrlich. Woher wusstest du es?“

      Ihr Blick erweckte für einen Moment den Eindruck, dass sie sogar mich für verdächtig hielt, der Grund für seinen Betrug zu sein.

      „Wie kommst du darauf, dass ich davon gewusst habe?“, fragte ich verunsichert.

      „Warum sonst hast du neulich davon angefangen, über Treue und so zu reden? Das kann doch kein Zufall sein. Das ist doch ...“ Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Das ist doch alles nicht möglich. Verdammt, warum ausgerechnet er?“

      Ich schob den Korb zur Seite und legte meinen Arm um ihre Schulter. Langsam führte ich sie zur Bank, auf der sie

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