Die Liebe in deinen Spuren. Nancy Salchow

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Die Liebe in deinen Spuren - Nancy Salchow

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Ich will schreien

       Will mich spüren ohne dich

       Lass mich atmen

       Lass mich schreien

       Auf dem Weg zum neuen Ich

      Ich versuchte, mir Piets Stimme hinter diesen Zeilen vorzustellen. Die Art, wie er Vokale in die Länge zog, war charakteristisch für seinen Gesang. Und eine Angewohnheit, die mir in Momenten wie diesen immer wieder in den Sinn kam. Ich liebte es, ihn singen zu hören.

      Ein Windzug riss mich aus den Gedanken. Die Fliederblüten in der Vase neben dem Laptop bewegten sich, doch als ich zum Fenster schaute, bestätigte sich meine Vermutung, dass es geschlossen war. Woher war der Windhauch gekommen?

      Das Echo einer Stimme, diesmal die eines Mannes, schien für den Bruchteil von Sekunden durch den Raum zu schweben.

       Ich liebe Celine. Ich verstehe nicht, wie ich sie derart hintergehen konnte.

      Die gerade erst verblassten Gedanken an Piets Stimme ließen mich für einen Moment annehmen, dass es seine Worte waren, die sich in mein Bewusstsein geschoben hatten. Aber die Wahrheit war, dass ich die Stimme nicht kannte.

      Was um Himmelswillen hatte es damit auf sich? Irgendetwas sagte mir, dass ich nicht verrückt war, dass es eine Erklärung geben musste für diese seltsamen Geschehnisse, auch wenn ich nicht ahnte, wie diese aussah.

      Tatsache war, dass mich die unerklärlichen Wortfetzen nur im und um das Haus heimsuchten, nicht etwa in Percys Tanzscheune. Aber wie konnte mir diese Erkenntnis weiterhelfen?

      Der Windzug war mittlerweile abgeflaut, sodass ich mich für einen Moment fragte, ob ich ihn mir vielleicht nur eingebildet hatte.

      Ich versuchte, mir die Worte erneut ins Gedächtnis zu rufen. Erst jetzt fiel mir der Name auf, den die Stimme genannt hatte.

      Celine.

      Möglicherweise dieselbe Celine, die mich gedrängt hatte, zum Flohmarkt zu kommen?

      Was hatte das alles zu bedeuten? Und warum war ich mittlerweile an einem Punkt angekommen, da ich mich weit weniger darüber wunderte, als ich eigentlich sollte?

      Ich schaute auf mein Handy, das auf der Küchenvitrine lag. Celines Anekdote über die Wunschfarben ihrer Handys kam mir in den Sinn. Sie hatte sich pink gewünscht, ihr Mann dunkelblau. Seltsam, dass ich mich ausgerechnet jetzt daran erinnerte.

      Ja, natürlich, der Flohmarkt. Ob Celine jetzt noch dort war? Ich schaute auf die Uhr. Kurz nach elf. Hatte sie nicht etwas von neun bis achtzehn Uhr gesagt?

      Für einen Moment zögerte ich, schließlich hatte mir der Gedanke, sie in absehbarer Zeit wiederzusehen, noch am Tag zuvor Magenschmerzen bereitet. Jetzt schien mir jedoch jede Möglichkeit, den verwirrenden Worten zu entkommen und auf diese Weise vielleicht sogar eine Antwort zu finden, Grund genug, um ihrer Einladung zu folgen.

      *

      „Ich wusste, dass du kommen würdest.“ Freudestrahlend rauschte sie hinter ihrem Schuhstand hervor.

      „So etwas lass ich mir doch nicht entgehen“, antwortete ich mit stumpfem Lächeln.

      Mit einer kurzen Umarmung begrüßte sie mich. Ihr Atem roch nach Himbeerbonbons und Zigaretten. Als ich ihre Hände auf meinem Rücken spürte, hatte ich für einen kurzen Augenblick den Eindruck, ihr etwas schuldig zu sein. Aufrichtigkeit. Freundlichkeit. Oder zumindest ein bisschen mehr Mühe bei dem Versuch, ihr diese vorzuspielen.

      „Und? Hast du dich schon umgesehen?“, fragte sie.

      „Allzu viele Stände gibt es ja nicht“, antwortete ich. „Und um ehrlich zu sein, bin ich auch gar nicht konkret auf der Suche nach etwas.“

      „Der Sinn von Flohmärkten liegt ja auch nicht im Suchen, sondern im Finden von Dingen, von denen man bisher nicht wusste, dass man sie braucht.“ Sie lächelte wie nach dem Aufsagen eines Gedichts, während ich mich fragte, warum ich eigentlich gekommen war.

      Die seltsame Stimme. Ja.

      Der Mann, der Celine erwähnt hatte.

      Aber was hatte es damit auf sich? Und wie sollte ich mehr darüber erfahren, ohne mich selbst als offensichtlich Verrückte bloßzustellen? Ging es im Grunde nicht nur darum, mir selbst die Kuriositäten, die mich seit meiner Ankunft heimgesucht hatten, zu erklären?

      „Bist du alleine hier?“, fragte ich.

      „Nein. Meine Schwiegereltern sind auch da.“ Sie deutete mit einer Handbewegung auf die gegenüberliegende Seite. Ein älteres Ehepaar saß mit Rätselheften in der Hand und Lesebrillen auf der Nase hinter einem Bücherstand.

      „Aha“, murmelte ich.

      „Udo will später auch nochmal vorbeischauen“, fuhr sie lächelnd fort.

      Udo. Eine seltsame Ahnung überkam mich.

      „Deinem Lächeln zufolge kannst du es kaum erwarten.“

      „Na ja, ich gebe gern mit ihm an“, antwortete sie, eine geradezu unaufdringliche Wahrheit, die sie für einen Moment fast sympathisch erschienen ließ.

      Ich nickte, während ich darüber nachdachte, ob es sinnvoll war, weitere Fragen zu stellen. Erneut tauchten die Worte vor meinem inneren Auge auf. Ich liebe Celine. Ich verstehe nicht, wie ich sie derart hintergehen konnte.

      „Es ist immer wieder schön, wenn Beziehungen heutzutage noch Bestand haben“, sagte ich intuitiv. „Treue und Vertrauen scheinen ja leider kaum noch von Bedeutung zu sein.“

      „Was meinst du?“ Celine schien verwirrt.

      „Na ja, sieht man doch leider überall. Seitensprünge. Lügen.“

      „Sprichst du da aus Erfahrung?“

      „Nein, nicht direkt, ich … vergiss es. Sei einfach froh, dass es euch nicht betrifft.“

      Sie nickte zögernd.

      „Also? Wie sieht’s aus? Hast du auch ein paar interessante Schnäppchen in Größe 41 im Angebot?“ Mit bemühtem Interesse begann ich, zwischen den farbenfrohen Tretern zu wühlen.

      „41? Da dürfte die Auswahl etwas bescheiden sein.“

      Ich ignorierte ihre Bemerkung und suchte weiter, dankbar für eine Tätigkeit, die es mir ermöglichte, ihren fragenden Blicken auszuweichen. Irgendetwas an meiner Bemerkung, vielleicht auch an der Art, wie ich sie geäußert hatte, schien sie zu verunsichern. Ein Umstand, der wiederum mich verunsicherte. Warum nur hatte ich dem Drang nachgegeben und das Thema auf diese Weise angeschnitten? Den Grund für meine Andeutungen konnte ich ihr ohnehin nicht nennen. Warum hatte ich es dann nicht gleich vorgezogen zu schweigen? Ich war meinem Instinkt gefolgt, auf diese Weise ihre Ansichten zum Thema Treue zu erfahren, um vielleicht einen Hinweis auf die Bedeutung der seltsamen Worte zu bekommen, die ich im Haus gehört hatte. Aber war das Grund genug, sie – und in gewisser Weise auch mich selbst – derart zu verwirren?

      „Du

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