Endora. Alegra Cassano

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Endora - Alegra Cassano

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vor, gerade in dem Moment, als Dimetrios die Hand heben wollte, um die Entscheidung zu besiegeln. Landos Erscheinen wurde von den Umstehenden mit lautem Gemurmel kommentiert und er hörte ein Murren aus dem Lager von Rubions Freunden. Doch nichts konnte ihn jetzt irritieren. Er konzentrierte sich auf Ayda und blendete den Rest aus, aber selbst ihr Mund blieb ungläubig offen stehen, als sie ihn ansah. Ihr Blick wanderte zu Rubion und dann wieder zu Lando zurück. Er sah deutlich die Furcht darin und vermutete, dass sie ebenfalls an den Zweikampf dachte.

      Sie schüttelte kaum merklich den Kopf in seine Richtung. Er wusste selbst, dass es Wahnsinn war, was er da tat, aber er hatte in diesem Moment nicht anders handeln können. Er konnte doch nicht kampflos die Familie seines besten Freundes dessen ärgstem Feind überlassen. Das würde Jaron ihm nie verzeihen.

      „Sonst niemand?“, fragte Dimetrios und ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Für Lando stand bereits fest, dass er sich dem Duell stellen musste, und ihm war bewusst, dass er den Tag vermutlich nicht überleben würde, doch wenigstens würde er ehrenhaft sterben.

      Rubion war größer, stärker, besser ausgerüstet und, was das Wichtigste war, körperlich unversehrt. Lando dagegen war als Jugendlicher in eine Falle geraten und konnte seit dem sein rechtes Bein nicht mehr richtig benutzen, weshalb er es nachzog. Er war nicht mehr schnell und wendig. Diese körperliche Beeinträchtigung machte ihm schwer zu schaffen und sie war auch der Grund, warum er bisher keine Familie gegründet hatte. Ernähren könnte er eine Frau schon, nur war er der Meinung, für keine gut genug zu sein. Frauen wollten keinen Krüppel, wenn sie ehrlich waren.

      Ein Raunen ging durch die Menge, und Lando drehte sich überrascht um, genau wie Ayda und Rubion. Der junge Dell war auf den Platz getreten. Er war gerade erst sechzehn Jahre alt geworden.

      „Was willst du?“, knurrte Dimetrios ungehalten.

      „Ich melde mich als Ernährer“, erklärte der Junge tapfer. Wieder raunte die Menge und einige Leute lachten.

      „Dell, das ist unmöglich. Du bist noch nicht so weit“, erklärte Dimetrios mit kaum verhaltenem Ärger in der Stimme. Er war Dells Onkel und konnte so einen Unsinn nicht billigen. Sein Bruder würde ihn auf ewig verfluchen, wenn er Dells Meldung zuließ.

      Dimetrios wollte diese Sache jetzt schnell beenden, bevor noch jemand auf die Idee kam einzugreifen. Er hatte keinen Zweifel am Ausgang des anstehenden Zweikampfes, und obwohl es schade um Lando war, war dieser doch selbst Schuld. Warum musste er sich auch freiwillig melden? Schon immer hatte es Ärger wegen seiner Sippe gegeben! Dimetrios wollte sich jetzt nicht weiter darüber aufregen und endlich zum zweiten Punkt der Tagesordnung übergehen.

      „Geh zurück, Dell!“, befahl er scharf. Der Junge blieb unsicher stehen.

      „Steht denn irgendwo geschrieben, wie alt der Ernährer sein muss?“, wagte er zu fragen.

      Lando bewunderte den Mut des Jungen. Es war jedoch abzusehen, dass seine Meldung nicht zugelassen wurde. Suchend ließ Lando seinen Blick über die Menschen schweifen, die ihm am nächsten standen. Alles Fremde. Die meisten kannte er zwar vom Sehen, aber hier war niemand, der ihm helfen konnte. Er hatte Dells Absicht durchschaut. Wenn sich ein dritter Mann melden würde, wäre der Zweikampf nicht mehr nötig und Ayda könnte selbst entscheiden.

      „Dell, du kannst keine Familie ernähren“, sagte Dimetrios jetzt noch einen Ton schärfer und winkte seinen Neffen vom Platz. Der Junge bemerkte, wie zwei Wachleute sich in seine Richtung bewegten, und trat deshalb zögernd den Rückzug an.

      Lando atmete tief durch. Die Luft schien ihm stickiger als zuvor und ihm war, als würde er den Staub des Platzes auf der Zunge schmecken. Zusammen mit den rumorenden Säften in seinem Inneren, entstand ein Gemisch, von dem ihm übel wurde, doch er war bemüht, sich davon nichts anmerken zu lassen. Eine Schwäche reichte wirklich. Ihm war bewusst, dass der Ratsälteste nun so schnell wie möglich seine Entscheidung verkünden würde. Dimetrios war nicht gerade für seine Geduld bekannt.

      Lando spürte, wie Rubion ihn kalt musterte, vermied es aber seinen Nebenbuhler direkt anzusehen. Wenn der Unfall nicht gewesen wäre, hätte er vielleicht eine Chance gegen ihn gehabt, aber so … Nein, er hatte seinen Tod besiegelt, als er in den Kreis getreten war. Nun gab es kein Zurück mehr und alles, was er tun konnte, war in Würde zu unterliegen. Sein Verstand suchte noch nach einem Ausweg, denn geistig war er Rubion schon immer überlegen gewesen, aber im Grunde seines Herzens wusste er, dass es keine Möglichkeit gab, seinem Schicksal zu entrinnen. Für Ayda und die Kinder tat es ihm besonders Leid, denn dann hatten sie niemanden mehr, der ihnen beistand. Mehr als er jetzt tat, konnte er für sie leider nicht tun.

      Die Menge wurde erneut unruhig, als sich aus den hinteren Reihen ein Mann nach vorne drängte. Er war sehr groß und so breit wie zwei normal gebaute Männer. Lando erkannte ihn sofort. Es war der Holzfäller Kahn, den er aus den Wäldern kannte. Er hatte ihm vor Jahren in einer Notlage geholfen.

      Lando war zufällig in der Nähe gewesen, als er die Hilfeschreie des Mannes hörte. Khan hatte sich, ohne es zu wissen, einen Baum zum Fällen ausgesucht, der einem Arakus als Unterschlupf diente. Durch den Krach, den die Axtschläge verursachten, war das Tier aus seinem Erdloch, unterhalb des Baumes geschossen und hatte sich in die Wade des Mannes verbissen. Khan konnte es zwar mit seiner schweren Axt erschlagen, aber er schaffte es nicht, die Zähne, die wie Widerhaken in seinem Fleisch steckten, herausziehen. Lando half ihm bei dieser sehr blutigen Angelegenheit. Arakusbisse entzündeten sich häufig, denn die Tiere waren Aasfresser. Khan hatte einige Tage zwischen Leben und Tod in der Wildnis verbracht, während Lando mit allen Heilkräutern, die ihm zur Verfügung standen, versuchte, für Linderung zu sorgen. Er hatte sich aufopferungsvoll um den Kranken gekümmert, hatte ihm Wasser gebracht, Nahrung besorgt und ihm Mut zugesprochen. Für Lando war das selbstverständlich. Erst als es dem Holzfäller wieder gut ging, trennten sich ihre Wege.

      „Wie kann ich das je gut machen?“, hatte Khan zum Abschied gefragt und Lando antwortete: „Du brauchst nichts gut zu machen, aber wer weiß, vielleicht bist du einmal in der Nähe, wenn ich Hilfe nötig habe.“

      Nun stiegen Lando beinahe Tränen in die Augen, als er den Riesen sah, der sich durch die Menge schob, vorsichtig aber stetig, so als hätte er Angst, jemanden zu zerquetschen, aber als befürchte er auch, zu spät zu kommen.

      „Ich melde mich“, sagte er mit seiner tiefen Bassstimme und zwinkerte Lando zu. Rubion knurrte ungehalten. Er war sich seiner Sache schon so sicher gewesen, wie Lando seinem Untergang.

      „Nun denn“, sagte Dimetrios wenig begeistert.

      „Dann hast du wohl die Wahl Ayda.“

      3. Die Wahl

      Ayda war noch benommen. Sie fühlte sich, wie in einem Traum, so als würde dies alles nicht wirklich geschehen. Sie meinte, neben sich zu stehen und sich selbst zu betrachten, wie sie grübelnd da stand.

      Warum wurde sie bereits jetzt dazu gezwungen, sich einen neuen Mann zu suchen? Jaron war doch noch nicht einmal zwei Monate fort! Hatte ihn jemand gefunden? War er tot? Vor Angst krampfte sich ihr Herz schmerzhaft zusammen, dann wurde ihr jedoch bewusst, dass das nicht sein konnte. Wäre ihr Mann gefunden worden, hätte man ihn zurück nach Endora gebracht, damit alle die Möglichkeit hätten, ihn zu sehen und sich zu verabschieden. Außerdem wäre ihr die Todesnachricht vor der Zusammenkunft mitgeteilt worden, damit sie sich in Schwarz hätte kleiden können und nicht in dem Grau, das den Frauen vorbehalten war, die auf die Rückkehr ihrer Männer warteten.

      Warum also?

      Dimetrios trommelte

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