Sprit bitte - vollgetankt habe ich schon.. Maik Ottleben
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Man ignoriert den Störenfried so weit wie möglich und tut seine Arbeit. Hierbei ist allerdings dringend darauf zu achten, dass man versucht, eben jene Person so höflich wie es noch machbar ist, dazu zu bewegen, den Shop zu verlassen.
Der Spagat zwischen völliger Ruhe, der ohnehin sinnlosen Diskussion mit einem Betrunkenen und dem Drang das Ganze mittels Pfefferspray und Baseballschläger vorzeitig zu beenden ist allerdings nicht immer einfach. Gehen sie aber davon aus, dass jeder Buddhist sie danach für ihre Selbstbeherrschung und innere Stärke bewundern wird.
Das Schwierigste an allen drei Varianten ist es ohnehin, ruhig zu bleiben und die eigene Atmung zu kontrollieren, denn schließlich möchte man in der Zeit, in der man sich nun mit dem Betrunken auseinander setzen muss, nicht zu tief einatmen - vor allem dann nicht, wenn man danach noch mit dem Auto fahren muss.
Intermezzo 1
Es war mitten in der Woche, irgendwann so gegen halb drei morgens im November.
Meine Brötchen waren gebacken, die Bleche voller Croissants standen backfertig da. Bald würden die neuen Tageszeitungen geliefert werden, die ersten Pendler würden kommen und die Arbeit ihren gewohnten Gang gehen - reine Routine, wie ich sie wohl schon tausend Mal gemacht hatte.
Dann betraten die drei jungen Männer den Verkaufsraum und würden eine bleibende Erinnerung hinterlassen.
Ich hatte sie auf Anfang bis Mitte zwanzig geschätzt und auf Grund der Kleidung und des Umgangs relativ schnell als Studenten und somit schon fast als "normale und langweilige“ Kunden abgehakt.
Sie fanden schnell und sicher unser Schnapsregal und begannen eine intensive Beratung, was man denn nun noch trinken wolle.
Um zumindest ein wenig zu ihrer Ehrenrettung beizutragen, sollte ich wohl erwähnen, dass sie auf mich einen zumindest leicht angeheiterten Eindruck machten.
Nach fast zehn Minuten intensiver Diskussionen über die Vorteile von Wodka, die Nachteile von Whisky und wieso man sowieso alles mischen könnte, einigten sie sich unerwartet auf den guten, alten Jägermeister. Wahrscheinlich war die Einigung nur deshalb möglich, weil eben jener Hörner-Whisky bisher in ihren Beratungen keinerlei Rolle gespielt hatte.
Ich wollte schon erleichtert aufatmen und den Fall zu den Akten legen.
Ich war ja so naiv.
Das nächste Problem stand natürlich bereits vor der Tür - rein metaphorisch gesprochen.
Wie sollte man bezahlen? Die Flasche kostete 8,99 € und sie waren immerhin zu dritt.
Einfache Lösung dazu, auf die sie sich quasi sofort einigten: jeder gibt den gleichen Teil. Problematischer stellte es sich heraus, den Anteil pro Mann zu berechnen.
Ja, lieber Leser, ich sehe ihr Gesicht genau vor mir und ja, genau so muss ich auch ausgesehen haben. Drei Mann, eine Flasche zu rund neun Euro - höhere Mathematik eben.
Die nächsten Minuten vergingen und sie kamen mir wie eine Ewigkeit vor.
Ich hörte Rechenergebnisse zwischen 2,50 € und sage und schreibe 6,00 € pro Mann.
Nachdem sie sich wider Erwarten nicht einig wurden und mein Gesichtsausdruck schwer darunter litt, nicht zu breit zu Grinsen und ich das laute Lachen massiv unterdrücken , zückte einer der drei irgendwann sein Smartphone und nutzte den Taschenrechner.
Dummerweise stellte sie das Ergebnis vor ein neues Problem. 2,9966 € brachten wieder reichlich Diskussionsstoff, bis man sich einig werden konnte, wer nun die aufgerundeten Cent übernehmen sollte.
Mittlerweile hatten die drei beinahe eine viertel Stunde bei mir verbracht und auch mit größter Selbstbeherrschung war es mir völlig unmöglich geworden, noch eine neutrale Mimik beizubehalten.
Als sie schließlich bei mir bezahlt hatten, konnte ich mir die Frage nicht mehr verkneifen: "Ihr seid Studenten, oder? Darf ich fragen, was ihr studiert?"
Lehramt, Deutsch und Geschichte, drittes Semester.
Lehramt, Deutsch und Kunst, drittes Semester.
Wirtschaftswissenschaften, Schwerpunkt Control-ling, fünftes Semester.
Ich wusste, ich hätte nicht fragen sollen.
Als ich mein Lachen irgendwann unter Kontrolle hatte und wieder halbwegs atmen konnte, waren die drei aus mir nach wie vor unerklärlichen Gründen bereits gegangen...
Homo sapiens mobiltelefonis
Ich gebe es zu.
Ich habe auch eins.
Ich möchte meistens auch nicht mehr ohne es sein.
Inzwischen hat man sich so an es gewöhnt, dass ein Leben ohne nicht mehr vorstellbar ist. Man hat es bei der Arbeit, beim Einkaufen, unterwegs, zu Hause und ich bin sicher, mancher kann selbst in intimen Momenten im Bett nicht mehr ohne es (lang lebe der Vibrationsalarm!).
Das Handy.
Mittlerweile verfluche ich diese Erfindung oft als ein Werk des Teufels, der sich bei unserem Benehmen in Bezug auf unseren "Liebling" sicher regelmäßig vor Lachen nicht mehr halten kann.
Ich gehöre zu der Kategorie Menschen, deren Mobiltelefone eigentlich nie gebraucht werden. Ich habe es schon viele Jahre, hauptsächlich weil es damals in Mode kam und cool war.
Inzwischen wurde daraus natürlich ein Smartphone mit vielen tollen Funktionen, die ich weder brauche, noch will oder überhaupt kenne.
Meistens habe ich es stumm geschaltet, oft liegt es in einer Jackentasche oder auf dem Garderobenschrank zu Hause, so dass ich mit schöner Regelmäßigkeit entgangene Anrufe oder längst überholte Nachrichten löschen kann.
Erreichbar bin ich damit so gut wie nie, denn zu Hause habe ich einen Festnetzanschluss, im Auto keine Freisprecheinrichtung (angeblich soll telefonieren ohne solche Einrichtung nicht erlaubt sein) und an der Arbeit - naja, hier soll ich theoretisch arbeiten und nicht stundenlang mit Freunden telefonieren. Für dringende Anrufe steht ein Festnetztelefon griffbereit neben mir, mit dem ich im Notfall auch telefonieren darf.
Meine Familie kennt diese Nummer und ruft, sollte es wirklich wichtig sein, hier an.
Für alle anderen bin ich einfach nicht erreichbar.
Kurzum, ich gehöre wohl zu den maximal zehn Prozent der Bevölkerung unter 50 Jahren die noch nicht süchtig nach ihrem Handy sind.
Läuft man einmal durch die Innenstadt, bekommt man innerhalb von nur fünf Minuten quasi jedes auf dem Markt erhältliche Smartphone zu sehen - die meisten davon mit Zubehör wie Kopfhörern, pinken Ledertaschen und mit Strasssteinen besetzten Schutzhüllen, manche in der Größe von TV-Bildschirmen der 80er Jahre, andere so klein, dass die Lupenfunktion bereits ab Werk aktiviert ist.
Wer nicht wenigstens alle fünfzehn Minuten damit seinen Facebook-Account prüft oder per Whats App