Amerikas Helden. Klaus Werner Hennig

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Amerikas Helden - Klaus Werner Hennig

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Lande schwer und staubig. Heute wird das Kopftuch aus hygienischen Gründen in Küchen und Betrieben der Lebensmittelbranche getragen.“

      In der Pause führte sie mit Tülin ein Gespräch. „Ich schätze dich sehr, deine Leistungen sind gut, du willst studieren, Lehrerin werden. Mit Extravaganzen verdirbst du dir deine Chancen. In acht Bundesländern herrscht für Kopftuchträgerinnen Lehrverbot. Eine deutsche Schule ist keine Moschee!“

      Tülin druckste: „Weiß ich.“ Sie verschloss sich nun ganz.

      „Woher der Sinneswandel? Du weißt, ich bin auch religiös, aber ich zeige das nicht öffentlich. Soll ich mit deinen Eltern sprechen?“

      Tülin verneinte, bat, gehen zu dürfen.

      Auf dem Heimweg wurde sie von Mike Kapiske und dessen Korona verfolgt. Sie hüpften um Tülin herum, berührten sie sogar. Tülin blieb gelassen, nahm´s nicht allzu krumm. Da trat Mike dicht an sie heran, ergriff das Tuch, zerrte es vom Kopf und schwenkte das Stück Seidenstoff wie eine Trophäe. Die Meute geriet in Verzückung, brüllte: Sieg heil!

      Samira kam zufällig vorbei, beobachtete die Szenerie. Sie hegt keine allzu große Sympathie für Tülin Gökküdül, hält ihre Bescheidenheit für Überheblichkeit, aber was hier ablief, ging entschieden zu weit. Samira ist generell gegen Fremdenhass, Machtgehabe und diesen nationalistischen Scheiß.

      „Gib das Kopftuch her!“, herrschte sie Mike an. Der grinste frech, hielt es hoch: “Nimm es dir, geiles Kuttenluder, wenn du kannst.“ Ein knallharter Schlag mit angewinkeltem Knie in sein Gemächt, vornehm war das nicht. Samira ist durchtrainiert, hat drei Brüder, kennt sich aus. Mike schrie jämmerlich: „Unfair, du brutale Sau!“ Er krümmte sich vor Schmerz. Samira riss ihm Tülins Tuch aus der Hand. Die Meute stob auseinander, Mike humpelte hinterher.

      Samira überreichte Tülin das Tuch. „Kapiske ist hinterlistig, den kenne ich, der lauert um die Ecke, sich zu rächen. Ich begleite dich. In dieser Männerwelt müssen Mädchen zusammenhalten.“

      Zu Hause angekommen, stellte sie die Schulkameradin den Eltern vor. Die Gökküdüls sind nette Leute, fand Samira, sehr türkisch zwar, sprachen gebrochen Deutsch, boten duftenden Minztee an, dazu ofenfrische Baklava, das sind Blätterteigpasteten mit Sirup aus Honig und Gewürzen übergossen. Zu süß, befürchtete Samira, aber sie möchte nicht unhöflich sein.

      Danach zeigte Tülin ihr Mädchenzimmer, öffnete den Kleiderschrank, ließ sie sogar in ihr Schmuckkästchen blicken. Samira kam aus dem Staunen nicht heraus. Für sie sind abgewetzte Jeans, hautenge Pullis und das farblich passende Blouson Klamotten genug. Sie braucht keine Kleider aus Samt und Seide mit Bändern und Spitze – unnötiger Firlefanz. Auch Ketten und Klunker – unnützer Tand.

      Tülin schenkte Samira ein Kopftuch aus Seide, wie sie es selber trägt. Davon lag ein Stapel im Schrank. Sie zeigte Samira, wie es traditionell gebunden wird. Samira beschaute sich im Spiegel. Wow, sie fand es verwegen, kam sich vor wie die Pressesprecherin der Piratenpartei.

      Tülin lachte, hatte eine Freundin gefunden, ausgerechnet Samira, die sich von keinem was gefallen lässt. Sie vertraute ihr an, in den Sommerferien war sie in der Türkei, ihr Großvater – ein alter, aber sehr frommer Mann – ihm hätte sie versprochen, fortan stets Kopftuch zu tragen, wie es in ihrer Heimat Sitte wär, dem Großvater zur Liebe und Allah zur Ehr. Sie sei Muslima mit Leib und Seele. Die volle Wahrheit hat sie Samira beim Abschied anvertraut: Benjamin, der Junge von nebenan, hat sie zu Beginn der Ferien im Treppenhaus mit beiden Händen am Kopf gehalten und auf den Mund geküsst. Um Allah zu versöhnen, trage sie nun Kopftuch, schaue keinen Jungen mehr an.

      Auf dem Heimweg grübelt Samira, wie sie Tülin helfen kann. Erst im Bett kommt ihr die Idee, eine gehäkelte Strumpfmaske sich über den Kopf zu ziehen, ebenso zu demonstrieren, wie die Punkmusikerinnen von Pussy Riot in der Moskauer Erlöser-Kathedrale. Ich rufe die Gottesmutter an, kühn wie Nadeschda Tolokonnikowa: No pasarán! Samira schläft zufrieden ein, wacht entschlossen auf.

      Als Frau Hesenberg den Klassenraum betritt, bleibt ihr der Morgengruß im Halse stecken. Sie nimmt die Brille ab, setzt sie wieder auf. In der Tat, sie sieht doppelt und hat nichts getrunken. Ist sie krank? Neben Tülin sitzt mit dem gleichen vermaledeiten Kopftuch deren Schwester – hat Tülin Geschwister!? Unglaublich – Samira Sametti!

      Frau Hesenberg, völlig geschockt, schreit Samira an, was bitteschön das bedeuten soll, Karneval im Klassenzimmer? Bei Tülin sei es religiös motiviert, bei ihr: pure Provokation. Herausfordernd blickt Samira die Klassenlehrerin an. Frau Hesenberg beordert die aufmüpfige Schülerin zum Direktor hin. Herr Kiesewetter, im Schuldienst ergraut, kennt alle Schülerstreiche und -tricks, weiß pubertäre Jugendliche zu zähmen, lässt sich von denen nicht die Ruhe nehmen.

      „Wissen deine Eltern Bescheid? Alles hat Grenzen! Wir sind uns einig?“

      „Ich weiß nicht, was Sie meinen, Herr Kiesewetter.“

      „Dann schau dich im Spiegel an!“

      „Wieso? Kopftücher sind trendy.“

      Der Direktor kann sich kaum noch beherrschen, spricht von Kulturkampf, vom Untergang des Abendlandes, salbadert: Deutschland schafft sich ab! – droht mit Hausverbot und Abschiebung.

      „Etwa in die Türkei?“, fragt Samira frech. Da klingelt es im Flur, die Pause vorbei.

      Am nächsten Tag kamen sämtliche Mädchen der 7 A mit Kopftuch zum Unterricht. Der Kreisschulrat, sogleich informiert, war völlig konsterniert, fragte im Ministerium an.

      Ein Modescout erhielt Wind von der Sache, eilte geschwind herbei, fotografierte die Mädchenmeute von allen Seiten. Seine Fotos faszinierten die Modehäuser von Christian Dior bis Armani, Gucci und Jenny Joop. Deren Kreativdirektoren gieren nach jedem neuen Trend. Hervorragende Designer entwarfen über Nacht reizende Modelle. Topmodels mit Kopftuch und nur im Hemd auf dem Cover der Modezeitschriften Vogue, Elle und Madeleine. Ein Bombengeschäft für Boutiquen bahnt sich an. Europaweit wimmelt es von Kopftuchmädchen fortan, auch in Übersee grassiert diese Epidemie. In die Clubs von New York und L.A., selbst ins Berghain inmitten Berlins, kommst du, kein Scheiß, ohne so´n Dinges auf´m Kopp nicht hinein. Die Islamisten jubilieren allerorten, ihnen schwillt der Kamm. Salafisten verteilen kostenlos den Koran in den Fußgängerzonen der Boulevards.

      Beim bundesdeutschen Verfassungsschutz kramen sie nach Akten, suchen im Archiv, finden wieder mal nichts, wahrscheinlich alle Dossiers diesbezüglich geschreddert.

      Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung titelt: Wo bitteschön liegt das Problem? Selbst die Queen wurde beim Pferderennen Royal Ascot zum Ladys Day mit Kopftuch gesehen.

      Na, wenn schon, warum auch nicht.

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