Patrick und die Grubengnome. Peter Schottke
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Keinerlei Echo. Der Sumpfdschungel schluckte jeden Hall.
Er bahnte sich weiter den Weg durch die Baumbestände und schimpfte bei jedem Schwerthieb: „Schwestern! Schwestern! Niemals sollte man sich mit Schwestern einlassen!”
Die Flüche erleichterten ihm seine Arbeit ein wenig, doch schon bald ließen seine Kräfte wieder nach. Nanobert fragte sich, wie man es nur schaffen sollte, in diesen Dschungel einzudringen. Wo war dieses dreimalverfluchte Drachennest?
Und während er mit seinem Kurzschwert gegen den grünen Feind weiterfocht, kam ihm die Erkenntnis: Natürlich! Nur durch die Luft kann das gelingen! Drachen können fliegen, aber ich zu Fuß habe keine Chance!
Er ließ sein Schwert sinken und setzte sich auf eine Baumwurzel. Seine Füße staken bis zu den Knöcheln im Sumpf. Da! Eine Schlickschlange zuckte heran und schnappte nach seinem Bein! Nanobert reagierte sofort und klatschte sie mit der flachen Schwertklinge beiseite. Das Reptil grub sich zurück in den Morast.
Das konnte nicht mehr lange so weitergehen.
Nanobert wischte sich den Schweiß von der Stirn und suchte eine Stelle, an der die Pflanzen nicht ganz so dicht beisammen wuchsen. Dann atmete er tief ein, straffte die Schultern und schlug sich den Weg frei.
Kapitel 5: Boldbehausungen
Der stämmige Pek schritt voran, der dünne Gak bildete die Nachhut. Patrick ging zwischen den beiden, den Plauderbalg umgehängt. Quakarotti lugte aus seiner Hemdtasche.
„Wohin gehen wir?”
„In unser Lager”, antwortete Pek.
Eine Zeitlang herrschte Schweigen, dann erkundigte sich Patrick: „Gehört ihr zu den Grenzwachen?”
Pek lachte rau. „Sehen wir aus wie Zwerge?”
Das gab Patrick zu denken. Nein, Zwerge waren kleiner und hatten Haare auf dem Kopf. Und die Bekleidung dieser Gesellen wirkte derber, als seien sie an ein Leben in der freien Natur gewöhnt.
„Wir sind Bolde”, sagte Pek und riss Patrick damit aus seinen Gedanken. „Wir haben mit Zwergen nichts zu tun. Und wir wollen auch gar nichts mit ihnen zu tun haben.”
„Zwerge sind unter unserem Niveau”, bemerkte Gak grinsend.
Patrick überlegte, dann meinte er: „Ich dachte, Zwergonien ist das Land der Zwerge.”
Pek schnaubte auf. „Das denken die Zwerge auch. Die haben keine Ahnung, wer noch alles in ihrem Land lebt. Sie möchten gern glauben, dass sie die Einzigen sind. Aber die anderen Völker sind immer noch da, sie haben sich nur zurückgezogen. Wir Bolde lassen die Zwerge in Ruhe und hoffen, dass sie uns in Ruhe lassen.”
Patrick dachte darüber nach, während sie über steinige Wege liefen. Es war nicht die Richtung, aus der er mit Nanobert aus dem Vulkangebiet gekommen war. Mehr und mehr säumten Graspflanzen den Weg, bald sprossen Sträucher, und nach einer Stunde sah sich Patrick von Büschen und Bäumen umgeben. Immer tiefer gerieten sie in dichten Wald. Als die Abenddämmerung hereinbrach, begann sich Patrick zu fragen, warum er diesen Fremden so bereitwillig in ihr Lager folgte. Schön, sie hatten ihn aus dem Sumpf gerettet, aber war das ein Grund, ihnen zu vertrauen? Wie konnte er sicher sein, ob sie nicht Übles mit ihm vorhatten? Wer sagte denn, dass es dieses Lager überhaupt gab! Vielleicht brachten sie ihn nur irgendwohin, wo sie in aller Ruhe mit ihm Sachen anstellen konnten wie neulich die menschenfressenden Saturn-Dämonen auf Kanal 16, wonach Patrick stundenlang nicht einschlafen konnte, weil er immerzu daran denken musste, wie diese Dämonen -
„Da ist unser Lager”, sagte Pek.
Patrick blinzelte und versuchte in die Wirklichkeit zurückzufinden. Vor ihm lag eine Lichtung, in deren Zentrum ein großes Feuer loderte. Mehrere kahlköpfige Gestalten hockten drum herum und rösteten an langen Spießen irgendwelche Nahrungsmittel. Kaum einer würdigte die Neuankömmlinge eines Blickes. Vereinzelte Bäume wuchsen hier; einige sahen aus, als hätte ihnen ein übermütiger Schneider großzügig geschnittene Gewänder angepasst. Vom Boden aufwärts schwangen sich Stoffbahnen und oben ragten die Baumkronen wie aus Kragen heraus.
„Habt ihr diese Bäume verhüllt?”
„Ja”, erwiderte Pek.
„Sollen das … sollen das Kunstwerke sein?”
„Nein. So wohnen wir. Komm, ich bringe dich zu unserem Anführer. Er hat sein Quartier dort, um die große Eiche.”
Patrick folgte Pek auf den knorrigen Baum zu, der die ausladendste Stoffumhüllung von allen besaß, mit einer Markise über dem Eingang. Durch Nähte und Ritzen drang flackerndes Licht.
Es sind Zelte, kam es Patrick in den Sinn. Sie bauen Zelte um Bäume herum!
„Warte hier.” Pek ließ Patrick stehen, schlug eine Stoffbahn beiseite und verschwand im Innern des Baumkleides. Gleich darauf drangen gedämpfte Stimmen heraus. Patrick bemühte sich, etwas zu verstehen, doch es war zu leise …
„He! Was machst du denn da?”
Patrick fuhr herum. Ein grobschlächtiger Bold ragte vor ihm auf.
„Äh, ich, äh …”
„Du lügst!”, donnerte der Bold. „Dafür kriegst du jetzt die Fresse poliert!”
Der Grobian hob eine beunruhigend große Faust. Patricks Kehle wurde trocken. Er sah die Faust über sich, die ihn gleich zerschmettern würde und duckte sich, umklammerte seinen Kopf mit den Händen.
Einige Sekunden lang wartete er auf den vernichtenden Hieb.
„Hör auf, Rok, der Kleine hat schon genug durchgemacht.”
Das war Gaks Stimme. Patrick wagte einen Seitenblick – tatsächlich, da stand der dünne Bold und lächelte.
„Lass mich in Ruhe meine Arbeit machen!” Rok holte noch höher mit seiner Faust aus, hob sie über seinen Kopf.
„Pass auf, dass dir deine eigene Pranke nicht auf den hohlen Schädel fällt! Das Echo wäre eine unzumutbare Lärmbelästigung.”
„Halt’s Maul, Gak! Ich hab’ deine dummen Sprüche satt!” Rok drehte sich zu Gak, der ein paar tänzelnde Seitwärtsschritte machte. Patrick gewann den Eindruck, dass Gak den Hünen ablenken wollte.
„Zeig doch mal, ob du dich auch an erwachsene Gegner rantraust!” Gak fand offensichtlich ein diebisches Vergnügen daran, Rok weiter zu reizen. Der grobschlächtige Bold schnaufte vor Wut und stapfte auf Gak zu. Ein kraftvoller Schlag mit seiner geballten Rechten – doch der Dünne war flink ausgewichen und Roks Faust krachte in einen Buchenstamm. Rindensplitter spritzten. Rok brüllte vor Schmerz auf.
Gak stand etwas abseits und schüttelte mit gespieltem Mitleid den Kopf. „Wieder etwas gelernt: Greife niemals einen Gegner an, der vor einem Baumstamm steht.”
„Maul halten! Hilf mir hier raus!”
Patrick erkannte, dass der wütende Bold mit seiner Faust im Baum feststeckte; sein Unterarm war tief ins Holz