Patrick und die Grubengnome. Peter Schottke

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Patrick und die Grubengnome - Peter Schottke

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vielleicht”, sagte Gak. „Es tut dir sicherlich ganz gut, eine Weile über dein Fehlverhalten nachzudenken. Und wenn du damit fertig bist, dann über dein Leben, das Leben an sich, die Welt und das Weltall und den Sinn von alledem. Ich wünsche dir recht viel Freude und Erbauung.”

      Damit wandte sich Gak ab, gesellte sich zu den Bolden am Lagerfeuer und ließ Patrick mit Rok allein.

      Die Buche wirkte stark und fest. Eine grüne Schlingpflanze rankte sich um den Stamm, um Zweige, durch Astgabeln. Der feststeckende Bold tat Patrick fast leid. Rok atmete schwer und warf ihm böse Blicke zu.

      „Ich bin nicht schuld daran”, sagte Patrick schließlich.

      Rok knurrte. Es klang wie Löwengrollen.

      „Du hast mich angegriffen. Das hast du nun davon.”

      Rok knirschte mit den Zähnen. Es klang wie Mühlsteine.

      „Warum wolltest du mich verprügeln?”

      Rok schnaubte auf. Es klang wie eine Dampflokomotive. „Ist nun mal das Einzige, was ich kann”, stieß er hervor. „Ich bin ein Raufbold!” Er arbeitete verbissen daran, freizukommen, stemmte sich gegen den Stamm. Seine Knochen knackten.

      Patrick näherte sich vorsichtig dem lahmgelegten Koloss. Dessen Wut und Unvorsicht hatten ihn in diese Lage gebracht. Und jetzt steckte Rok in diesem Baum fest wie Patrick vor kurzem im Sumpf.

      Aber ihm hatte dort jemand herausgeholfen.

      „Wie kann ich dir helfen?”, hörte Patrick sich fragen, noch ehe er die Folgen durchdacht hatte.

      „Woher soll ich das wissen?” Roks Stimme klang schwächer. „Aber egal, was du tust, tu es schnell. Mein Arm wird langsam gefühllos.”

      Patrick wusste nicht recht, wieso er sich verantwortlich fühlte für diesen groben Burschen, doch er hatte das unbestimmte Gefühl, dass er ihm helfen sollte.

      Und auf einmal fiel ihm seine Schwester Jessika ein. „Wenn ich nicht weiter weiß, spreche ich mit den Bäumen”, hatte sie zu ihm gesagt. „Bäume wissen alles, weil sie so alt sind. Bäume sind die besten Lehrer, die man sich wünschen kann.”

      Ohne genau zu wissen, was er da tat, begann Patrick zu dem Baum zu sprechen.

      Und der Baum antwortete ihm.

      Patrick war überrascht, denn das hatte er nicht erwartet. Doch nach einer Schrecksekunde setzte er den Dialog fort. Es war ein Gespräch ohne Worte, nur Gedanken wurden ausgetauscht.

      Ich bin Patrick.

      Ich bin Ervaliac.

      Das verstehe ich nicht. Du bist ein Baum.

      Ervaliac ist mein Name. Glaubst du, nur ihr Beweglichen besitzt Namen?

      Schwingungen. Patrick spürte Schwingungen in seinem Gehirn, die von dem Wesen ausgesandt wurden, das ein Baum war und behauptete, den Namen Ervaliac zu tragen. Die Schwingungen waren fremdartig aber angenehm. Ein warmes Gefühl durchströmte Patrick, als er die Äußerungen der Buche empfing.

      Du tust mir gut, gab er ihr zu verstehen.

      Das freut mich.

      Freude durchdrang auch Patrick; er fühlte sich selbst wie ein Baum im Wind, dessen Zweige sich genießerisch bogen, dessen Blätter vom Luftstrom gestreichelt wurden.

      Was möchtest du von mir, Beweglicher?

      Bitte gib den Arm frei, den du umklammert hältst.

      Der Baum schwieg. Patrick lauschte dem Rauschen der Saftströme, die von den Wurzeln zu den Wipfeln emporstiegen.

      Ich fühle mich verwundet, entgegnete schließlich der Baum. Das, was du einen Arm nennst, empfinde ich als einen Bolzen, der meine Haut durchdrang und mein Fleisch durchbohrt – ich versuche in Begriffen zu sprechen, die du verstehen kannst.

      Danke.

      Bitte.

      Wie kann ich dir helfen, Ervaliac?

      Es tut mir gut, wenn du meinen Namen sagst.

      Wirst du tun, worum ich dich bitte?

      Der Baum zögerte. Ich fürchte, es wird mir zusätzlichen Schmerz bereiten, wenn ich die Wunde weiter öffne. Dazu muss ich meine Fasern strecken, mein Holz dehnen und meine Borke spreizen. Wir Unbeweglichen tun solche Dinge nur ungern, wenn es sich in kurzen Zeitspannen abspielen muss.

      Rok ächzte. „Was stehst du da untätig rum? Tu endlich was!” Der Blick, den Patrick von ihm auffing, hätte nicht finsterer sein können.

      Ist das Wesen, dessen Faust in mir steckt, dein Freund?, erkundigte sich der Baum.

      Das nicht. Er wollte mich verprügeln.

      Und dennoch bittest du für ihn. Das beeindruckt mich. Du scheinst mir ein gutes, großzügiges Wesen zu sein, Beweglicher Patrick.

      Patrick erschien das Lob unverdient. Ich bin nichts Besonderes, gab er Ervaliac zu verstehen – da bemerkte er, dass den Baum ein Zittern durchlief. Holz knarrte, Rinde knackte. Fasziniert beobachtete Patrick, wie der Baum Regungen vollführte, für die er normalerweise Jahrzehnte gebraucht hätte.

      Und der Baum gab die umfangene Faust frei.

      Rok wirkte verblüfft, doch gleich darauf riss er seinen Arm aus dem Baum heraus – so heftig, dass Rindensplitter in alle Richtungen spreißelten.

      Patrick empfing ein Aufstöhnen des Baumes.

      „Wenn ich dich das nächste Mal erwische, kommst du mir nicht so einfach davon!”

      Der Raufbold spuckte aus, rieb sich den Arm und verzog sich in die Schatten des Waldes. Patrick sah ihm nachdenklich hinterher, froh, dass die Begegnung vorüber war.

      Er hat sich nicht bei uns bedankt, sagte Ervaliac. Bekümmerung schwang als Unterton mit.

      Nein, meinte Patrick, nach Dank klang es nicht gerade.

      Sein Blick fiel auf das Loch, das in Ervaliacs Stamm klaffte.

      Wird deine Wunde wieder heilen?

      Sicher. Im Laufe der Zeit.

      Wie lange wird es dauern?

      Ich weiß es nicht. Viele jetzt noch unentsprossene Unbewegliche werden wohl heranwachsen und in voller Blüte stehen, bis es so weit ist. Aber ich vertraue auf Yakayala.

      Ich wünsche dir alles Gute, Ervaliac.

      Danke, Patrick.

      „Du sollst jetzt reinkommen!”

      Patrick fuhr zusammen. Die Stimme war in seinem Rücken ertönt und als er sich umwandte, sah er im Eingang des Eichenzelts einen Bold, den er noch nicht kannte. Glatzköpfig wie die bisherigen war er, aber schwarze Barthaare umsäumten seinen Mund und schmiegten sich am Kinn zu einer feinen Spitze zusammen.

      Der

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