Quo Vadis Caput Mundi. Ann Bexhill
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Читать онлайн книгу Quo Vadis Caput Mundi - Ann Bexhill страница 6
In den Augen der alten Männer ist kaum etwas schlimmer, als ein hochnäsiger Freigelassener der mit einer Horde Klienten unterwegs ist. Dem nicht mal die Toga zu tragen erlaubt ist. Weil sich in die nur Vollbürger kleiden dürfen. Von Gesetz her verfügen sie über den Status eines Mündels des Mannes oder der Frau, die sie in Freiheit gesetzt haben. Was mich rechtlich auch zum Klienten des Prokonsuls macht obwohl ich Bürger bin. Patron und Klient sein ist ein Geben und Nehmen und wie überall gibt es zwei Klassen von Klienten die Freien und die Freigelassenen. Wenn Craccus einen wichtigen Tag hat, begleiten ihn seine Klienten überall hin und umgekehrt kümmert er sich darum, dass sie ihr tägliches Auskommen haben.
Für mich bedeutet es, sobald bei einer Gaunerei in der ich nach Auftrag vom Praetor ermittle, den Namen Graccus höre, lasse ich jeden Beweis jedes Indiz unter den Tisch fallen. Ich verrate dem Konsul, wo er seine Fehler begangen hat wer von seinen Geschäftsleuten zuviel redet, damit er was lernt und seine Spuren gefälligst blitzblank wegwischt. Ich bin sozusagen sein Berater für kriminelle Sachen, sofern ich nicht für Ordnung und Sicherheit der einfachen Bürger sorge. Im Gegenzug hat der Craccus ein Auge auf meine Karriere und lässt nicht zu, dass es mir an den Kragen geht. Und für den Fall, dass es sein muß, schickt er mich eben nach Rom, bis der Rauch sich verzogen hat.
„Rom, Caput Mundi Hauptstadt der Welt“, ruft der Hermes vergleichsweise begeistert und brüllt fort. „Der Circus maximalus 150000 Leute sollen reinpassen! Und die Veranstaltungen, da gibt‘s immer Löwen. Nicht wie bei uns zottige Hunde, die gelb gefärbt wurden! Freust dich schon, was?“
„Das ist der Flaminius und da passen nur halt keine Leute, sondern 250 000 Römer rein. Und ich mag Wagenrennen nicht, mir wird schlecht, wenn die Gespanne um die Kurven rasen. Und die Spiele kannst du eh alle vergessen, wie oft haben die denn welche, wenn’s mal hochkommt, dann vielleicht 60 Tage im Jahr. Ich finde wir, als hochstehende Zivilisation sind reichlich knapp mit Feiertagen bemessen, ich meine nur jeder fünfte Tag ungefähr und was ist mit den Tagen dazwischen?“
Nachdem ich mir meine Frustrationen von der Seele geredet habe und pappsatt bin, erhebe ich mich und gehe schnell zum Merkurtempel und opfere etwas Kleingeld und verbrenne Weihrauch aus Libyen und Mastix aus Gallia im Opferfeuer. Ich Bete zu Merkur, dem Gott der Reisenden er möge die Via Appia unpassierbar machen. Ich überlege zum Vulkantempel zu gehen und dem Gott des Schmiede um eine Feuersbrunst zu bitten. Ich lasse es sein, denn so oft wie Rom brennt können nicht hundert gesunde Männer an ihren Fingern abzählen.
Wie ich aus dem Tempel bin, sehe ich einen Schiffbrüchigen, in zerfetzter Tunika und mit geschorenem Kopf, auf den Stufen herumlungern. Er hat das Gemälde seines Schiffbruchs gemalt und trägt es vor der Brust vor sich her. In Capua sind diese Bildermaler wahre Meister das Entsetzten und die Todesangst eines Schiffbruchs darzustellen. Welcher Sturm ihn zugrunde gerichtet hat und wie sein Schiff hieß, will ich von ihm wissen. Er sieht auf sein Bildnis und entziffert den Namen der Triere mit Neptunus.
„Wo hast du denn gehandelt und was?“
„Was? Äh, Wein in Asia.“
„Und wie heißt dein Schiff?“, frag ich in meiner Funktion als Gesetzeshüter das verlogenes Betteln unter Strafe stellt.
„Wie das Schiff hieß, es war die Neptunus.“
„Und das auf dem Bild ist dein Schiff?“
„Die Neptunus, dass beste Schiff das sich finden ließ, naja bis zum Sturm der mir alles genommen hat.“
„Und du bist an Ufer geschwommen?“, frage ich.
Er wird nicht einmal rot beim lügen. „Mir knapper Not.“
„Du mußt der beste Schwimmer sein, den es gibt immerhin ist es vom Rhenus ein Stück bis Ostia. Das ist eine Patrouillen Triere die nur die Legionen in Gallien benutzen, und zwar nur die und dort.“
„Man muß ja von was Leben, oder?“, schreit er und flitzt davon.
Ich bin mir sicher als Bote würde er das doppelte verdienen bei seiner Geschwindigkeit. Unter mir zieht ein blinder nackter Knabe um Almosen bettelnd vorbei. Bei uns gibt es eine zwielichtige Gestalt namens Salustrius, der aus dem Erwerbszweig Bettelei stattliche Profite zieht. Der kauft die billigsten Kinder auf den Sklavenmärkten und verstümmelt und verkrüppelt sie auf unmenschliche Weise. Dann wandern regelrechte Gruppen von Blinden oder mit Armstümpfen über die Strandpromenade, wo unsere Badegäste entspannen wollen. Der Unternehmer berechnet, wie der geschäftstüchtigste Wucherer seine Zinsen, welches Gebrechen am meisten Mitleid weckt also ihm Sesterzen bringt. Leider kann man von Gesetzwegen nichts dagegen unternehmen, denn es sind seine Sklaven und Betteln ist nicht verboten. Aber es ist eine Schweinerei, wenn ich wiederkomme aus Rom schiebe ich dem ein Riegel vor. Ich werde dem Konsul sagen sein Geschäftsfreund redet zuviel von seinen guten Beziehungen. Ich werde ihm vermutlich die Hände abschneiden, bevor ich ihn von meinen Soldaten erdrosseln lasse, wenn ich zurück bin.
Ich marschiere, eine Liste mit all der unerledigten Arbeit in meinem Kopf in die Kaserne, am Perlenmarkt, denn bis jetzt bin ich Zenturio von dem Sauhaufen. Ich meinte doch ganz deutlich Brutus zu sehen, aber es musste eine Erscheinung sein. Ein Phantom, das mich im Auftrag von Bacchus, dem Gott des Frohsinns zum Lachen bringen sollte. Brutus der Signalbläser des zweiten Manipels der Stadtwache Capua und nebenbei mein bester Freund sah wütend zu mir. Er lehnte behutsam seine Angelrute an die Wand und streifte sich seine nasse Tunika über den Kopf und warf sie in die Ecke. Dann schlenderte er splitterfasernackt bis auf die Militärstiefel auf der Suche nach trockener Kleidung in unserem Officium umher. Da wo er stehenblieb, bildete sich sofort eine Pfütze auf dem Boden. Der Aufseher der Staatssklaven Tiro würde ein riesen Theater beginnen - gegen das die nachgestellten Seeschlachten des Julius Caesar reinste Possen wären. Er würde einen Aufstand anzetteln, wenn er mit seinen Leuten zum Putzen kam. Wasser und phrygischer Marmor vertragen sich nicht besonders gut. Dabei war die Kaserne der Cohorte Urbanae erst mit Bodenmosaiken gepflastert worden. Ein sehr bedeutender Mann kommt kurz vorbei. Aber unser Konsul Craccus Tiberius will keinen guten Eindruck auf seinen Gast machen, sondern nur furchtbar mit seinem Reichtum angeben. Ich beobachtete meinen Freund eine Weile, bis die Neugier, Minervas vorwitzige Tochter die Oberhand behielt.
„Bei Herkules, sag schon!“, fordere ich ihn auf.
Er sah mich an und deutete verlangend auf meinen roten Wollumhang. Ich löste die Fibel, ein Andenken aus dem desaströsen Britannien-Feldzug Caesars und warf ihm den Mantel zu und wartete auf seine Erklärung. Brutus umwickelte sich die speckigen weißen Hüften und setzte sich mir gegenüber.
„Du bist vor nicht einmal einer Stunde mit der Angelrute in der Hand aufgebrochen und meintest du siehst mal nach der Ordnung am Hafenpier und ob ich auch Appetit auf Scholle habe.“ Seit einer Weile ist das Angeln Brutus große Leidenschaft. „Bist du vom Pier in den Ozean gefallen, war ein Walfisch an deiner Angel und hat dich ins Meer gezogen?“
„Ha von wegen!“, ruft Faustus mit einem Gesicht zum Erbarmen und nimmt sich meinen Wein, den er unverdünnt trinkt. Aber wie er aussieht, hat er soviel Wasser geschluckt das er eine Amphore starken geharzten Griechenwein trinken könnte, ohne das der Alkohol auf seine Sinne wirkt.
„Ich durfte einen bescheuerten Römer aus dem Meer ziehen!“, erklärt er und gähnt. Dann sagte er erstaunt, „ist ziemlich bequem nur ein Tuch um die Lenden gewickelt ich sollte mir überlegen das zu meiner Mode zu machen.“
„Lenke