Das Verlangen und der Tod. Dietrich Novak

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Das Verlangen und der Tod - Dietrich Novak Valerie Voss, LKA Berlin

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deinen Charme wieder ein. Meine Antennen sind momentan nicht auf Empfang gestellt. Aber trotzdem danke.<<

      >>Und wie gefällt dir der Neue?<<

      >>Auf den ersten Blick möchte ich mir noch kein Urteil bilden. Hat‘s bei dir etwa gefunkt?<<

      Heiko lachte. >>Nein, wirklich nicht. Auch wenn er bildhübsch ist mit seinen schwarzen Haaren und blauen Augen. Aber er ist nicht nur überzeugter Hetero, sondern auch ein Womanizer<<

      >>Oh nein, bitte nicht schon wieder ...<<, stöhnte Valerie.

      >>Und ich wage zu behaupten, dass er Schwule hasst.<<

      >>Warum, ist er unverschämt zu dir?<<

      >>Das nicht gerade. Er behandelt mich durchaus respektvoll. Es ist mehr so ein Gefühl.<<

      >>Dann pass bloß auf! Es wäre nicht der Erste, der aus unterdrückten Gefühlen hasst. Nach dem Motto: Es kann nicht sein, was nicht sein darf.<<

      Heiko lachte wieder. >>Für eine Klemmschwester halte ich ihn wirklich nicht. Aber wenn du mich so fragst, von der Bettkante würde ich ihn nicht stoßen.<<

      >>Und was ist mit deinem Fabian?<<

      >>Du, alles bestens. Seitdem wir keine Untermieter mehr haben … Aber andere Mütter haben eben auch hübsche Söhne. Wie ist es dir eigentlich in der schrecklichen Zeit danach ergangen? Hat sich jemand um dich gekümmert? Unsere Besuche und Anrufe hast du ja weitgehend abgewimmelt.<<

      >>Weil ich nicht unentwegt dasselbe erzählen wollte … Tyra hat sich aufopfernd um mich gekümmert. Sie hat mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen und stand rund um die Uhr zur Verfügung.<<

      >>Deine schwedische Mutter hat eben eine Menge nachzuholen. Immerhin hat sie dich erst wiedergefunden, als du schon eine erwachsene Frau warst.<<** (siehe Band 7 „Ohne Skrupel“)

      >>Ja, ich weiß. Aber irgendwann geht mir allzu viel Bemutterung auf die Nerven. Das war bei Karen nicht anders.<<

      >>Wie geht‘s denn deiner Ziehmutter? Hat sie die niederschmetternde Diagnose einigermaßen verkraftet?<<

      >>Mal so, mal so. Als sie von dem Unterleibskrebs in fortgeschrittenem Stadium erfuhr, wollte sie am liebsten sofort sterben. Dann hat Herbert sie wieder aufgebaut, als er mit ihr die Kreuzfahrt unternommen hat, aber je näher das Datum der möglichen Lebenserwartung rückt, desto unruhiger wird sie. Kein Wunder. Herbert ist wirklich ein Schatz. Dabei ist er durch seine Herzkrankheit ständig gefährdet. Mir graust davor, wenn er allein zurückbleibt.<<

      >>So ist es nun mal im Leben. Einer muss immer zurückbleiben.<<

      >>Und wie ist es euch so ergangen, ohne uns?<<

      >>So lala. Sei froh, dass du deine Vertretung nicht mehr kennenlernen musstest. Julia Thiel ist das ganze Gegenteil von dir. Verschlossen wie eine Auster. Sollte mich nicht wundern, wenn sie nur auf Frauen steht. Ihre herbmännliche Erscheinung verstärkt diesen Eindruck noch. Konstantin, dessen Charme bei ihr gänzlich versagte, konnte nicht aufhören, sie ständig herauszufordern. Zum Schluss hat sie Gift und Galle gespuckt.<<

      >>Und warum soll ich froh sein, sie nicht persönlich erlebt zu haben? Vielleicht hätten wir uns gut verstanden, weil wir beide dem weiblichen Geschlecht zugetan sind.<<

      >>Sie hätte bestimmt keinen Hehl daraus gemacht, dass sie über deine Rückkehr nicht gerade erfreut ist. Sie hat sich nämlich ernsthaft Hoffnungen gemacht, bleiben zu können, und wollte keinesfalls in ihre alte Abteilung zurück.<<

      >>Obwohl dieser Konstantin ihr so zugesetzt hat?<<

      >>Ja, wo sie herkommt, ist es wohl noch schlimmer. Bei uns hatte sie wenigstens Marlies und mich. Aber der Alte war unerbittlich. Na, du kennst ihn ja zur Genüge.<<

      >>Wohl wahr. Da kann er noch so viel Süßholz raspeln. Aber wie ich höre, wart ihr dennoch erfolgreich.<<

      >>Ja, wir haben schon den einen oder anderen Fall gelöst. Konstantin macht seinem Namen alle Ehre. Er ist in seiner Leistung konstant und unermüdlich bei der Arbeit.<<

      >>Na, dich hat‘s ja ordentlich erwischt ...<<

      >>Ach was, hör bloß auf. Und selbst wenn, es wird mir wenig nützen ...<<

      Inzwischen waren Valerie und Heiko am Zielort angekommen. Das Haus befand sich am Marlene Dietrich Platz, der Teil der futuristisch anmutenden Anlage am Potsdamer Platz war. Dort, wo einst der verkehrsreichste Platz Europas mit zahlreichen Straßenbahnlinien und Bussen und eine der ersten Ampelanlagen – der sogenannte Verkehrsturm – gewesen war, herrschte seit der Jahrtausendwende gepflegte Langeweile. Von dem einstigen großstädtischen Amüsierviertel, in dem tagsüber Angestellte, Sekretärinnen und Geschäftsleute zu ihren Arbeitsstätten eilten und nachts Amüsierwillige, Varietébesucher und Prostituierte das Bild prägten und es sogar ein Rotlichtmilieu gegeben hatte, flanierten zwar noch immer Touristen, aber von dem Flair war nichts geblieben. Das einmalige Kaufhaus Wertheim war durch eine Shopping Meile ersetzt worden, die sich kaum von den anderen in der Stadt unterschied. Ja, es gab wieder ein Theater und Schachtelkinos, aber wer noch Amüsiertempel wie das Haus Vaterland, das Pschorr-Haus oder Prachtbauten wie das Vox-Haus oder das Grand-Hotel Bellevue kannte, konnte seine Enttäuschung kaum verbergen.

      Ganz zu schweigen von den neuen Wohnhäusern, die mit Luxus warben, aber allesamt Mieten aufriefen, die kaum ein Normalverdiener bezahlen konnte. Wer freilich mit käuflicher Liebe sein Geld verdiente, wie das Opfer, griff gern tief in die Tasche, schon der Exklusivität wegen. Valerie war etwas enttäuscht, als sie von der kleinen Diele aus das Wohnzimmer betrat. Zwar ein großzügiger Raum, aber außer dem Ahornparkett, den bodentiefen Fenstern, einer schmalen Loggia und einem phantastischen Ausblick hatte der Raum nicht viel zu bieten. Noch uninteressanter war das beengte Schlafzimmer, in dem sich die Mitarbeiter der KTU tummelten, während die der Rechtsmedizin darauf warteten, endlich zum Zuge zu kommen.

      >>Schön, dich wiederzusehen<<, sagte Manfred Hoger, als er lächelnd auf Valerie zukam und Heiko freundlich zunickte. >>Dann sind die alten Hasen wieder beisammen. Nur auf deine Stella musst du wohl oder übel verzichten. Die hat heute ihren Waschtag.<<

      >>Frau Kern ist schon lange nicht mehr meine Stella, obwohl sie mich am schwersten Tag meines Lebens behutsam wie ein Engel vom Tatort wegführte.<<

      >>Ja, schlimme Sache. Du hast mein vollstes Mitgefühl. Umso mehr schätze ich, dass du uns erhalten geblieben bist. Und Knud Habich von der Rechtsmedizin hat auch schon ganz feuchte Augen bei deinem Anblick, wenn ich das richtig deute. Also, das Opfer ist der neununddreißigjährige Juan Carlos Dominguez, geboren in Rio.<<

      >>Wie kommt ihr auf die Idee, dass er als Callboy gearbeitet hat?<<

      >>Weil sich im Schrank eine Sammlung von Sexspielzeug befindet, und eine Kundenkartei, mit Kunden beiderlei Geschlechts, und einen vollen Terminkalender gibt es auch.<<

      >>Somit dürfte ihm die sicherlich horrende Miete nicht schwergefallen sein<<, sagte Valerie.

      >>Die dürfte augenblicklich

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