Der Hausgeist. Jean-Pierre Kermanchec

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Der Hausgeist - Jean-Pierre Kermanchec

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vor einigen Wochen wurde, wie ihr wisst, eine größere Menge an Sprengstoff aus einer Kiesgrube im Norden des Landes gestohlen. Zuerst geschah nichts. Die Polizei und die Gendarmerie standen vor einem Rätsel. Etwa zwei Wochen später explodierte dann eine selbst gebastelte Bombe vor der Raiffeisenkasse in Bous. Was mich sofort wunderte war, dass die Sprengstoffmenge so dosiert war, dass sie nur wenig Schaden anrichten konnte. Die Eingangstür zur Bank und einige Scheiben auf der anderen Straßenseite wurden durch die Explosion zerstört. Aber die Bank wurde nicht beraubt, man fand keinen Erpresserbrief, auch wurden keinerlei Forderungen oder Bedingungen an die Bank gestellt. Die Luxemburger Zeitung hatte auch keine Briefe oder Forderungen erhalten. Seltsam dachte ich mir damals. Wieso sprengt jemand eine Tür, wenn er überhaupt nichts will. Das Risiko gesehen zu werden ist ja schließlich sehr groß. Die Bombe war übrigens in einer Papiertüte der Cactus Supermarktkette versteckt. Es blieb alles geheimnisvoll. Weitere 8 Tage später detonierte der nächste Sprengkörper. Wieder war es vor einer Bank. Diesmal vor der Sparkasse in Bonnevoie in Luxemburg. Aber auch hier bekam niemand einen Erpresserbrief oder eine Forderung gestellt. Die Polizei konnte nur Sachschaden feststellen. Als ich von diesem zweiten Anschlag hörte, wurde ich noch misstrauischer. Der Fall begann mich zu interessieren. Ihr müsst wissen, dass ich zu den besseren Detektiven gehöre, so wie Sherlock Holmes oder Hercule Poirot, ich opfere meine kostbare Zeit nur den ganz großen Kriminalfällen. Also ging ich an den Tatort und begann mich umzusehen. Ich habe dabei einen ganz wesentlichen Vorteil, da ich mich unsichtbar machen kann werde ich von niemandem aufgehalten. Ich sah mich also um. Die Polizei hatte auch hier erneut eine Cactus-Tüte gefunden, genauer gesagt die wenigen Überreste, in der der Sprengstoff oder besser die Bombe eingepackt gewesen war. Zweimal eine Cactus-Tüte, also allein schon deshalb musste es sich um den gleichen Täter handeln. Aber wo lag das Motiv. Ohne Motiv keine Tat, lautet meine Maxime. Also ich musste das Motiv finden. Aber, überlegt doch einmal, warum sollte jemand eine Bombe vor einer Bank explodieren lassen wenn er nicht einbrechen will?“

      „Weil er sich über etwas geärgert hat, oder vielleicht betrogen wurde oder so.“ Annick war so eifrig bei der Sache, dass sie gar nicht merkte, dass dies eine rein rhetorische Frage von Rampi gewesen war. Dennoch ging er sofort auf Annick's Antwort ein.

      „Ja, das könnte man sich vorstellen. Aber“, fuhr Rampi fort, „warum sollte ein Mann oder eine Frau bei zwei verschiedenen Banken eine Bombe platzieren. Über zwei Banken ärgert man sich doch nicht gleichzeitig.“

      Den Kindern leuchtete dies ein. Bevor sie sich weitere Möglichkeiten überlegen konnten fuhr Rampi in seinem Bericht aber bereits fort.

      „Es gibt für mich nur eine Lösung des Problems. Ich bin mir sicher, dass die Anschläge von etwas ablenken sollen. Irgendetwas wird von diesem Attentäter geplant und er will seine eigentlichen Absichten mit diesen Anschlägen vertuschen. Aber wovon könnte er ablenken wollen?“

      Tiefes Schweigen hatte sich jetzt auf dem Dachboden breit gemacht. Die Kinder dachten so angestrengt nach, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.

      Keinem fiel daher auf, dass die Tür zum Dachboden leise aufgestoßen worden war. Zuerst konnte man nur eine kleine schwarze Nase erkennen, dann tauchten zwei spitz nach oben gerichtete Ohren auf. Benji hatte das Warten satt gehabt und sich auf die Suche nach den Kindern gemacht. Er hatte zwar meist nach wenigen Minuten genug von den dreien, aber wenn sie sich einmal nicht um ihn kümmerten dann störte ihn das auch. Er kam sich richtig vernachlässigt vor. Jetzt hatte er die drei schon fast eine Stunde lang nicht mehr gesehen. Auf der Straße war auch nichts los gewesen und geschlafen hatte er beinahe sechs Stunden lang. So hatte er sich auf die Suche nach den Kindern gemacht, in der Hoffnung mit ihnen ein wenig zu spielen oder vielleicht, das wäre das Schönste, einen langen Spaziergang machen zu können. Für Benji war das Spazierengehen wie das Zeitunglesen für seinen Herrn. Die Welt war voller interessanter Neuigkeiten. Benji konnte an den Gerüchen alles erkennen. Er konnte feststellen, ob seine Freundin Tämmy oder sein Freund Othello, der Telly gerufen wurde, schon unterwegs gewesen waren, und ob es sonstige Neuigkeiten gab. Also hier waren sie! Was es wohl hier oben Interessantes zu sehen gab? Benji machte sich mit einem lautet „Wau, Wau“ bemerkbar. Rampi fuhr so zusammen, dass er beinahe von seinem Stuhl gefallen wäre. Da Rampelpampel vor Hunden schreckliche Angst hatte, machte er sich sofort unsichtbar. Jetzt, so meinte er, wäre er in Sicherheit. Er hatte nicht mit der Nase von Benji gerechnet. Zielstrebig ging Benji auf den Stuhl zu um, Rampelpampel zu beschnuppern. Sobald dieser sich nach rechts oder links bewegte drehte auch Benji sich in diese Richtung. Das Männlein konnte sich zwar unsichtbar machen aber einen Geruch gab er dennoch ab. Für Benji war dies ausreichend um ihn immer wieder zu entdecken.

      Annick, die Benji's besondere Freundin war, erkannte sofort die Situation in der sich ihr neuer Freund befand. Sie lief zu Benji, ergriff sein Halsband und zog ihn weg von Rampi. „Benji“, sagte sie mit leiser Stimme, „das ist doch unser neuer Freund, er heißt Rampi und ist ein Hausgeist und Detektiv.“ Benji schien dies nicht zu beeindrucken. Ob Hausgeist oder Detektiv war ihm egal. Es war jemand im Haus der nicht hinein gehörte, und das störte Benji ganz gewaltig. Sein Knurren war nicht zu überhören und er ließ das Männchen auch nicht aus den Augen, oder genauer gesagt, nicht aus der Nase. Schließlich beruhigte er sich aber doch. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis Rampi sich wieder zu zeigen wagte. Als er wieder sichtbar war, mussten alle wie auf ein Kommando hin laut lachen. Benji hatte seine Ohren fast in die waagerechte gelegt, sein Maul stand weit offen. Sein Schwanz, der normalerweise steil nach oben zeigte, hing schlaff herunter und zwischen seinen kleinen, kurzen, schwarzen Beinchen sah man ein kleines Bächlein. Benji hatte vor lauter Schreck über das plötzliche Auftauchen des Männchens seine Blase nicht mehr unter Kontrolle halten können. Es dauerte aber nicht sehr lange und er hatte sich wieder beruhigt. Annick hatte ihn inzwischen zur Tür getragen und ihn auf die oberste Stufe gesetzt.

      „Du musst noch ein wenig auf uns warten, wir müssen mit Rampi noch einiges besprechen, dann werden wir mit dir einen tollen Spaziergang machen.“

      Annick schloss die Tür hinter sich und hörte, wie Rampi bereits wieder mit Isabelle und Olivier sprach. Als sie wieder bei den anderen war, sagte Rampi gerade, “...und dann könnten wir ja versuchen festzustellen, ob es in nächster Zeit etwas in dieser Richtung geben wird.“

      „Was denn“, fragte Annick, da sie den Anfang nicht mitbekommen hatte. Isabelle klärte Annick sofort auf.

      „Rampi, meint, dass der Täter es vielleicht auf irgendeinen Besucher abgesehen hat, der unser Land in nächster Zeit besuchen wird. Die Anschläge sollen also nur davon ablenken. Rampi sagt, dass die Polizei, bei so einem Verdacht viel strengere Kontrollen durchführen würde. Für unseren Täter wäre dies aber ärgerlich und sein Vorhaben würde damit schwieriger auszuführen sein. Wir müssen uns jetzt auf die Suche machen, um festzustellen, ob ein solcher Besuch ansteht oder?“

      „Oder ob wir doch auf der falschen Fährte sind“, fuhr Olivier fort. „Wir müssen morgen damit anfangen.“

      Die Kinder waren sich einig, die jungen Detektive konnten ihre Arbeit aufnehmen. Isabelle, Olivier und Annick holten Benji's Leine und machten, wie von Annick versprochen, einen sehr langen Spaziergang mit ihrem Hund. Es wurde auf der ganzen Strecke nur noch über den Fall gesprochen. Wer was zuerst machen sollte, ob man sich die Aufgaben aufteilen könnte, welcher Weg am schnellsten zu einem brauchbaren Ergebnis führen würde und vieles mehr. Erst gegen Ende des Weges überlegten die drei, wie man Benji dazu bringen konnte, mitzumachen und in Rampelpampel einen Freund und nicht einen unerwünschten Eindringling zu sehen.

      „Wenn Rampi, auch einen Hund hätte dann wäre das Problem gelöst“, meinte Annick schließlich. Benji hatte noch jeden gern, sofern der auch einen Hund besaß.“

      „Nein, das stimmt nicht“, meinte Isabelle, „nur wenn es ein Hundemädchen war.“ Olivier, der die ganze Zeit über zugehört hatte ohne auch nur ein Wort zu sagen, hatte plötzlich eine Idee.

      „Vielleicht

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