Der Hausgeist. Jean-Pierre Kermanchec

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Der Hausgeist - Jean-Pierre Kermanchec

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werden wir das weitere Vorgehen besprechen.“ Rampelpampel war über die letzte Bemerkung von Isabelle einfach hinweggegangen. Als er seinen Satz beendet hatte, war er auch schon verschwunden.

      Die Kinder gingen nach unten. Sie taten so, als ob sie die ganze Zeit über gespielt hätten und jetzt richtig müde wären.

      Sie betraten das Wohnzimmer und sahen Opa im Sessel beim Kamin sitzen, den Kopf nach vorne geneigt, die Hände im Schoß, die Augen geschlossen und das jedermann bekannte Geräusch des Schnarchens von sich gebend. Nach dem Essen war Opa immer sehr müde. Er machte dann ein kleines Nickerchen. Manchmal dauerte es aber auch länger. Oma und Mama hatten sich beim Fenster auf die Couch gesetzt und sprachen über das Kochen. Vater lag auf dem Sofa neben dem Kamin und las eine Computer-Zeitung. Das war sein spezielles Hobby. Als die Kinder eintraten, blickte er über die Zeitschrift hinweg und sah sie an.

      „Schon müde“, fragte er, „möchtet ihr noch etwas draußen spielen, das Wetter hat sich gebessert und die Sonne strahlt richtig am Himmel.“

      „Oh ja“, erwiderte Isabelle sofort und drehte sich schon zum Gehen um.

      „Zieht euch aber dennoch eine Jacke an“, rief Mama hinter den dreien her. Ganz schwach konnte sie irgendeine Antwort vernehmen.

      Die Straße war bevölkert. Nach dem Regen der letzten Tage zog es jetzt alle Kinder nach draußen. Myriam, Annicks und Isabelles beste Freundin kam sofort auf die beiden zugelaufen, während Olivier sich mit Martin unterhielt. Martin, der zwei Häuser unterhalb der Kinder wohnte, war etwas älter als Olivier. Er besuchte die Europaschule in der Stadt. Seine Mutter war bei der Europäischen Kommission beschäftigt und sein Vater bei einer deutschen Bank. Seine Eltern kamen aus Deutschland. Myriam wohnte schräg gegenüber und hieß mit Nachnamen Kremer.

      „Hallo“, rief Myriam den beiden Mädchen zu. „Was gibt es Neues?“

      „Wir haben einen Hausgeist“, entfuhr es Babbel. Annick sah sie wütend an. Die drei hatten doch abgemacht, keinem etwas davon zu sagen.

      „Einen Hausgeist? Was ist das denn? Ihr wollt mich bestimmt nur auf den Arm nehmen, oder?“

      „Babbel, was erzählst du nur für einen Blödsinn! Du solltest doch langsam wissen, dass es keine Geister gibt.“ Annick versuchte die Situation zu retten. Aber Myriam ließ nicht locker.

      „Sagt mal, ich bin doch eure Freundin, also was ist los? Spukt es bei euch im Haus? Los, los redet doch endlich.“ Myriam wurde ungeduldig.

      „Also, das ist so“, begann Annick, jetzt mussten sie wohl oder übel Myriam alles erzählen. Schließlich war sie ja wirklich ihre Freundin und Freundinnen durfte man einweihen.

      Als Annick mit der Schilderung des Erlebten der letzten zwei Tage fertig war, wusste Myriam gar nicht, was sie dazu sagen sollte. Die Geschichte hatte auch sie fasziniert.

      „Ihr müsst mich unbedingt Rampelpampel vorstellen. Ich habe noch nie einen Hausgeist gesehen. Meint ihr, dass er sich auch mir zeigen würde? Vielleicht könnte ich euch auch helfen bei der Suche nach dem Attentäter?“ Myriam sah Annick und Isabelle fragend an und wartete auf eine Antwort.

      „Rampi, ist sehr schüchtern, wir sollten ihn zuerst fragen, ob er nichts dagegen hätte, wenn wir dich mitbringen würden“, erklärte Babbel mit nachdenklicher Miene.

      „Stimmt“, ergänzte Annick, „er ist in der Tat sehr zurückhaltend.“

      Nach dem Abendessen hatten sich die drei Geschwister in Oliviers Zimmer begeben. Annick und Isabelle wollten ihrem Bruder vorsichtig beibringen, dass Myriam alles über Rampi wusste.

      „Ihr seid die reinsten Schwatzbasen, nichts könnt ihr für euch behalten. So eine Scheiße.“

      „Hör mal Olivier“, meldete sich Isabelle, „du weißt sicher, dass man solche Ausdrücke nicht in den Mund nimmt. Wenn Papa dich gehört hätte, dann wäre es für dich sicherlich nicht so lustig geworden.“

      Sichtlich befriedigt, den großen Bruder zur Ordnung gerufen zu haben, lehnte Isabelle sich zurück und wartete auf Oliviers Antwort. Dieser verdrehte nur die Augen und ließ beinahe unvernehmlich ein hmmm hören.

      Olivier hatte nichts gegen Myriam. Aber schließlich sollte die Angelegenheit ja vertraulich behandelt werden. Auf Mädchen konnte man sich halt einfach nicht verlassen. Wenn du etwas öffentlich machen willst, dann musst du nur zu einem Mädchen sagen, es sei ein Geheimnis, und schon machte es die Runde. Diese Weisheit stammte zwar nicht von ihm, aber er hatte es schon oft gehört. Der Beweis dafür war ihm ja gerade geboten worden.

      „Was machen wir jetzt“, fragte er Annick, „wenn Myriam nun auch mit dabei sein möchte?“

      „Dann darf sie eben, sie ist ja auch unsere Freundin, oder etwa nicht?“

      „Ja, stimmt schon, aber hoffentlich erzählt sie es nicht auch noch weiter.“

      Damit war für Olivier die Sache abgeschlossen und er wollte jetzt zum weiteren Vorgehen Überlegungen anstellen. Bis 10 Uhr morgen früh musste er die Informationen zu den möglichen Besuchern einholen.

      „Wenn ich morgen früh mit der Redaktion der Zeitung telefoniere, dann könnte Vater mich hören und fragen, warum ich so etwas wissen möchte. Was sage ich dann?“

      Die drei Kinder dachten darüber nach, was sie in dem Fall antworten würden. Annick hatte wie immer eine Idee.

      „Olivier, du könntest doch einfach sagen, dass wir eine Schülerzeitung machen und du einen Artikel über die nächsten Besucher unseres Landes schreiben möchtest, sozusagen, um der Zeitung eine höhere Aktualität zu verleihen.“

      „Mensch Annick, das ist die Idee!“ Olivier strahlte, das Problem war gelöst. Damit konnte er problemlos sein Versprechen Rampi gegenüber einlösen.

      Kapitel 4

      Es war gerade acht Uhr, als Olivier fertig angezogen, am nächsten Morgen die Treppe herunterkam und zielstrebig auf das Telefon zuging. Der Apparat stand im Wohnzimmer. Vater saß leider auch schon da, die Zeitung in der Hand. Vertieft in den Sportteil sagte er zu Olivier „Guten Morgen“, ohne aufzusehen. Olivier setzte sich neben das Telefon, nahm den Hörer ab und wählte die gestern Abend herausgesuchte Nummer. Er hatte sie sich auf ein Blatt Papier geschrieben. Als Vater die Wählgeräusche hörte, senkte er seine Zeitung etwas und fragte, über den Rand der Zeitung hinwegschauend, „Olivier, wen rufst du denn an?“

      „Das Luxemburger Wort, Vater“, erwiderte Olivier ganz lässig.

      „Die Zeitung? Wieso denn das?“

      „Nun, das ist so. Wir sind dabei, in der Schule eine Schülerzeitung herauszugeben. Ich darf dabei einen Artikel zu einem aktuellen Thema schreiben. Da dachte ich mir, ich könnte doch über die Gäste schreiben, die unser Land in naher Zukunft besuchen wollen.“

      „Olivier, wir haben tausende von Gästen täglich. Über wen willst du denn da schreiben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das irgendjemanden interessieren könnte.“ Vater lehnte sich zurück, die Zeitung hatte er inzwischen niedergelegt.

      „Aber Vater, es geht doch nicht um Touristen, sondern um Staatsgäste oder so!“ Olivier klang etwas verärgert. Wie konnte Vater nur denken, dass er über irgendeinen

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