Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe. T.D. Amrein

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Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe - T.D. Amrein Krügers Fälle

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rief kurz bei einem Kollegen im Präsidium an: „Hallo, Rudi, bist du noch im Büro? Ich komme schnell zu dir. Bis gleich.“

      Er wandte sich wieder an Hellmann, „warten Sie bitte einen Moment, ich bin gleich zurück“.

      Reuter legte seinem Kollegen zwei Fotografien auf den Schreibtisch. „Kennst du vielleicht einen von denen?“

      Kommissar Hirschfeld zeigte sofort auf ein Bild. „Das ist Horst Pohl, ein bekennender Neonazi. Hast du noch nichts von ihm gehört? Wir haben eine dicke Akte über ihn. Körperverletzung, Raub, Wiederbetätigung, die ganze Palette. Wie kommst du an das Bild?“

      „Er observiert einen Zeugen von mir“, antwortete Reuter. „Das ergibt keinen Sinn. Mein Zeuge ist eigentlich nur als praktische Erfahrung für zwei ganz junge Beamte gedacht. Er ist nicht verdächtig, nur ein Schweizer Tourist, der nach Spuren seiner Familie sucht. Kannst du dir vorstellen, warum dieser Horst Pohl ihn observiert?“

      Hirschfeld schüttelte den Kopf, „Horst Pohl lebt von allerlei Aufträgen, wie Geld eintreiben und so weiter. Es ist bekannt, dass man ihn auch für Schlägereien mieten kann. Der handelt sicher nicht auf eigene Faust.“

      „Das heißt, irgendjemand muss sich ziemliche Sorgen machen, weil mein Zeuge in der Vergangenheit herumstöbert“, sagte Reuter.

      „Wer würde einem bekannten Nazi vertrauen?“, fragte Hirschfeld.

      „Ein anderer Nazi“, ergänzte Reuter.

      „Danke, Rudi, darüber muss ich zuerst nachdenken, du hast mir sehr geholfen“.

      „Keine Ursache“, antwortete Hirschfeld.

      Reuter ging zurück in sein Büro. „Hellmann“, sagte er, „euer Auftrag ändert sich. Ihr verfolgt mir jetzt diese zwei.

      Es wäre möglich, dass sie einmal unseren Mann angreifen könnten. Dann, aber nur dann, greift Ihr ein! Seid vorsichtig, wenigstens einer von ihnen ist gefährlich. Ab Mitternacht könnt Ihr eine Pause machen. Morgen in der Frühe wartet wieder bei der Pension Erika. Also los.“

      Hellman verabschiedete sich und ging zielstrebig an seine Arbeit.

      Kommissar Reuter sah ihm nach. Das wird ein guter Mann, dachte er. Jetzt war aber Zeit für den Biergarten, da konnte er am besten nachdenken.

      ***

      Zu dieser Zeit saß Erich Merz in seinem Zimmer auf dem Bett und überlegte sich, ob er zum Essen gehen sollte oder nicht. Wie so oft, hatte er Mühe sich zu entscheiden. Außerdem begann ihm langsam die Decke auf den Kopf zu fallen. So froh er auch gewesen war, allem zu entkommen. Mit der Zeit, fühlte er sich allein.

      Schließlich raffte er sich auf und ging nach draußen. Wieder ein schöner Sommerabend, viele Leute auf den Straßen, Merz fühlte sich sofort etwas besser. Er schlenderte zu einem Restaurant, wo er schon einmal gegessen hatte. Leider war er zu spät und kein freier Tisch mehr zu finden.

      Das Restaurant befand sich am Ende einer Sackgasse, so dass er den gleichen Weg zurückgehen musste, den er gekommen war. Dabei fiel ihm ein junger Mann mit kurzgeschorenem Haar auf, der sich in einen Hauseingang drückte.

      Den würde ich auch nicht rein lassen, ging ihm durch den Kopf. Beim Weitergehen beschlich ihn das Gefühl, den habe ich schon einmal gesehen. Merz bog um die Ecke, wartete einen Moment, um dann vorsichtig einen Blick zurück in die kleine Straße zu werfen. Der junge Mann hatte den Eingang verlassen und kam auf ihn zu.

      Merz ging sofort weiter, um sich etwas später ein großes Schaufenster anzusehen. Vorsichtig sah er sich um. Auch der Glatzkopf war stehen geblieben, um sich ein Fenster anzusehen. Der Kerl verfolgt mich, dachte Merz.

      Er drehte sich abrupt um, und ging zügig zurück. Der Glatzkopf hatte plötzlich auf der anderen Straßenseite etwas entdeckt und eilte davon. Jetzt war Merz sich sicher, er wurde verfolgt. Er suchte sich eine Telefonkabine, rief sich ein Taxi, um sich an den Stadtrand fahren zu lassen. Der Fahrer setzte ihn am Grüngürtel Frankfurts ab, wo er bald einen Tisch zum Essen fand. Langsam wurde ihm vieles klar.

      Er hatte sich gesagt, niemand konnte wissen, dass er sich mit Mendel traf. Aber wenn ich verfolgt werde, dann sieht es anders aus. Er wusste doch, Mendel war nicht einfach so gestorben.

      Diese Leute sind gefährlich, dachte er, besser wenn ich verschwinde. Morgen rufe ich Kommissar Reuter an. Wenn er nichts dagegen hat, fahre ich erst einmal nach Hause.

      Merz war mit sich zufrieden. Er hatte sich ohne Wenn und Aber einen Plan ausgedacht. Ich komme wieder, Dornbach, sagte er leise zu sich. Nach dem Essen ging er noch ein wenig spazieren. Ein paar Mal kehrte er plötzlich um, aber seine Verfolger hatten ihn offenbar verloren.

      Am nächste Morgen, Merz hatte wieder bis zehn Uhr ausgeschlafen, rief er Kommissar Reuter an. „Guten Morgen, Herr Kommissar, gibt es etwas Neues?“

      „Ja“, antwortete dieser. „Ich habe gerade den Bericht des Gerichtsmediziners erhalten. Es gibt keinen Zweifel, Herr Mendel ist an Herzversagen gestorben. Vielleicht hat ihn die Erinnerung an alte Zeiten etwas zu viel aufgeregt. Keinerlei Anzeichen für eine Fremdeinwirkung. Ich muss den Fall abschließen.“

      „Wirklich?“ Merz klang enttäuscht. „In diesem Fall haben Sie nichts dagegen, wenn ich nach Hause fahre?“, fragte er.

      Der Kommissar machte eine kleine Pause. „Sie wollen nach Hause? Haben Sie etwas über ihre Familie erfahren?“

      „Nur was mir dieser Herr Mendel erzählt hat. Aber er ist ja jetzt tot, und ich habe keine weitere Spur. Außerdem muss ich mich auch um ein paar andere Dinge kümmern. Ich bin ja schon fast zwei Wochen weg.“

      Der Kommissar räusperte sich, „ja dann wünsche ich Ihnen eine gute Heimreise.“

      „Danke Herr Kommissar!“

      Merz beeilte sich, seine Sachen zu packen, er konnte noch den Mittagszug nach Zürich erreichen. An der Theke bezahlte er sein Zimmer. Die Wirtin umarmte ihn zum Abschied. „Wenn Sie wieder einmal kommen wollen, würde ich mich freuen. Und wenn Sie vielleicht herausfinden, wo Fritz begraben liegt, würden Sie mir eine große Freude machen, wenn Sie mir schreiben!“

      Merz versprach, sich darum zu kümmern. Zu Fuß erreichte er den Bahnhof, er wollte es seinem Verfolger möglichst leicht machen. Während er sich eine Fahrkarte nach Zürich kaufte, hielt er Ausschau nach seinem Schatten. Aber es war unmöglich, in den vielen Leuten, einen Verfolger zu identifizieren. Er ist sicher da, dachte Merz. Und er wird das sehen, was ich möchte.

      Endlich konnte er einsteigen und der Zug rollte bald danach aus dem Bahnhof.

      ***

      Horst Pohl rief sofort bei Dornbach an. „Er ist gerade abgereist, ich habe gewartet bis der Zug weg war.“

      Dornbach war wie immer etwas misstrauisch. „Bist du wirklich sicher? Er hat nichts bemerkt?“

      „Ganz sicher!“, tönte Horst stolz.

      „Na gut, dann kannst du heute Abend dein Geld abholen. Komm aber nicht zu früh!“

      „Jawohl!“, antwortete Horst unterwürfig.

      Dornbach hatte strikt verboten, am Telefon seinen Namen zu nennen.

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