Heidesumpf. Herbert Weyand

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Heidesumpf - Herbert Weyand KHK Claudia Plum

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Öffentlichen Dienst und damit das Amt eines Richters, wählte Peter Brock den Weg in eine Anwaltskanzlei, die sich auf Wirtschaftsrecht spezialisierte. Die Wahl fiel leicht, denn die Verbindung gab sie vor. Das geschah vor nunmehr zehn Jahren. Mittlerweile besaß er die Kanzlei und Dependancen in allen großen Städten Deutschlands und einigen Großstädten Europas. Seine Tätigkeiten beschränkten sich auf die Koordination und Repräsentation sowie die Überwachung der vielfältigen Geschäfte der Burschenschaft.

      Seit der Ermordung Bastians verlief sein Leben geradlinig nach oben. Heute gab er dem Ermordeten recht, als er die Verbindung als Jungmännerzirkus bezeichnete. Manchmal dachte er, er sei der einzig Normale in dem Verein. Der Großteil der Mitglieder, egal wie alt, fand hier eine Spielwiese, die gesellschaftliche Regeln außer Kraft setzte. Und dies auf menschenverachtende Art und Weise. Einer Art, die Jugendliche an den Tag legten. Während die Masse das pubertierende Gehabe mit fortschreitendem Alter ablegte, verharrten diese Menschen in dem Zustand. Dennoch unterstützte Peter die Institution vorbehaltlos. Sie sicherte ihm Macht, Einfluss und Geld. Außerdem steckte er zu tief in den Geschäften. Ein Ausscheren bedeutete den sicheren Tod. Dafür hatte er schon zu viele Exekutionen angeordnet, selbst durchgeführt und toleriert.

      Etwas änderte sich auch zu früher. Bastian blieb der einzige Tote, den er selbst entsorgen musste. Bei den Nächsten bestellte er ein Säuberungsteam, das ihm diese Arbeit komplett abnahm. Die Leichname verschwanden faktisch von der Erdoberfläche. Nie hörte er wieder davon oder las in den Medien darüber.

      Peter wusch Geld für die Organisation, das auf vielen nicht legalen Wegen hereinkam. Er trat so gut wie nie selbst in Erscheinung. Seine Zentrale lag im Aachener Westen, zwischen Universitätsklinikum und Technischer Hochschule. Eine mehr zufällige Entscheidung, die er vor Jahren traf.

      Jetzt, Mitte dreißig, besaß er scheinbar alles, was ein Mensch sich wünschte. Bis auf eine Familie … Mittlerweile wusste er, woran es lag, dass er ein ambivalentes Verhältnis gegenüber Frauen an den Tag legte. Er mochte den weiblichen Part, doch sein Innerstes lehnte eine enge Bindung ab. Eine Folge seiner Initialisierung in die Burschenschaft. Das Erlebnis, das ihn sein Leben lang verfolgte und verfolgen würde. Während der letzten Jahre traf er einige Entscheidung für die Organisation, die jedem normalen Menschen schlaflose Nächte bereitet hätte. Ihm nicht. Nur dieses eine Erlebnis ließ ihn immer wieder aus dem Schlaf hochschrecken.

      Mittlerweile diente er im dritten Jahr als Adept der übergeordneten Organisation der Burschenschaft und des Firmenverbundes. Noch immer stand die erste Begegnung mit den ›Brüdern‹ vor seinem inneren Auge. Erst dort wurde ihm klar, wie gefährlich sich sein Leben entwickelte.

      Der Telefonanruf bestellte ihn zu einer Adresse in Herzogenrath. Peter fuhr mit gemischten Gefühlen in die Tiefgarage auf dem alten Fabrikgelände, die er nie und nimmer dort vermutet hätte. Der Zeitpunkt seiner Ankunft gab eine Toleranz von fünf Minuten vor. Ansonsten wäre der heutige Termin verfallen und sein Zeitfenster zu. Er bemerkte aus den Augenwinkeln die vielen Fahrzeuge, die hier parkten. Zwanzig bis fünfundzwanzig Stück und noch Platz für viele mehr. Sein Parkplatz trug die Nummer dreiundvierzig. Er folgte dem Weg, dessen Beschreibung er auswendig lernen musste und landete in einer Umkleidekabine, wie beim Röntgen. Seine Robe lag bereit. Er zog die Kutte über und wartete auf das grüne Licht. Dann betrat er einen Gang, zu dem die Tür führte, die dem Eingang gegenüberlag. Das schrillende Warngeräusch ließ ihn einen Satz machen: Richtig … alle Metallgegenstände entfernen. Er knallte die Waffe auf die Sitzbank in der Kabine. Dann betrat er den Aufzug am Ende des Flurs. Dieser brachte ihn einige Etagen in die Tiefe. Aussteigen und nach links, dachte er. Er stand vor einem Gitter, das er öffnete, und betrat die Holzplattform. Er schlug dreimal den Klöppel der Glocke und sank fast sofort in die Tiefe. Aufschreiend klammerte er sich an eine Strebe des Drahtkäfigs, in dem er sich befand. Die funzlige Beleuchtung offenbarte die rechteckigen senkrechten Eichenbalken an zwei gegenüberliegenden Wänden, die von U-Eisen umfasst wurden. Sie dienten zur Führung des Käfigs, in dem er sich befand, und verhinderten, dass er nicht hin und her schlug. Kaum losgefahren drückte ihm der Ruck, mit dem der Käfig bremste, die Knie fast unter die Schädeldecke. Wackelig schob er das Gitter auf und betrat die schwach erleuchtete Strecke, die circa drei Meter in Höhe und Breite, maß. Die Vorstellung, dass, was sich über ihm befand, von popeligen Metallstreben gehalten wurde, löste fast eine Panikreaktion aus. Er erreichte mit wackeligen Beinen den nächsten Schacht und die Prozedur begann von vorn.

      Über das System der Blindschächte konnte es einige Hundert Meter nach unten gehen.

      Brock rief in Gedanken ab, was er darüber wusste. Die Schächte verbanden Untertage Sohlen miteinander oder führten zu Kohleflözen. Wahrscheinlich, weil die Drahtseile früher nicht die Qualität besaßen, wie heute, war die Tiefe begrenzt. Hier im Aachener Revier und nach Holland hinüber musste es einige solcher verborgenen Anlagen geben. Viele Jahrhundert buddelten die Menschen nach Kohle, ohne entsprechende Aufzeichnungen zu hinterlassen.

      Die letzte Fahrt im dritten Blindschacht endete in einem großen, mit Backsteinen geklinkerten, Raum. Fast wäre er gestolpert. Nichts deutete darauf, dass er sich, wer weiß wie viele Meter, unter dem Erdboden befand. Um den großen runden Tisch saßen schon die anderen vermummten Gestalteten, die er auch erwartete. Zu einem Konvent gehörten einfach mehrere Leute. Der barocke Deckenleuchter und die vielen Wandleuchter erstrahlten den Raum in goldenem Licht.

      Zwei Schwalbenschwänze huschten herum und nahmen Bestellungen auf. Irgendwo summte eine Klimaanlage. Er konnte genauso gut in einem exzentrischen Lokal sitzen. Die leise Musik fehlte.

      Brock schritt steif zu seinem Platz, den er sich vorher eingeprägt hatte. Die Anwesenden schenkten ihm keine Beachtung, wie sie auch untereinander Distanz wahrten. Also saß er wenige Augenblicke später genauso teilnahmslos am Tisch und harrte dem, was kam.

      Hexensabbat, schoss ihm durch den Kopf. Wahrscheinlich hieß der Führer beim Ku-Klux-Klan deshalb Hexer.

      »Brüder.« Die groß gewachsene Gestalt, oder war es nur die Robe, betrat aus dem Nichts den Raum. Sein Kostüm unterschied sich in einem Ton zu Elfenbein von der Farbe der anderen Roben. Die Stimme des Omniscientis klang abgehackt und rau. Peter überlegte, ob es sich um die gleiche Person handelte, die ihn initialisierte. Wahrscheinlich nicht. Die Stimme klang nicht mehr bekannt. Hatte er sich geirrt? Trat der Führer dieser Organisation in verschiedenen Persönlichkeiten auf?

      Sie erhoben sich.

      »Welch ein schöner Tag …«, hob der Omniscientis an und unterbrach. »… hätte es sein können. Einer der Unseren hat das Schweigegelübde gebrochen.«

      Wenn Brocks Augen nicht an der Gestalt des Führers gehangen hätte, wären ihm die beiden scharlachroten Roben früher aufgefallen. So standen sie, wie durch Zauberei hinter einem Sessel und legten dem Adepten die Hand auf die Schulter. Erst das Zusammenschrecken der Person ließ ihn dorthin schauen. Kräftige Arme hoben, die sich wehrende Gestalt und schleppten sie zu einem Tisch mit Stahlplatte und Ablaufrinnen, der aus dem Nichts auftauchte. Die Schergen befestigten Beine und Arme mit angebrachten Stahlbändern, und zogen ihm die Haube vom Kopf. Ein Mittdreißiger mit aufgerissenen Augen, aus denen die Angst schrie, artikulierte einen Schrei. Einer der roten Roben fixierte den Kopf mit einem Band, während der andere den Kiefer aufdrückte und eine Klammer einsetzte. Er schob ein Zangen ähnliches Gebilde in den röchelnden Mund und trat zurück. Der andere schob ein Plexiglasgebilde mit zwei runden Löchern, in denen Handschuhe befestigt waren, vor das Gesicht des gurgelnden Geschöpfs. Ein Mensch war es nicht mehr, denn Wahnsinn, der in seinem Blick zu lesen stand, vernebelte sein Hirn. Der Omniscientis trat vor, griff in die Löcher und fädelte seine Finger in die Handschuhe. Geradezu feierlich griff er die Zange und drückte zu. Der Blutschwall spritzte gleichzeitig mit dem Schmerzensschrei gegen die Scheibe. Er trat zurück und betrachtete die Tat. Auf eine Handbewegung hinfuhr die Klauen bewehrte Hand eines der Roten in Brust des Opfers und riss das Herz in einer Bewegung heraus.

      Trotz

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