Todesfeier. Victoria Gothink
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Aus einem fünfundzwanzig jährigen, jungen toten Mann wurde über Nacht ein Wunder. Bin ich der Einzige, der das als komisch empfindet? Ich hoffe nicht. Besonders nach der Geschichte die ich soeben erzählt habe. Aber manchen Reportern kann man wohl alles erzählen. Manche von denen scheinen auch nicht ganz helle zu sein.
Ich habe z.B. ein Interview für die große anerkannte Wochenzeitung „Fovea“ gemacht. Dies ist der Artikel:
Zum besseren Verständnis:
R= Reporter
A= Anastasius
TOT + LEBENDIG + GLEICHZEITIG = WUNDER
Er ist der Erste, der wieder von den Toten aufgestanden ist. Man sollte meinen, dass er auch ein ganz besonderer Mann ist, doch rein Äußerlich ist nichts Originelles festzustellen. Anastasius Delibes, so der eigenartige Name des jungen Mannes und wahrscheinlich das erste Indiz darauf, dass er etwas Besonderes sein MUSS. Sein Name ist nämlich griechischer Herkunft und bedeutet „der Auferstandene“. Na, wenn das nicht ein passender Name für dieses Wunder ist, dessen ich gegenüber sitzen durfte.
Seine dunklen Locken fielen im tief ins Gesicht und von Blickkontakt hielt er wohl auch nicht viel. Mein erster Gedanke war: Oh Mann, hat der schon Starallüren! Aber ich musste mich eines bessern belehren lassen. Wie das folgende Interview zeigt:
R: Wie ist es ein Wunder zu sein?
A: (Ich dachte mir, was soll denn diese dumme Frage und wie lang war der schon im Geschäft? So fängt man doch kein Interview an. Das wusste sogar ich. Er hat mich noch nicht einmal begrüßt. So ein Gesäßloch!)
Nun, ich empfinde mich selbst nicht als Wunder, deshalb verwirrt mich dieses ganze Getue eher, als das es mich freut oder dergleichen. Ich glaube eher, dass die Ärzte gefuscht haben. Das ist alles. Das ganze Getue um meine Person ist lächerlich.
R: Ein ganz bescheidender junger Mann sitzt da vor mir. Woher nehmen Sie diese Bescheidenheit? Sie könnten doch erhobenen Hauptes durch die Straßen gehen.
A: Wie ich bereits sagte, haben die Ärzte meines Erachtens gefuscht und ich bin demnach auch kein Wunder. So einfach ist das.
R: Ich glaube Ihnen Ihre Bescheidenheit nicht so ganz. Erlauben Sie mir und unseren Lesern mehr über Sie zu erfahren, damit wir uns ein Bild von Ihnen machen können?
A: ( Wen interessiert das? Aber... nun gut )Nun, da gibt es eigentlich nichts besonderes zu berichten. Ich wuchs behütet bei meinen Eltern auf – ohne Geschwister oder Haustieren. Mir haben sie auch nicht gefehlt, falls das Ihre nächste Frage sein sollte.
Zu meinen Hobbys zählen das Musizieren und das Schauen von Horrorfilmen.
R: Ah... interessant. Welche Filme sind Ihnen da am liebsten?
A: Ich bevorzuge intelligente Filme, die eine gute Story beinhalten. Sinnloses Abgemetzel mag ich nicht besonders, obwohl das ja viele mögen. Alte Horrorfilme, besonders aus dem Jahr 2713, mag ich ganz besonders gerne. Die sind sehr gut gemacht. Obwohl die auch schon sehr bluthaltig waren.
R: Sie sagten eben, dass Sie auch musizieren. Wollen Sie etwa ein richtiger Horrorrocker wie die von der Band „Kithara“ werden?
A: Ich würde es schon gerne als Musiker schaffen. Aber „Kithara“ mag ich nicht so besonders. Die sind mir eine Spur zu gewalttätig. Ich mag die Band „Mortuum furtum“ („Leichendiebstahl“). Obwohl es der Name nicht verrät macht, sie gute, intelligente und sanfte Musik, die man heutzutage viel zu selten hört. Leider!
R: Da wünsch' ich Ihnen viel Glück beim Erfüllen ihres Traums. Danke für das aufschlussreiche Gespräch.
A: Vielen Dank! (In dem Moment dachte ich mir: Warum hast du dir dieses Interview angetan? Ich hab es gemacht und muss damit leben, dass Reporter oder dergleichen immer das Gleiche fragen und dann nichts verstehen. Denn ich habe noch andere Interviews durchgeführt. Eigentlich wollte ich nur klarstellen, dass ich kein Wunder bin, und wollte die behandelnden Ärzte vor die Dämonen werfen. Doch das hat ja nicht geklappt. Manche Menschen kann man nicht demütigen. So scheint es mir jedenfalls.)
Gand Fancy
In meinem Herzen
trage ich die Liebe
zur schwarzen Nacht,
zum roten Blut,
dem knarrenden Sarg
und dem Mondgeheul der Wölfe.
Ich bin ein blasses Kind der Nacht.
Ich bin ein Untoter
unter Lebenden.
Das ist nur eines meiner vielen Gedichte, die ich in den letzten Jahren verfasst habe. Ich schreibe viele Gedichte, aber auch Songs. Der Weg von einem Gedicht zu einem Song ist nicht weit, finde ich. Ich wäre gerne Songwriter. Am liebsten für meine Lieblingsband. Doch das ist wohl sehr unwahrscheinlich. Dies wird für immer und ewig ein Traum bleiben. Doch von der Illusion lass ich mich gerne treiben. Sie ist das Werkzeug meiner Kunst.
Der ein oder andere würde mich als den typischen, ja fast schon den klischeehaften sensiblen Künstler nennen. Das liegt größtenteils an meiner Begeisterung für die Band „POEm“. Mit ihrem Song „Vivus humare“ bin ich ein Riesenfan von ihnen geworden. Der Sänger ist sehr blass und dünn, sodass er aussieht wie ein Vampir oder eine andere untote Fantasiegestalt. Manch einer behauptet sogar, dass ich diesem Sänger ähnlich sehe. Diese Band spielt fast nur langsame, traurige Musik, die sehr unter die Haut geht. Manch ein Song hat mich schon dazu veranlasst in Tränen auszubrechen. Da ist es gar kein Wunder, dass ich als der „sensible Künstler“ gelte. Aber hey, wenn ich diese Songs höre, fühlt es sich an, als bestünde ein unsichtbares Band zwischen ihm und mir. Ich weiß in dem Moment, welche Gefühle der Sänger mit den Songs transportieren möchte. Ich weiß, was er durchgemacht hat, als er diesen Song schrieb und was er wieder durchmacht, wenn er diesen Song singt. Jedenfalls kann ich mir das denken. Ich weiß natürlich nur, was ich dabei empfinde. Es scheint aber der gleiche Gedanke und das gleiche Gefühl zu sein. Wir sind uns nicht nur rein Äußerlich ziemlich ähnlich.
Kasimir Mindehith
Wie stellen Sie sich einen Mörder vor? In welches Gesicht würden Sie gerne schauen wollen? Welches Gesicht erscheint in Ihren schön- schaurigen Albträumen? Haben Sie es vor Augen? Vielleicht ein Gesicht, das Sie mit seinem grauenhaften Grinsen und blutunterlaufenden Augen anstarrt?
Vergessen Sie dieses Gesicht!
Wenn Sie mich kennen würden, dann würde Ihnen dieses Gesicht in den Träumen erscheinen. Meine gelben Augen und mein mit Narben übersätes Gesicht würden Sie nie wieder aus ihren Gehirnwindungen bekommen. Wenn ich in Ihrer Nähe wäre, würden Sie schreiend davonlaufen und zu dieser Stelle nie wieder