Todesfeier. Victoria Gothink

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Todesfeier - Victoria Gothink

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bin der festen Überzeugung, dass die Menschen auf dieser Erde nicht in diesem Grauen untergehen möchten. Ich bin der Auffassung, dass die Menschen etwas Gutes und Schönes sehen wollen. Das ganze Blut, die Mörder, die zu Nationalhelden geworden sind und die Szenen aus Horrorfilmen, die schreckliche Realität geworden sind. Ich kann mir nicht denken, dass die Erdenbewohner bis in alle Ewigkeiten so leben wollen. Ich muss dafür kämpfen, dass die Geschöpfe dieser Erde wieder Freude an den schönen Dingen bekommen. Obwohl es so etwas gar nicht mehr gibt. Wir müssen diese Dinge wieder auf die Erde bringen. Nur WIE?

      Wenn ich nur eine Möglichkeit hätte mit meiner Botschaft an die Öffentlichkeit zu treten.

      Im D.I. habe ich so eine Art interaktive Flugblätter verbreitet. Das ist zum Glück heutzutage sehr einfach. Durch den Chip im Gehirn (diese Erfindung finde ich einfach nur krank!), kann man per Mail seine Gedanken „überspielen“. Man denkt sich den Kram, den man verschicken möchte; der Computer schreibt es.

      Dies ist mein Flugblatt:

      Erde in Gefahr!

      Sie haben es satt immer nur von Morden zu hören?

      Sie sind es leid, dass Mörder zu Nationalhelden geworden sind?

      Sie wollen dieses ganze Blut nicht mehr sehen, dass tagtäglich vergossen wird?

      Kurz:

       Ihnen hängt der ganze Wahnsinn zum Halse raus!

      Dann ändern Sie was!

      Wenn Sie nicht anfangen, dann niemand!

      Schmeißen Sie die Horrorfilme aus dem Haus,

      stellen Sie das D.I. aus und

      machen Ihren Alpträumen Beine!

      Malen Sie ein Bild von der Sonne oder Blumen,

      stricken Sie ein buntes Kleid,

      seien Sie fröhlich

      (Wie die Sonne oder bunte Blumen aussehen, finden Sie im Anhang)!

      Wenn Sie die folgende Botschaft in der Welt verbreiten,

      dann gibt es bald eine schöne Welt, ohne Grausamkeiten.

      Und Sie haben dazu beigetragen.

      Sie werden sich wohlfühlen,

      weil Sie zu der frohen Veränderung beigetragen haben.

      Die Botschaft lautet:

       Schönheit auf der Erde!

      Lea Ney

      Egal, was ich in meinem Leben versucht habe, ich habe nie etwas hinbekommen. Ich bin ein richtiger Pechvogel. Manchmal komme ich mir echt bescheuert vor. Ich glaube, wenn ich eine Mörderin wäre (die sind ja zur Zeit ziemlich grausy. Manche haben sogar eine eigene Realityshow im D.I.), könnte ich wirklich Karriere machen. Aber ich glaub, ich würde noch nicht mal das hinbekommen. Ich würde die halbe Leiche einfach liegen lassen und deren Schicksal ergeben.

      Das, womit du heutzutage echt Eindruck schinden kannst, würde ich nicht hin bekommen. Ich habe es nicht ausprobiert. Ich denke mir das nur. Aber ich möchte es auch nicht herausfordern. Nicht, dass was schief geht... Nein, das lass ich dann wohl lieber.

      Meine Interessen liegen eh im musikalischen Bereich. Obwohl ich da ja natürlich auch keine Erfolge vorzuweisen habe. Mal sehen, was noch daraus wird. Bestimmt nichts Gutes.

      Mein Werdegang bisher:

      Früher war ich Tänzerin. Na ja, manch einer würde sagen, dass ich mich noch nicht einmal so nennen darf. Weil es einfach nichts war....

      Kurz danach war ich in einem Malkurs. Da habe ich allerdings feststellen müssen, dass ich auch dabei unbegabt bin.

      Ich wollte dann Gitarre lernen, Schlagzeug und Querflöte. Ja, okay, ich suche mir auch nicht gerade einfache Sachen aus. Aber woher soll ich wissen, was ich kann, wenn ich nichts ausprobiere?

      Mein letzter Reinfall war, als ich zu einem Casting für Schauspieler ging. Sie meinten... na ratet mal... genau. Ich habe kein Talent fürs Schauspielern.

      Aber ich habe schon das nächste Projekt im Visier. Und das wird kein Reinfall. Das hoffe ich jedenfalls...!

       Ich werde Sängerin!

      Ich weiß zwar noch nicht, wie ich das machen soll. Aber ich habe jedenfalls ein Ziel vor Augen. Manche haben gar nichts vor Augen. Na ja, vielleicht ihre fette Horrormondbrille...

      Ach, wenn ich nur wüsste, wie ich das anstellen soll.

      Ich werd mich was im D.I umsehen. Vielleicht finde ich was. Es sollte allerdings nicht zu grausam sein, obwohl das ja „grausy“ ist. Das könnte mein Problem sein: Ich bin zu ungrausy.

      Decimus Cara Bernstein

      Immer bin ich der Letzte bei einer Reihenfolge oder Aufzählung! Das liegt allerdings nicht an meinem Namen (Decimus ist Latein und bedeutet „der Zehnte").

      Es ist wohl so, dass mich viele für ein Mädchen halten und ich dann bei Männersportarten als Letzter gewählt werde. Und dann heiße ich auch noch Cara! Dadurch ist es noch schwieriger, als Mann ernst genommen zu werden. Im letzten Jahrtausend war es eine Zeit lang normal, dass sogar Männer weibliche Vornamen trugen. Aber es war eben früher und nicht jetzt in diesem Jahrtausend. Im Letzten hätte ich mich allerdings genauso unwohl gefühlt mit dem Namen wie jetzt in diesem Jahrtausend. Dazu kommt auch noch dieser bescheuerte Rufname „Decimus“. Ich war das zehnte Kind, das an dem Tag zur Welt kam. Die Schwestern meinten, dass ich ein kleiner „Decimus“ sei. Daraufhin haben mir meine Eltern diesen Namen verpasst. Kann ein Start ins Leben noch schlimmer sein? Und: Haben sich meine Eltern überhaupt vor meiner Geburt mal Gedanken gemacht, wie sie mich nennen wollen? Anscheinend nicht, oder wie seh' ich das?

      Schon bei meiner Geburt wussten die Ärzte nicht, ob ich männlich oder weiblich bin. Sie riefen erst erfreut: „Ein Mädchen!“ Doch kurze Zeit später, dann allerdings schon fast enttäuscht: „Oh, doch ein Junge.“ Und weil das meine Eltern irgendwie komisch fanden, haben sie mir den Namen Cara mit auf den Weg gegeben. Als wäre das was Tolles, glitzern ihre Augen auch jedes Mal, wenn sie den Namen aussprechen. Vielleicht wollen sie mich auch nur verspotten, weil ich nicht so toll bin, wie mein älterer Bruder, der ein berühmter Schauspieler in Horrorfilmen ist. Dazu kommt auch noch, dass mein Vater ein berühmter Musiker und meine Mutter eine berühmte Mörderin ist. Nur ich habe noch nichts auf die Reihe bekommen. Nur einen bescheuerten Namen... Und den habe ich meinen Eltern zu

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