Skrupellos I - Ausgeweidet. Nicole Le

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Skrupellos I - Ausgeweidet - Nicole Le Skrupellos

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sagte Josie, sie solle sich gut anschnallen und festhalten, denn es würde eine rumpelige Landung auf dem Wüstenboden geben. Ihr Herz schlug bis zum Hals, doch sie tat was er sagte. Keeper betätigte ein paar Knöpfe am Cockpit Himmel und sagte: „Ready!“ Er verzog keine Miene und das sagte ihr, dass es ernst wurde.

      Sie flogen eine weitere Schleife. Die Soldaten rissen das Zelt von den Stangen und bereiteten es in der glühenden Hitze auf einer ebenen Stelle unweit der Hügel aus. Sie mussten sich sehr beeilen und es war eine unglaubliche Kraftanstrengung in dem sandigen Boden und der Hitze. Josie lief der Schweiß in Bahnen und auch die Männer hatten dicke Kränze unter den Achseln und am Rücken.

      Sie wussten ja nicht mal genau was sie dort unten erwartete nur, dass es einen Notfall gab, der so schnell es ging ins Krankenhaus musste, als sie zur Landung ansetzten. Unbeladen war das Flugzeug leicht und den kräftigen Windböen ausgesetzt. Es schwankte hin und her und einmal dachte Josie, sie würden mit der Tragfläche den Boden streifen und dann zerschellen, doch Keeper und John brachten das Flugzeug gemeinsam wieder in Balance und sie landeten zwar unsanft, aber wohlbehalten. Ihr Vorderrad verfehlte zwar den Plastikuntergrund und blieb im Sand stecken, aber das war das kleinste Problem. Jetzt mussten sie erst Mal sehen, um welchen Notfall es sich handelte.

      Sie befreiten sich aus den Sicherheitsgurten und öffneten die Seitentür. Der heiße Wüstenwind blies ihnen sofort die erste Ladung Sand ins Gesicht. Josie schützte sich mit einem Schal, John und Keeper hatten nur ihre Brillen und jeder ein Taschentuch, welches sie sich vor Mund und Nase hielten, während sie sich gegen den Wind zwischen die Hügel kämpften. Es schien Stunden zu dauern, bis sie in dem einem Zelt ankamen, an wessen Eingang der Kommandeur ungeduldig auf sie wartete.

      Josie zückte ihre Kamera und machte Aufnahmen von der Umgebung, den seltsamen Erhebungen im Sand vor den Zelten. Dann betrat auch sie das Zelt. Der Sanitäter und 2 andere Soldaten beugten sich über etwas auf einem Operationstisch. Als sie näher kam musste sie sich fast übergeben. Dort lag ein Mann mit aufgeschnittenem Bauch. Die Eingeweide quollen an einer Stelle heraus und er blutete stark. Die Sanitäter hatten wohl die große Wunde bereits sterilisiert so gut es ging und begannen den Bauch wieder notdürftig zu verschließen. Jedenfalls so dass der Mann transportiert werden konnte. Sie entdeckten Blutkonserven und lasen auf seinem Armband, welches er umhatte welche Blutgruppe er hatte, jedenfalls hofften sie, dass es seine Blutgruppe war. Sie wühlten in der Kühlbox und fanden eine Konserve mit der richtigen Aufschrift. Sie wussten nicht, woher das Blut kam, sie wussten nicht, ob das was sie taten, richtig war, aber es war seine einzige Chance. Der Sanitäter legte den Zugang und nähte dann beherzt weiter. Der Mann stöhnte, war aber nicht bei Bewusstsein.

      Josie machte Fotos und musste sich dann draußen übergeben. Sie war zwar einiges gewohnt aber es war lange her, dass sie mit dem Grauen konfrontiert worden war. Sie blickte sich um und nahm die Erhebungen wieder wahr. Sie ging langsam und etwas wackelig auf den Beinen darauf zu, kniete nieder und streckte die Hand aus. Vorsichtig wischte sie den Sand weg und zum Vorschein kam ein Gesicht. Sie schrie auf, als sie den leblosen Körper und die trotz sengender Sonne kalte Haut der Leiche berührte. Keeper hörte ihren Schrei und rannte zu ihr. Als er sah, was sie freigelegt hatte, begann er wie ein Wahnsinniger mit den bloßen Händen zu graben. Es war schrecklich. Die Körper waren nackt. Manchen fehlten die Augen, viele waren vom Hals bis zum Unterleib aufgeschnitten und notdürftig wieder zu genäht worden. Manche hatten Schnitte an der seitlichen Bauchdecke. Das war ganz klar Organhandel. Man hatte den Menschen die Organe und Augen entnommen um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.

      Die Händler mussten auf frischer Tat erwischt worden sein und haben fluchtartig den Ort verlassen. Was hatte sie aufgeschreckt?

      Keepers Nackenhaare stellten sich auf und eine kalte Hand griff nach seinem Herzen. Er und John waren es. Sie hatten die Beduinen gewarnt, als sie los flogen in Richtung Osten. Die Beduinen hatten dann die Ärzte und ihre Mittelsmänner gewarnt. Die waren dann mit ihrem Konvoi aus gut ausgestattetem Wüstenfahrzeugen geflohen und hatten nur das Nötigste mitgenommen. Alle wichtigen und teuren Geräte und natürlich die bereits entnommenen Organe.

      Ihm war schlecht. Er konnte Josie bereits nachempfinden, warum sie sich übergeben hatte. Dies hier war schlimmer als Krieg, dies war die Hand der Geldgier. Dies waren Taten von Menschen, die sich am Tod von Anderen bereicherten. Dies war weit schlimmer als sein Vaterland und Territorium zu verteidigen. Dies war die Tat des Abschaums der Menschheit.

      Er ging zurück zu Josie nahm ihr die Kamera aus der kraftlosen Hand und drückte auf den Auslöser. 100 Mal 200 Mal, er wusste es nicht. Es war als wenn er die Täter mit der Maschinenpistole hinrichten würde.

      Vorsichtig trugen die Männer den Verletzten mitsamt der Liege zum Flugzeug. Der Rest der Mannschaft grub das Vorderrad aus und bettete Fetzen eines anderen Zeltes darunter. Es musste einfach klappen. Sie stiegen ein und schnallten sich wieder an ihren Sitzen fest. Der Sanitäter und die zwei Helfer kamen mit dem Verletzten und befestigten die Operationsliege, mit welchem sie den Verletzten eingeladen hatten an den Haltegurten und nahmen auf den Klappsitzen an der Seite des Flugzeugs Platz.

      Sie rumpelten durch den Sand und gewannen nur langsam an Geschwindigkeit. Es kam ihnen vor wie eine Ewigkeit, bevor sie wieder in der Luft waren.

      Doch dann ging alles ganz schnell. Sie gaben alle Informationen über Funk durch. Kairo bereitete sich auf ihre Landung vor. Ein Ärzteteam aus dem Internationalen Krankenhaus stand bereit um den Patienten notfalls sofort operieren zu können. Dieser Mann war Gold wert, sollte er überleben. Er konnte Aussagen über die Vorgehensweise der Händler machen und vielleicht hatte er jemanden erkannt oder konnte wenigstens Personenbeschreibungen abgeben.

      Ein Blitzlichtgewitter von Reportern erwartete sie als sie die Fokker verließen. Der Verletzte wurde mit einem Tuch abgedeckt um seine Identität zu verheimlichen. Noch auf dem Weg ins Krankenhaus erlitt er einen Herzstillstand. Er hatte zu viel Blut verloren. Es war ohnehin ein Wunder, dass er solange überlebt hatte. Die Ärzte belebten ihn wieder und er lag ab da im Koma.

      Er wurde mehrfach operiert. Eine Organentnahme wurde bei ihm nicht festgestellt. Anscheinend hatten die Händler den Ort wirklich fluchtartig verlassen und den Mann einfach seinem Schicksal überlassen in der sicheren Annahme, dass er sowieso nicht überleben würde. Seine Bewusstlosigkeit half dabei, die Männer in dem Glauben zu lassen.

      Keeper machte sich Vorwürfe sich nicht durchgesetzt zu haben, als er am Morgen schon landen wollte um nach dem Rechten zu sehen. Wie viele Menschenleben hätten sie retten können? Aber ohne die militärische Ausrüstung und die Unterstützung der Soldaten hätten sie es nicht geschafft das Flugzeug wieder zu starten.

      Kapitel 4:

      Abou Bakr Shamam war der Anführer der Beduinen in diesem Gebiet. Er war der Kontaktmann zwischen den Schlepperbanden, den Kairoer Ärzten und den Organhändlern.

      Er war ein gebildeter Mann. Er hatte in USA und Australien studiert, Politikwissenschaften, Völkerkunde und Internationales Management. Er sprach mehrere Sprachen und hatte Internationale Kontakte. Sein Auftreten war kultiviert und extrem höflich und charmant, doch dahinter verbarg sich berechnendes Kalkül. In Wahrheit war er eiskalt und regierte seinen Stamm mit harter Hand. Er war von seinem Vater in die Vereinigten Staaten geschickt worden, um den Zusammenhang zwischen Macht und Geldfluss zu verstehen und Abou Bakr Shamam war ein Mann, der die alte Lebensweise und Abgeschiedenheit der Beduinenstämme beschützen wollte. Er wollte seine Mitmenschen nicht bilden und an der offenen demokratischen und kapitalistisch geprägten Gesellschaftsform teilhaben. Er fand, dass es einem hierarchischen Gesellschaftsgefüge besser gelang, die Menschen im Zaum zu halten und die Ressourcen besser ausgeschöpft werden konnten. Jeder hatte seinen Platz und seine Aufgabe. Störenfriede gab es wenige und wenn, hatte die Wüste sie auf seltsame

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