Schlaf, Kindlein, schlaf.... Mark G. Hauser
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Lydia sah auf die Uhr. Schon zehn nach acht. Um ja nicht zu spät zu kommen, war sie schon fünf Minuten vor acht vor der Treppe zum Café „Carlisle“ gewesen. Ein wenig nervös hielt sie nun ihre Jacke auf dem Arm. Scheinbar hatte sich ihre neue Freundin ein wenig verspätet. Wie hieß sie doch gleich wieder? Lydia hatte den ganzen Tag überlegt, aber ihr wollte der Name einfach nicht mehr einfallen. Hatte sie sich überhaupt vorgestellt? Doch, ganz sicher sogar. Zu dumm. Während sie also wartete und immer noch über den Namen grübelte, kam ihre Verabredung plötzlich um die Ecke. Sie trug Jeans und ein schlichtes weißes Top. Um den Hals trug sie ein Goldkettchen mit einem kleinen Diamantenanhänger. Lydia fand, dass der grüne Anhänger perfekt zu ihrem langen, pechschwarzen Haar passte. Diese Frau wusste offenbar, was ihr gut stand. Mit einem entschuldigendem Lächeln erreichte sie Lydia. „Verzeih bitte die Verspätung, aber der Verkehr hierher war einfach nur schrecklich. Es gab einen Unfall und die eine Fahrspur war total blockiert und ich musste einen Umweg… ach egal, es hat ja noch geklappt. Schön, dass du da bist.“ Lydia musste bei so einer hektischen, aber dennoch herzlichen Entschuldigung lachen. „Ist schon okay so lange musste ich ja auch nicht warten. Wollen wir rein gehen?“ Die beiden gingen die Treppe nach oben und betraten das Café. Sie suchten sich einen Tisch am Fenster aus. Von dort aus hatte man einen herrlichen Blick auf die Innenstadt. Auf den Straßen und in vielen Cafés waren noch viele Menschen unterwegs und es schien, als würde die ganze Stadt aus dem Winterschlaf erwachen. Lydia versuchte immer noch verzweifelt, sich an den Namen von ihrem Gegenüber zu erinnern, aber er wollte ihr einfach nicht einfallen. Naja, irgendwie würde sie schon noch dahinter kommen. „Wohnst du schon länger in der Stadt?“, versuchte Lydia das Gespräch zu eröffnen. Es blieb allerdings bei dem Versuch, denn schon stand ein junger Kellner neben den beiden und wollte die Bestellung aufnehmen. Sie entschieden sich beide für einen Cappuccino. Lydia fiel auf, dass der junge Mann immer wieder verstohlen einen Blick auf ihre Freundin warf. Nicht gerade das, was man als unauffällig bezeichnen würde, dachte Lydia noch bei sich. Doch im selben Moment bemerkte sie, dass es auch ihrer Freundin nicht entgangen war und sie ihm ein kurzes Zwinkern schenkte. Der Kellner wurde ganz rot und verschwand augenblicklich wieder hinter dem Tresen, um die Bestellung zu bearbeiten. Lydia wurde aus ihren Gedanken gerissen. „Ich weiß, das ist jetzt peinlich, aber ich befürchte, ich habe deinen Namen nicht mitbekommen.“ Ein ungläubiges Grinsen breitete sich auf Lydias Gesicht aus. „Das ist ja lustig. Mir geht es genauso! Ich versuche auch die ganze Zeit mich an deinen Namen zu erinnern. Mir ist das auch ganz peinlich. Ich heiße Lydia.“ „Sandra, angenehm.“ Beide fingen an laut zu lachen. In diesem Moment kam der Kellner und brachte die beiden Cappuccino. Während sie den Zucker in die Tasse rührten, griff Sandra das Gespräch wieder auf. „Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, genau. Ich wohne schon einige Zeit hier, habe aber das letzte Jahr in Indien verbracht. Seit etwa einem Monat bin ich wieder zurück. Was ist mit dir?“ „Ich wohne hier seit ich zehn bin. Bis dahin ist meine Familie recht viel durch das Land gezogen. Aber dann war mal Ruhe für die nächsten 12 Jahre. Meine Eltern sind wieder weitergezogen, aber mir gefällt es hier. Außerdem habe ich hier einen Job, den ich nicht aufgeben möchte.“ Sandra nickte. „Ja, so etwas ist wichtig. Seit wann machst du Yoga?“ Lydia dachte kurz nach. „Schon seit einigen Jahren. Es hilft mir sehr, mich zu entspannen und mein Gleichgewicht zu finden. Außerdem hilft es, meine ständigen Kopfschmerzen im Zaum zu halten. Seit meiner Kindheit habe ich immer wieder diese Schmerzattacken und egal, was ich bisher unternommen habe, es will einfach nicht verschwinden. Yoga hilft zumindest ein wenig, die Schmerzen zu lindern.“ Sandra sah Lydia nachdenklich an. „Vielleicht kann ich dir helfen. Ein bisschen wenigstens. In Indien habe ich verschiedene Massagetechniken erlernt. Unter anderem auch eine Schläfenmassage, die vor allem zur geistigen Entspannung beitragen soll. Ich habe das zwar noch nie an jemanden direkt ausprobiert und ich kann dir auch nicht versprechen, dass es helfen wird, aber wenn du möchtest, können wir das gerne versuchen.“ Was habe ich zu verlieren, dachte sich Lydia, alles andere habe ich schon versucht. Und schlimmer wird es dadurch wohl auch kaum werden.
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Sandra saß einfach da und starrte ins Feuer. Sie nahm einen Schluck Rotwein aus dem Glas in ihrer rechten Hand und lächelte. Davon hatte sie immer geträumt: ein schönes Haus mit einem offenem Kamin, finanzielle Unabhängigkeit und einen liebenden Ehemann. Sie dachte an die harte Arbeit, die sie dafür investiert hatte, an die unzähligen Überstunden, die sie als Bedienung in vielen verschiedenen Cafés und Bars gearbeitet hatte, und das alles nur, um ihre Pläne in die Tat umzusetzen. In einem der Cafés hatte sie auch ihren Mann kennengelernt. Er fragte nach ihrer Telefonnummer, doch sie wollte sie ihm nicht geben. Schließlich gab es viele, die sie danach fragten, vor allem als sie in Bars hinter der Theke stand. Doch dieser Mann war anders. Er blieb hartnäckig, ohne aufdringlich zu sein. Immer wieder kam er in das Café und fragte sie, bis sie schließlich einwilligte. Es war die richtige Entscheidung gewesen. Sie waren ein paar Mal zusammen aus und verbrachten viel Zeit miteinander. Es passte einfach. Schon nach kurzer Zeit hielt er um ihre Hand an und dieses Mal zögerte sie nicht. Sie liebte ihn mehr als alles andere. Er half ihr sogar ihren großen Traum, ein Jahr in Indien zu leben, zu verwirklichen. Er selbst befand sich zu dieser Zeit beruflich im Umbruch und hatte somit viel zu tun und zu lernen. Von daher hätte er sowieso kaum Zeit für sie, hatte er damals mit einem leichten Schmunzeln gesagt. Vor Dankbarkeit war sie ihm um den Hals gefallen. Ja, sie liebte ihn wirklich aus tiefstem Herzen. Sie telefonierten beinahe jeden Tag und als sie vor knapp vier Wochen zurück kam, hatte er seine Beförderung bereits in der Tasche. Nun genoss sie einfach das Leben. Viele Ziele hatte sie nicht mehr, die sie noch erreichen wollte, sie war einfach