Blutiges Freibier. Axel Birkmann
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Axel Birkmann
Blutiges Freibier
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Inhaltsverzeichnis
Lob und Anerkennung, Zweifel und Beweise
Nachwort und Quellenverzeichnis
Dirndl und Lederhose
Dolce Vita, dachte er. Dolce Vita!
Warum tat er sich das bloß an? Warum hatte er sich überhaupt darauf eingelassen? Wo er doch Ansammlungen von Menschen in solchen Größenanordnungen hasste. Warum nur?
Alois Kreithmeier stand in seinem Schlafzimmer vor seinem Kleiderschrank und betrachtete sich im Spiegel. Missmutig schaute er an sich herunter. Was er sah, begeisterte ihn nicht im Geringsten. Für ihn war das alles Kasperltheater oder dummer Mummenschanz. Fasching. Fasnet. Karneval. Oder wie auch immer. Er fühlte sich in seiner Haut nicht wohl. Sollten doch die Preußen so etwas anziehen. Die brauchten es, um nicht aufzufallen. Obwohl, wenn sie dann den Mund aufmachten und etwas sagten.
Er blickte in den Spiegel und sah sich genauestens an. Er erblickte sein Spiegelbild, das Spiegelbild eines Mannes in der Blüte seines Lebens. Er hatte ein paar Kilogramm abgenommen, dank der Überredungskünste seiner Kollegin Melanie Schütz. Und das stand ihm gut. Sein Bierbauch war verschwunden. Er musterte diesen Mann im Spiegel, der in kurzer Lederhose, graugrünen Wollwadenwärmern, so genannten Loiferl, schwarzen Haferlschuhen, einem rotweiß karierten Trachtenhemd und einem grauen Janker in seinem Schlafzimmer stand, ziemlich griesgrämig drein schaute, vor allem, weil ihm seine Kollegin, die zudem auch noch aus Thüringen kam, ihn ohne die richtige Verkleidung nicht mit aufs alljährliche Freisinger Volksfest mitnehmen würde. Denn sie würde, so hatte sie ihn mit Engelszungen überredet, oder besser gesagt, weich gekocht, ja sie würde auch in Tracht, in einem feschen Dirndl erscheinen. Und sie beide sollten doch zusammen passen. Ein Paar abgeben. Wenn man sie denn zusammen sehen würde. Wer auch immer das sein sollte.
»Melanie, meine fesche Kollegin, eine Preußin aus Thüringen, in einem Dirndl?«, knurrte Kreithmeier sein Spiegelbild an. Auch wenn er noch so verärgert und mürrisch drein schaute, er fand, er sah gut aus in seinem Gewand. Die paar Kilogramm weniger standen ihm. Und seine Wadeln waren zum herzeigen. Und auf die Freisinger Wiesn passte er in diesem Staat besser als in einem seiner blauen Adler- oder K+L-Ruppert-Anzüge, geschweige denn schwarzer Lederjacke mit Jeans. Aber es ging ihm ganz einfach ums Prinzip.
Da fast jeder mittlerweile, ob deutscher, japanischer, neuseeländischer oder italienischer Preuße sich für das Oktoberfest in irgendeine billige Tracht warf, musste er als gebürtiger Oberpfälzer diesen Verkleidungswahnsinn nicht mitmachen und schon gar nicht unterstützen. Doch er hatte keine echte Chance gegen Melanie. Ihre Drohung, dass sie, falls er nicht in Tracht mit ihr auf die Freisinger Wiesn gehe, ihn nie wieder ein Wort privater Natur mit ihr sprechen ließ, hatte ihn motiviert und schließlich widerwillig überzeugt, in den untersten Fächern seines Kleiderschranks nach den entsprechenden Kleidungsstücken zu suchen.
Und er wurde fündig. Und er war überrascht, wie alles noch passte. Vor allem seine Krachlederne aus echtem Hirsch.
Jetzt war es sowieso rum, Melanie würde bald klingeln, ein Zurück gab es nicht mehr. Und dann würde sie mit ihm Arm in Arm auf die Luitpoldanlage schlendern, zum Gespött aller Leute und mit 6.000 verrückten Fans Dolce Vita im Festzelt anhören: »Bier, Hendl, Brezn und die Krüge hoch. Oans, Zwoa, Gsuffa.«
Wie