Blutiges Freibier. Axel Birkmann
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«Das kann ich verstehen«, kommentierte Alois Rainer Zeidlers Bericht.
»Der Kapfhammer beschwerte sich, denn er zweifelte an dieser Entscheidung. Er fand, so der Artikel, dass beim Freisinger Volksfest einheimische Aussteller bevorzugt werden sollten, aber das wäre nicht der Fall. Viele Auswärtige wären in der Luitpoldanlage präsent - aus Fürstenfeldbruck, München oder Niederbayern. Nur er, der Kapfhammer dürfe nicht, dabei fühlt er sich als Freisinger, wenngleich er in Kirchdorf im Ampertal wohnhaft ist. Er sagte der Zeitung, dass der Herr Stöckl ihm gegenüber die Absage zusätzlich begründete, er müsste in Freising wohnen. Und was ist mit der nähern Umgebung, argumentierte er. Gehört die Umgebung denn nicht dazu? Er zahle seine Steuern auch für die Stadt Freising. Als daraufhin die Zeitung den Chef des Ordnungsamtes ansprach, soll dieser nur knapp geantwortet haben, dass Kapfhammer ein letztes Angebot, einen Stand beim diesjährigen Volksfest zu erhalten, abgelehnt habe. Kurzfristig wäre noch was frei geworden, aber den Platz wollte er dann doch nicht haben.«
»Und was hat das alles mit uns zu tun?«, fragte Melanie ins Telefon.
»Das hegt doch den Verdacht, dass Einiges an der Vergabe nicht mit rechten Dingen zugeht. Der Franz Kapfhammer fühlt sich auf jeden Fall unfair behandelt. Seit fünf Jahren bewerbe er sich fürs Freisinger Volksfest, und jedes Jahr würde ihm erneut abgesagt mit der angeblichen Begründung, dass kein Platz frei sei. Der Kapfhammer behauptet in dem Artikel, dass ihn dieser Stöckl aus dem Ordnungsamt schlichtweg abblitzen lässt und ihm immer wieder aufs Neue mitteilen lässt, er solle sich jedes Jahr neu bewerben. Vielleicht klappe es ja diesmal.«
»Also hat es mit dem jetzigen Chef nichts zu tun. Der Kapfhammer wird ja seit fünf Jahren abgelehnt. Weil er kein Freisinger ist, oder?«, fragte Melanie.
»Das kann nicht der Grund sein, weil er kein Freisinger ist«, antwortete Zeidler. »Ich habe die Schaustellerliste auf meinen Schreibtisch. Die Aussage, dass der Kapfhammer direkt in Freising wohnen müsste, ist für mich nicht nachvollziehbar. Es gibt einige Betriebe aus Dachau, Moosburg und auch aus Attenkirchen. Wie zum Beispiel das neue Festzelt. Der Helmut Wirth kommt aus der Holledau. Und die Sandholzners wohnen direkt in Freising. Und dem Kapfhammer sein Wohnort Kirchdorf liegt ja schließlich auch im Landkreis Freising. Reicht das denn dem lieben Herrn Stöckl nicht?« Rainer war aufgebracht. Er atmete schwer.
»Komm zur Ruhe. Reg dich nicht auf. Was steht denn in der Zeitung. Gibt es eine Stellungnahme vom Ordnungsamt?«, wollte Alois wissen
»Unser lieber Volksfest-Manager Peter Stöckl bekam sein kurzfristiges Angebot von Kapfhammer abgelehnt, außerdem argumentiert er, dass sie genügend Süßwarenbetreiber auf dem Volksfest hätten. Und dennoch hätte er Herrn?Kapfhammer noch kurzfristig einen Stand angeboten. Für das nächste Jahr rechnet er mit über 450 Bewerbern. Er trifft lediglich eine Vorauswahl, der Stadtrat entscheidet zu guter Letzt über die Zusagen. Bewerber aus der Stadt und dem Landkreis sieht er natürlich lieber als Auswärtige aus anderen Bezirken.«
»Der Bursche hat ganz schön viel Macht. Da ist es nicht weit weg, dass ein Schausteller ihm eine Summe X für eine Genehmigung anbietet.«
»Bestechung?« Rainer Zeidler pfiff leise.
»Anzunehmen. Rainer, du kennst doch sicher jemanden bei der Sparkasse, so wie ich dich kenne, jemanden, der dir noch etwas schuldet.«
»Mag sein. Was willst du von mir, Alois?«
»Informationen über den Stöckl. Ungereimtheiten auf seinem Bankkonto. Geldeingänge insbesondere. Bareinzahlungen usw.«
Melanie hatte zugehört. »Glaubst du, der Stöckl wurde bestochen? Vom Wirth? Um den Zuschlag fürs Volksfest zu bekommen?«
»Ich schließe es mal nicht aus«, antwortete Alois. »Es ist eine Möglichkeit. Warum nimmt man einer Familie, die damit seit zehn Jahren ihr geregeltes Einkommen hat, das auf einmal weg? Warum? Und das alles ohne Vorankündigung, plötzlich und dazu noch bei einem Mitarbeiterwechsel im Ordnungsamt. Klingt doch verdächtig, oder?«
»Gut, bis wann?«, fragte Rainer Zeidler knapp angebunden.
»So schnell wie möglich. Und du musst dabei sehr vorsichtig sein. Einen Beamten der Stadt der Bestechung und der Korruption zu verdächtigen, das ist kein Kinderschlecken.«
»Ich hab verstanden.«
»Gut, wenn du was hast, ruf mich auf meinem Mobilnetz an. Wir sind jetzt auf dem Weg ins Ordnungsamt. Bis später.« Alois legte auf. Er machte keine Anstalten weiter zu fahren.
»Das ist also der feine Herr, den wir besuchen wollen. Du meinst also, der Tod des Gastwirtes hängt mit der Vergabe der Festzeltgenehmigung zusammen?« Melanie schaute ihren Kollegen fragend an.
»Wir haben doch bis jetzt gar nichts, wenn du ehrlich bist, keine einzige konkrete Spur, ein paar Vermutungen, nichts Festes. Die Olga Bogdanow? Motiv Geld? Wage. Der Sohn Lukas? Motiv Rache? Sehr wage. Familie Sandholzner? Motiv Demütigung und finanzieller Untergang? Auch sehr wage.«
»Und was ist mit Mitarbeitern, ehemaligen oder ungerecht behandelten?«, warf Melanie mit ins Kalkül.
»Das Thema haben wir noch gar nicht angefasst.«
»Oder der angebliche Diebstahl der Bierfässer?«
»Wegen einem Bierfass mit einem Wert von hundert Euro, bringt doch niemand jemanden um. Und schon gar nicht so.«
»Wieso nicht?«, fragte Melanie trotzig. »Der Dieb wird überrascht als er wieder ein Fass stehlen will. Der Wirth taucht auf und der Dieb haut ihm den Hammer über den Schädel und rennt davon. Lässt den Wirth in seinem Blut im Kühllager liegen. Dass er stirbt, das wollte er nicht und damit rechnete er auch nicht.«
»Mir zu einfach?«, knurrte Alois.
»Muss es denn immer so kompliziert sein. Können wir nicht auch einmal einen einfachen Mordfall haben? Wenn ich an unsere letzten Fälle denke. Du als Geisel oder unter Drogen in der Klapse. Alles bisschen crazy.«
Alois lachte kurz auf: »Und wer ist denn deiner Meinung nach der Fässerdieb?«
Melanie dachte nach, dann sagte sie langsam und betont: »Einer der Mitarbeiter. Die sitzen einmal an der Quelle, und ich wette mit dir, die haben den Wirth nicht besonders gut leiden können. Dieser Schwarze ist mir sehr suspekt.«
»Dieser Abdul Shamal, der Mann an der Hendlstation?«
»Warum nicht, er hat die nötige Statur, die nötige Kraft und wahrscheinlich auch die nötige Hemmschwelle, es zu tun.«
»Melanie, du spinnst. Nur weil er schwarz, unterbezahlt und ein Asylant in Deutschland ist, bringt er nicht seinen Boss um. Der weiß ganz genau, dass es rauskommt und er entweder hier bei uns in den Knast einfährt oder nach Hause zurück geschickt wird. Und das bedeutet für ihn den sicheren Tod. Wo kommt der eigentlich her?«
»Weiß ich nicht, müsste ich im Gesprächsprotokoll nachlesen. Den hat der Dallinger befragt.«
Sie wurde unterbrochen, Alois’ Telefon klingelte.
»Ja!«, knurrte er unfreundlich hinein. »Der Zeidler!«, flüsterte er in Melanies Richtung. Und wieder ans Telefon gerichtet: »Du bist aber schnell, Rainer. Was hast du denn herausgefunden? Ich schalte dich auf Lautsprecher, Melanie sitzt neben mir. Wir hören.«
»Also