Stumme Gier. Günther Tabery

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Stumme Gier - Günther Tabery

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      Günther Tabery

      Stumme Gier

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       10

       11

       12

       13

       14

       15

       16

       17

       18

       19

       20

       21

       Impressum neobooks

      1

      Der Vormittag war ruhig geblieben. Martin musste ein paar Schauspieler des in Karlsruhe bekannten Amateurtheaters „Die Eulen“ dramatisch in Szene setzen und aufnehmen. Die Bilder waren für das Programmheft des Stückes „Helden“ von George Bernhard Shaw bestimmt, was kommenden Frühling aufgeführt werden sollte. Außerdem kamen zwei junge Männer, die biometrische Bilder für ihren Führerschein benötigten und eine Dame, die einen Termin für Portraitaufnahmen ausmachte. Sonst war Martin nur damit beschäftigt, Aufträge abzuarbeiten und Bilder zu entwickeln. Zurzeit war er alleine im Fotostudio, da sein Kollege und Besitzer des Geschäfts zwei Wochen verreist war. Das Studio mit dem Namen `Foto-Schönit´ lag in der Herrenstraße in der Innenstadt Karlsruhes. Es verfügte über drei Räume. Der Verkaufsraum war hell und offen gestaltet und hatte bodentiefe, offene Fensterflächen. In dem einen Schaufenster war eine Szene aus den frühen Zwanzigern aufgebaut. Dort war ein alter Fotoapparat aus braunem Holz zu sehen, der auf drei Beinen stand und mit einem schwarzen Tuch versehen war. Daneben thronte eine fulminant gekleidete Schaufensterpuppe auf einem antiken Sofa. Das andere Schaufenster war moderner gehalten und zeigte die verschiedensten Produkte, wie zum Beispiel Bilderrahmen, Leinwände, Mousepads, Tassen oder T-Shirts, die aufwiesen, wie vielfältig man Fotoarbeiten verwenden konnte.

      Die Wände des Verkaufsraumes waren weiß gestrichen und übersät mit Fotoarbeiten. Es gab eine schwarze Ledercouch und zwei dazugehörige Sessel. Auf einem Glastisch lagen diverse Fotomagazine. Dort konnten sich die Kunden niederlassen und warten, bis ihre Fotoarbeiten fertig entwickelt waren. In der Mitte stand eine große Theke mit gläserner Platte.

      An den Verkaufsraum schloss sich das Studio an, dessen Fenster abgedunkelt waren. Hier wurden die Aufnahmen gemacht. Die Wände waren dunkel gestrichen. Als Hintergründe ließen sich verschiedenfarbige Rollos herunterkurbeln. An der einen Seite standen einige unterschiedliche Sitzgelegenheiten und diverse Requisiten. Die Scheinwerfer waren einstellbar und auf die Mitte des Raumes gerichtet.

      Der dritte Raum war das Labor, in dem die Bilder und Aufnahmen entwickelt und bearbeitet wurden. Hier hatten die Kunden keinen Zutritt. Er war das Herzstück des Fotostudios.

      Nach der Mittagspause war Martin gerade damit beschäftigt, eine Auftragsarbeit in DIN A 1 zu entwickeln, da hörte er die Türglocke. Eine fünfköpfige Familie betrat den Raum. Martin kam beißender Tabakgeruch entgegen. Er sah eine etwas rundliche, kleine Frau mit braunen langen zu einem Zopf gebunden Haaren. Ihre Augen waren wässrig und müde und verfügten über tiefe dunkle Schatten. Sie trug eine schwarze enge Hose und ein blaues Jeansoberteil. Ihr langer dunkelblauer Mantel hatte eine in Fell eingesäumte Kapuze. Die Gesichtszüge des Mannes waren grob und kantig. Er hatte einen Dreitagesbart, trug einen weißen Pullover, hellblaue Jeans und weiße Sneakers. Seine gefütterte Lederjacke hing ihm leger über die breiten Schultern. Vor den beiden Eltern standen aufgereiht drei kleine Kinder, zwei Jungen und ein Mädchen. Die Jungen waren offenbar Zwillinge und machten einen verstohlenen Eindruck. Sie hatten wache Augen und ein schelmisches Lächeln. Das Mädchen sah aus runden, dunklen Augen verträumt in den Raum. Die Kinder waren modern und sportlich angezogen und hatten dicke gefütterte Daunenjacken an.

      „Lass das, Marcel“, sagte die Mutter zu dem einen Jungen, der gerade dabei war, einen Flyer von der Theke zu nehmen. Dieser zuckte sofort zurück.

      „Womit kann ich Ihnen dienen?“, eröffnete Martin.

      „Wir möchten ein Familienbild aufnehmen. Als Geschenk für unsere Eltern“, erklärte der Mann. „Im Schaufenster haben wir gesehen, dass man Bilder auch auf Leinwand drucken kann?“

      „Das ist richtig. Es gibt dann den Effekt, dass es wie gemalt ausschaut.“

      „Ja genau“, nickte der Mann. „So ein Bild wollen wir. Und groß soll es sein.“

      „Aua!“, schrie der andere Junge. Heftig begann er sich zu wehren, als ihm Marcel einen Stoß in die Seite gab.

      „Nico, was habe ich euch vorhin gesagt?“, ertönte abermals die Stimme der Mutter. Sie packte Nico und drückte ihn ganz fest an sich heran. Der Vater schüttelte den Kopf, sagte aber nichts.

      „Aber

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