Dezember - Adventsgeschichte. Michaela Leicht

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über den Bauch zum Oberschenkel führte.

      Diese stammte von einer Katze.

      Seine kleinen Pfötchen schwebten eine Sekunde über den Boden, gleich darauf plumpste er auf den harten Beton unter ihm. Er hatte ganz schlapprige Knie. Ein merkwürdiges Gefühl den eigenen Körper zu spüren. Vorsichtig drehte er den Kopf, nur um zu sehen, dass die Rute diesmal perfekt über dem Rückgrat geschwungen lag. Das lange glänzende Fell sich elegant und erhaben über seinen Rücken ergoss. Wie zur Bestätigung schüttelte er sich und war bereit für seinen nächsten Streich.

      Das unsichere Gefühl in den wackeligen Beinen verschwand. Sein Stand wurde zusehends sicherer. Probehalber hob er eins seiner Vorderbeine hoch, wollte, den ersten Schritt seit Jahren, bewusst aufsetzen ...

       Ein kleiner Schritt für ihn – ein großer Schritt für Luke und Jessica.

      Das Geräusch, welches er in dieser Bewegung wahrnahm, ließ ihn auf der Stelle verharren.

      Mit einem Mal kniff er die Augen zusammen.

      „Ich wusste es!“, war alles, was er dazu sagte.

      „Komm schon, Lauser…. Ich weiß, dass du es bist.“ Er drehte sich nicht um, denn er konnte dessen Anwesenheit nun auch körperlich spüren.

      Zuerst war nur ein gefälliges Schnurren zu hören. Dann ortete er deutlich, ein leises „Miau“ hinter einem umgefallenen Karton.

      „Rrrrgrrrr… Du hast dich überhaupt nicht verändert – Räuber!“, geschmeidig und auf sanften Tatzen bewegte sich der Kater in seine Richtung.

      „Und so selbstgefällig, wie früher…“, mit einem Satz sprang er über Räuber, denn er als Katze, war sogar größer als er.

      „MIAU, was treibt dich dieses Jahr auf die Erde? Suchst du immer noch Streit mit dem Katzenclan?“, während er diese Fragen an Räuber stellte, hüpfte er auf eine erhöhte Holzkiste. Das vermittelte ihm natürlich Überlegenheit und er hatte alles im Blickfeld. Auf der Kiste drehte er sich einmal um sich selbst, um die Breite auszulotsen, dann setzte er sich majestätisch auf sein Hinterteil. Den langen, schon eine Spur gerupften, Schwanz schlang er um seine Vorderpfoten und klopfte mit der Schwanzspitze immer ein wenig auf die Holzkiste.

      „Was willst du von mir?“ Räubers Wachsamkeit hatte kein Stückchen nachgelassen. Und etwas verwirrt fragte er: „Wie hast du mich denn überhaupt erkannt?“

      Was Räuber an Katzen noch nie gemocht hatte, war ihre Putzerei. Man unterhielt sich mit ihnen und sie hatten nichts Besseres zu tun, als sich nebenbei an ihren Pfoten oder sonst wo zu lecken. Bäh ....

      Er stand ziemlich unter Termindruck. Dringend wartete sein Einsatz vor der Eingangstür des Schokoladenladens. Musste er jetzt so aufgehalten werden?

      Ärgerlich.

      „Komm schon Lauser, was willst du von mir? Und – nein – ich such keinen Streit mehr. Das gehört längst der Vergangenheit an ...“

      „Soso, der Vergangenheit. Ich bin ein Kater, Räuber, wir haben keine Vergangenheit. Ich glaube, wir haben da noch eine Rechnung offen!“

      Verwundert schüttelte Räuber den Kopf. Dann blickte er auf seine Narbe, dann auf Lauser, zurück auf das Fell, dass seinen Körper bedeckte.

      „Ich glaube, wir haben nichts offen! Rein gar nichts!“

      „Du bist und bleibst ein Spielverderber! Erinnerst du dich nicht an unsere wilden Jagden? Wie wir durch die Gassen und Vorgärten rannten? Also, ich denke gern daran. Tja, jedes Mal, wenn ich dich sehe, kommen all die tollen Bilder wieder vor. Wie sieht es aus? Wollen wir, wie in alten Zeiten, eine Runde um den Block sprinten?“ Selbstgefällig leckte er tatsächlich seine Vorderpfote und wischte sich damit ständig über das Ohr hinab zum Auge.

      Es war nervtötend.

      Räubers Lust sich auf so eine Diskussion einzulassen, war verschwindend gering. Leise begann er zu knurren. „Lass mich einfach in Ruhe. Es sind Jahre seitdem vergangen. Hast du keine anderen Aufgaben? Nerve doch deine alten Damen, die dir ständig über den Buckel streicheln.“

      Das schien dem Katerchen nicht zu gefallen, denn plötzlich streckte er seine Pfote und vier scharfe glänzende Krallen kamen zum Vorschein.

      „Ich habe keine alten Menschen mehr ... Ich bin so frei ...“, er erhob sich und begann auf der Kiste sich hin und her zu bewegen, „...frei, ich kann leben wo und wie ich will!“ Allerdings hatte Räuber das Gefühl, dass es sich nicht wirklich glücklich anhörte. Aber, das sollte sein Problem heute nicht sein. Er hatte andere Aufgaben.

      „Leb wohl Lauser ... Ich habe zutun!“ Damit wollte er sich abwenden, sah aber aus dem Augenwinkel, wie der Kater zum Sprung ansetzte. Reflexartig sprang Räuber zu Seite. Währenddessen stieß er, mit seinen Hinterbeinen, an eine große Blechdose, die laut klappernd in der Gasse gegen den Bordstein rollte. Der Lärm hallte noch ordentlich nach.

      Nun, Katzen sind höchst lärmempfindlich. Und Lauser dabei keine Ausnahme.

      Laut kreischend, da die Dose am Bordstein abprallte und sich in seine Richtung bewegte, jagte er zur Kreuzung, wo die Gasse zurück auf die Hauptstraße führte. Räuber erholte sich kurz von dem Schrecken und sah seine Chance gekommen, seinen Plan, doch noch filmreif, in die Tat umzusetzen.

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