Der Köder. Georg Sonnleitner

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Der Köder - Georg Sonnleitner

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      Inhaltsverzeichnis

       EINS

       ZWEI

       DREI

       VIER

       FÜNF

       SECHS

       SIEBEN

       ACHT

       NEUN

       ZEHN

       ELF

       ZWÖLF

       DREIZEHN

       VIERZEHN

       FÜNFZEHN

       SECHSZEHN

       SIEBZEHN

       ACHTZEHN

       NEUNZEHN

      Text: Georg Sonnleitner

      Cover: Georg Sonnleitner

      Korrektorat: Stefan Peter

      Moritz pirschte durch das hohe Gras. Er folgte der würzigen Fährte. Er durfte sie nicht verlieren in all den anderen Gerüchen der Gräser und Kräuter ringsum. Nicht zu vergessen die Note der Schafe, auf deren Weide er sich befand. Vorsichtig setzte der kleine Kater seine Tatzen auf die trockene Erde, um nur ja kein Geräusch zu machen. Es hatte lange nicht geregnet. Auf dem harten Boden war nicht der kleinste Abdruck zu erkennen. Es musste eine Maus sein. Er folgte dem unsichtbaren Band, das wohl mehr ein Faden war. Ein paarmal glaubte er, die Fährte verloren zu haben. Und er freute sich, wenn er sie wiederfand. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, es erforderte seine ganze Konzentration. Moritz stellte sich vor, wie er die Grashalme vor ihm beiseite schob, und da würde sie sitzen, die kleine Maus. Wenn er sie erst mal vor Augen hatte, gab es kein Entrinnen mehr. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Da kam eine Böe und wehte die Fährte weg. Und sie kam auch nicht wieder. Moritz hielt inne, duckte sich nieder und spitzte die Ohren. Er vernahm das Tappen winziger Füße. Ein feiner Schwanz, der über die Erde schlängelte. Und Moritz zischte los. Du entwischst mir nicht, dachte der Kater, und preschte durch die Wiese. Moritz’ Verfolgungsjagd nahm eines jähes Ende, als er plötzlich vor dünnen Schafsbeinen stand, die ihm wie ein Gitter den Weg versperrten. Abrupt bremste der Kater und schlitterte über den staubigen Boden. »Moritz! Du auch hier draußen an diesem schönen Tag!« Der Geruch der Vierbeiner, den er nur zu gut kannte, stieg ihm in die Nase und verdrängte den Geschmack der frischen Gräser. »Na du hast es ja eilig. Was machst du denn?«

      »Ich war hinter einer Maus her.«

      »Aber hier draußen brauchst du doch nicht zu jagen. Im Stall, da sollen sie nicht sein. Hier stören sie doch keinen.«

      »Darum gehts doch gar nicht.«

      »Hast du denn so großen Hunger?«

      »Ihr versteht das nicht.«

      »Entspann dich, Kleiner. Leg dich hin, genieße den Tag.«

      »Wegen euch ist sie mir entwischt!«

      »Und wenn schon. Es gibt andere.«

      Claire, die weiße Katze, döste im Schatten der Birnbäume, am Rande der Weide. Durch die Grashalme kam der kleine grau-braun gescheckte Kater. Die weiße Katze riss gähnend das Maul auf. »Moritz. Wo warst du?«, fragte sie.

      »Da war eine Maus, glaube ich.«

      »So?«

      »Sicher bin ich nicht. Hab versucht, die Fährte aufzunehmen. Wie du es mir gezeigt hast, Mama.«

      »Und?«

      »Diese dummen Schafe. Kapieren auch gar nichts. Stehen nur im Weg.«

      »Mach dir nichts draus, Moritz.« Der kleine Kater hob den Kopf, und die Sonne blendete ihn. Der Duft der Wiesen und Wälder wehte um seine feuchte Schnauze. »Ich hätte sie erwischt, ganz bestimmt ...«

      »Beim nächsten Mal.«

      Moritz ließ sich neben seiner Mutter nieder und putzte sein zerzaustes Fell. Still lauschten sie dem Surren der Zikaden, Fliegen und der Bienen, die um die bunten Blüten schwirrten. Über die Wiese kam etwas heran, scharrte über die verkrustete Erde. Schon von Weitem war die raue Stimme von Balu, dem Jagdhund zu hören: »Da liegen sie, die Katzen, faul im Schatten!«

      »In der Sonne wäre es mir viel zu heiß«, sagte Claire.

      Balu schüttelte sich, dass seine langen Ohren schlackerten und der Sabber auf den Boden spritzte. »Ist sie dir abgehauen, Moritz?« – der kleine Kater spitzte die Ohren. »Ein Jammer. Wirklich Schade.«

      »Er ist noch klein. Das wird schon«, sagte Claire.

      Balu schnaubte, stampfte seine groben Krallen auf die Erde. »Du verhätschelst ihn zu sehr. Es soll doch einmal ein anständiger Mäusejäger aus ihm werden. Nicht wahr, Moritz?« Balus Zähne funkelten in der Sonne. Der Hund kratzte seinen massigen Hals, da fiel Moritz das glänzende Lederband auf, mit einem goldenen Anhänger. »Da staunst du, was? Hat der Herr mir geschenkt. Ist noch ganz neu.«

      Claire: »Wirklich ganz toll«.

      »Bemüh dich nicht, mir zu schmeicheln.«

      »Tu ich nicht.«

      »Ich

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