Der Köder. Georg Sonnleitner

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zu verspotten.«

      »Würde mir nicht einfallen.«

      »Ich war so knapp dran, hatte ihn fast. Verfluchter Schuft!«

      »Habt ihr ihn weggejagt?«

      »Wir? Als ob dieser Zweibeiner da drin etwas zustande brächte. Rennt mir hinterher, das ist alles. Ohne mich wüsste er gar nicht, wo’s langgeht. Was ist er schon ohne sein Gewehr? Wenn diese Kette nicht wäre. Ich würde sofort in den Wald laufen. Und diesmal käme der Schuft nicht davon. Ich habe schon ganz andere zur Strecke gebracht.« Blitze zuckten über den Himmel, der voll schwarzer Wolken war.

      »Morgen ist auch noch ein Tag«, sagte Claire.

      Balu warf sich gegen die Kette, rüttelte an der starren Verankerung.

      »Das bringt doch nichts« - ein dunkles Donnern übertönte Claires zarte Stimme.

      »Morgen, da werde ich es ihm zeigen. Meinem Herrn. Wir werden den Räuber fassen, und ich werde ihn zerfetzen. Und die Kunde von meinen Heldentaten wird bis weit über die Grenzen unserer Ländereien hallen.«

      Da sprang eine Tür auf und ein eine Lichtschneise fiel über den Hof. Heraus trat der Bauer selbst. Claire und Moritz zogen sich in die Stallungen zurück. Sie beobachteten, wie der Bauer den Jagdhund von der Kette nahm. Balu bäumte sich auf und preschte davon. Sein Herr sah hinauf in den Regen, der stärker wurde. Er ging zurück ins Haus.

      »Was sagt ihr nun? Ich bin frei, kann laufen wohin ich will!«

      »Nun können wir in Ruhe schlafen«, sagte Claire.

      »Das könnt ihr. Denn ich wache über euch.« Balu wedelte mit dem Schwanz, er konnte gar nicht stillstehen. »Jetzt komm nur her, Wolf!«, schrie er in den Regen. »Ich bin bereit für die Schlacht!«

      Moritz stand dicht bei seiner Mutter. An das Gebrüll des Hundes konnte er sich nicht gewöhnen. Doch dessen wildes Temperament würde genau das Richtige sein, um den Wolf abzuschrecken. »Hab keine Angst, kleiner Moritz«, sagte Balu. »Ich bin da, um dich zu beschützen. Schlaf ruhig, mach dir keine Sorgen. Ihr seid in den besten Händen. Unserem Herrn sei Dank; in seiner Weisheit und Güte hat er mich losgemacht.«

      Die Nacht war stürmisch. Regen peitschte auf die Dächer und es donnerte, als wären die Pforten der Hölle geöffnet worden. Claire sagte den Schafen, dass Balu ein wachsames Auge auf den Hof haben werde. Und die Tiere waren besänftigt. Sogar die Hühner trauten sich weg von der Schaftsherde in ihren eigenen Stall. Moritz und Claire schliefen am Heuboden. Moritz träumte nicht. Er war ganz ruhig, fühlte sich geborgen. Der Wolf konnte ihm nichts anhaben. Er war in Sicherheit. Draußen sah Balu nach dem Rechten, und gleich neben ihm lag seine Mutter.

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