Der singende Luther - Vater des evangelischen Gesangs - Teil 1. Martin Luther
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Hans Holbein d. J. – 1533
„Vorrede auf alle gute Gesangbücher“
Die „Vorrede auf alle gute Gesangbücher" unter dem Titel „Frau Musika" verfasste Martin Luther für Johann Walthers Büchlein „Lob und Preis der löblichen Kunst Musica", das 1538 in Wittenberg erschienen ist. Das Gedicht zeugt von Luthers Leidenschaft und Hochachtung für die Musik.
Frau Musika
Vor allen Freuden auf Erden
Kann niemand keine feiner werden,
Denn die ich geb’ mit meinem Singen
Und mit manchem süßen Klingen.
Hier kann nicht sein ein böser Mut,
Wo da singen Gesellen gut,
Hier bleibt kein Zorn, Zank, Hass noch Neid,
Weichen muss alles Herzeleid;
Geiz, Sorg und was sonst hart an Leid,
Fährt hin mit aller Traurigkeit.
Auch ist ein jeder des wohl frei,
Dass solche Freud kein Sünde sei,
Sondern auch Gott viel bass gefällt
Denn alle Freud der ganzen Welt.
Dem Teufel sie sein Werk zerstört
Und verhindert viel böser Mörd.
Das zeugt Davids, des Königs Tat,
Der dem Saul oft gewehret hat
Mit gutem, süßem Harfenspiel,
Dass er in großen Mord nicht fiel.
Zum göttlichen Wort und Wahrheit
Macht sie das Herz still und bereit.
Solch’s hat Elisäus bekannt,
Da er den Geist durchs Harfen fand.
Die beste Zeit im Jahr ist mein,
Da singen alle Vögelein,
Himmel und Erden ist der voll,
Viel gut Gesang da lautet wohl.
Voran die liebe Nachtigall
Macht alles fröhlich überall
Mit ihrem lieblichen Gesang,
Des muss sie haben immer Dank,
Viel mehr der liebe Herregott,
Der sie also geschaffen hat,
Zu sein die rechte Sängerin,
Der Musik eine Meisterin.
Dem singt und springt sie Tag und Nacht,
Seines Lobs sie nichts müde macht,
Den ehrt und lobt auch mein Gesang
Und sagt ihm einen ewigen Dank.
Luthers Choräle im Überblick
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kirchenlieder_Luthers
Die Liste der Kirchenlieder enthält 35 Lieder, zu denen Martin Luther den Text und teils auch die Musik verfasste.
Seine Liedertexte ließ Martin Luther oft nach volkstümlichen Melodien – man könnte auch sagen, nach überall bekannten Gassenhauern – singen, so dass es den Menschen sofort möglich war, in den Gesang einzustimmen.
Kirchenjahrslieder:
Advent:
Nun komm, der Heiden Heiland
Weihnachten:
Christum wir sollen loben schon
Gelobet seist du, Jesu Christ
Vom Himmel hoch, da komm ich her (für seine Kinder gedichtet; Lk 2,8–14 )
Vom Himmel kam der Engel Schar
Mit Fried und Freud ich fahr dahin (nach dem Lobgesang des Simeon, Lk 2,29–32 )
Epiphanias:
Was fürcht’st du, Feind Herodes, sehr?
Ostern:
Christ lag in Todes Banden
Jesus Christus, unser Heiland, der den Tod überwand
Pfingsten:
Komm, Gott Schöpfer, heiliger Geist
Komm, Heiliger Geist, Herre Gott
Nun bitten wir den Heiligen Geist
Trinitatis:
Gott der Vater wohn’ (steh) uns bei
Katechismuslieder:
Gebote:
Dies sind die heilgen zehn Gebot
Mensch, willst du leben seliglich (ewiglich)
Glaubensbekenntnis:
Wir glauben all an einen Gott
Vater Unser:
Vater unser im Himmelreich
Taufe:
Christ, unser Herr, zum Jordan kam
Beichte:
Aus tiefer Not schrei ich zu dir (nach Ps 130, 1523)
Abendmahl:
Jesus Christus, unser Heiland, der von uns den Gotteszorn wandt
Gott sei gelobet und gebenedeiet
Psalmlieder:
Ach Gott, vom Himmel sieh darein (nach Ps 12, 1523)