Drei Wünsche. Ted McRied
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Drei Wünsche
Psychothriller
von
Ted McRied
Impressum
2. Auflage
Copyright © 2016 by Ted McRied
Ted McRied
c/o Papyrus Autoren-Club
R.O.M. Logicware GmbH
Pettenkoferstr. 16-18
10247 Berlin
Umschlaggestaltung & Motiv: Ted McRied
Copyright © 2016 by Ted McRied
Stockfotos: colourbox.de
Herstellung und Verlag:
Neobooks, Berlin
ISBN 978-3-7380-9813-6
Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Alle handelnden Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig.
Inhaltsverzeichnis
Drei Wünsche
Impressum
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Danke!
Das Hexenbrett
1
Manche Tage sollte es besser nicht geben. Dieser ist einer davon. Lautstark fällt die Tür zum Waschraum hinter Olivia ins Schloss. Mit beiden Armen stützt sie sich seitlich neben dem Waschbecken ab und starrt mit zusammengepressten Lippen auf die Granitablage. So lange hat sie auf diesen Job hingearbeitet, so lange alles andere dafür zurückgestellt. In unzähligen Nächten waren Absatzzahlen und Marketingpräsentationen die einzigen Liebhaber, die den Weg in ihr Bett fanden. Wie viele spitze Kommentare hat sie sich in den letzten Monaten verkniffen, wie oft gelächelt, obwohl ihr nicht danach zumute gewesen ist. Alles umsonst! Nutzlos und überflüssig wie das nimmermüde Orchester beim Untergang der Titanic. Und das, obwohl es sie jedes Mal enorme Selbstbeherrschung kostet, ihrem Gegenüber seine Unfähigkeit nicht mitten ins Gesicht zu schreien. Wozu jedes Wort in Geschenkpapier verpacken und mit Schleifchen versehen? Ihr Chef wäre mit seiner miesen Menschenkenntnis überall besser aufgehoben als an der Führungsspitze eines internationalen Kosmetikunternehmens. So ist es nun mal – eine unumstößliche Tatsache. Und heute ist sie kurz davor gewesen, ihm genau das zu sagen. Diplomatie hat eben noch nie zu ihren Stärken gehört.
Olivia dreht den Hahn auf und lässt das frische Wasser durch die Finger rinnen. Mit den abgekühlten Handflächen umfasst sie ihren Nacken, bis die feinen Härchen ihrer Unterarme sich aufstellen. Die Schlagader unter der hellen Haut ihres Halses pulsiert in höchster Aufregung und hektische Flecke stören das ebenmäßige Bild. Wie hat ihr Vater diesen »Schwanenhals« früher geliebt! Nie ist er müde geworden Olivia zu versichern, dass sie die Schöne und Gescheite in der Familie sei. Dass ihr eines Tages die Welt zu Füßen liegen würde und sie alles haben könne, was sie sich erträumt. Von ihr erhoffte er sich Großes – von ihrer Schwester Liz dagegen nicht. Anerkennung und beruflicher Erfolg waren ihr egal und diesem unterentwickelten Ehrgeiz stand er seit jeher verständnislos gegenüber. Olivia wollte er ganz oben sehen, doch das war ihm nicht vergönnt. Erstens, weil sie seine hohen Erwartungen trotz aller Mühen nicht einmal ansatzweise erfüllen konnte, und zweitens, weil es ihn vor gut fünf Jahren dahingerafft hat. Und nun scheitert Olivia am Aufstieg zur Ressortspitze. Wäre der Krebs nicht schneller gewesen, hätte ihren Vater spätestens diese Erkenntnis unter die Erde gebracht. Wie sehr hätte er sich heute für sie geschämt!
Langsam umschließen Olivias Hände die Stränge ihres zarten Halses. Allein der Gedanke an sein enttäuschtes Gesicht lässt ihren Magen zu einem harten Klumpen zusammenschrumpfen. Ihre Daumen bohren sich in die weiche Kuhle unterhalb des Kehlkopfes und schnüren die eigene Luftzufuhr ab. Fasziniert beobachtet Olivia, wie sich die blassen Poren ihres Gesichts mit Blut füllen und schließlich nahtlos mit den roten Flecken verschwimmen. Schwindel flutet ihren Kopf und der Herzschlag rauscht wie Meeresgischt in ihren Ohren. Ruckartig löst Olivia den Würgegriff und der dringend nötige Sauerstoff schießt zurück in ihren Körper. Gierig saugt sie die Luft in ihre Lunge, wobei ein röchelndes Geräusch entsteht, das an den letzten Atemzug ihres alten Herrn erinnert. Abrupt wendet sie sich vom Spiegel ab, aber das ungebetene Bild ihres dahinsiechenden Vaters bleibt bestehen. Olivia seufzt. Zumindest hat sie damals die Hälfte seines Vermögens eingestrichen, und das ist weiß Gott nicht wenig gewesen. Der zweite Anteil ging an ihre Schwester, die nichts Besseres zu tun hatte, als den Großteil davon in eines ihrer Hilfsprojekte zu stecken.
Obwohl es sie selbst nicht betrifft, kann Olivia den abfälligen Blick ihres Vaters förmlich spüren. Wie ein Stachel bohrt er sich in ihr Genick. Sicher sitzt er Tag und Nacht auf seiner Wolke, die Beine akkurat übereinandergeschlagen, und analysiert jede einzelne Bewegung seiner Töchter. Olivia stockt. Robert Davis auf einer Wolke im Himmel? Was für ein abwegiger Gedanke! Ein schrilles Kichern entschlüpft ihrer Kehle und hallt unangenehm durch den gekachelten Raum. Bilder von schreienden Menschen jagen an ihr vorbei, gefangen in der Unendlichkeit von Feuer, Leid und Schmerz. »Ja, da gehörst du hin«, flüstert sie. »Direkt in die erste Reihe – eine Leitfigur bis in die Ewigkeit.«
Selbst auf dem Sterbebett hat er seinen Kontrollzwang nicht ablegen können und mit letzter Kraft den eigenen Nachruf verfasst. Auch im Angesicht des Todes war sein Verhalten durchtränkt von Selbstgefälligkeit und Arroganz. Olivia veröffentlichte seine Zeilen nie, sondern reduzierte sie auf die nackte Faktenlage: »Am 28. Mai 2010 ist Robert Davis von uns gegangen«, stand in der schnörkellosen Traueranzeige geschrieben. »Von Beileidsbekundungen am Grab bitten wir abzusehen.« Liz' Verhältnis zu ihrem Vater war anders, jedoch keinesfalls besser. Mit dieser finalen Retourkutsche war sie trotzdem nicht einverstanden, davon abhalten konnte sie Olivia letztendlich aber nicht.
Mittlerweile steht die Sonne hoch am Himmel und schickt