Der Sturm der Krieger. Paul D. Peters

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Der Sturm der Krieger - Paul D. Peters

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Schritte vorwärts um sich vom steinernen Bogen, der sich inmitten einer gewaltigen gotischen Halle befand, zu entfernen, damit wenigstens die Haut nicht mehr durch die langsam abklingende Woge von frei gesetzter Magie kribbelte. Schweiß wischte er sich vom kahlen Haupt. Blasse Haut. Vernarbte Runen. Ein stechender Blick mit gänzlich schwarzer Iris.

      Mit einem für ihn eher untypischen Seufzen machte er sich seine ausladende, dunkelfarbige Robe mit violetten Stickereien zurecht. Vor allem das dreifach gefächerte Flammenauge sollte sauber und faltenfrei zu sehen sein. Der stets nach einer Teleportation zerknitterte Stoff ärgerte ihn. Nur mit einer Hand strich er darüber, denn mit der Rechten hielt er weiterhin seinen metallenen Stab fest. Eigentlich ein fast irrationale Geste, denn auf sein Äußeres achtete hier in Wahrheit ohnehin nichts und niemand.

      Der Hexer Galdor Ird Shandrach stellte zum wiederholten Male vor einer solchen Audienz fest, dass er nicht gleich nach seiner Ankunft in Empfang genommen wurde. Er war allein und hatte zu warten. Die Göttinnen von Schwinge und Klaue hatten bereits in ihren ersten Jahren der Herrschaft eine seltsame Karikatur eines Hofstaats etabliert. So gänzlich klar waren dabei aber weder der allgemeine Ablauf, noch die Etikette oder die exakten Funktionen der verschiedenen Lakaien. Ein tieferer Einblick wurde ihm stets verwehrt, aber vielleicht hatte es nie eine wirkliche Ordnung gegeben. Überhaupt glaubte der Hexer manchmal, dass all dies bloß für ihn und seinen Zirkel der Magier des Abgrunds galt, denn es gab ja im Grunde keine anderen offiziellen Empfänge oder zumindest wusste er von keinen anderen.

      Der zunehmenden Langeweile konnte Galdor aber stets dadurch entgehen, dass er sich in der höchst eindrucksvollen Halle umsah und die Architektur bewunderte. Unwahrscheinlich hohe Fenster und eine noch höhere Decke mit ausladendem Kreuzrippengewölbe. Maßwerk, Pfeiler und Kapitelle strotzten geradezu vor Verzierungen und Ornamentiken mit einem solch hohen Detailgrad, sodass deren bloßer Anblick beinahe schmerzhaft war. Alles von äußerster, geradezu überirdischer Perfektion. Dabei war diese Räumlichkeit nur eine von so vielen innerhalb eines uralten, gewaltigen Komplexes. Seit Jahrtausenden thronte dieses Bauwerk der Unsterblichen auf einem Gipfel der Verbotenen Berge, wobei es mehr danach erschien, als wäre dieses nicht darauf errichtet, sondern aus dem Fels herausgewachsen. Niemand kannte mehr die Geheimnisse des längst verblichenen Volkes, die Formen von Magie und Technologie beherrscht haben mussten, wie sie nunmehr unvorstellbar erschienen. Allein eine solche Halle wie diese, in der sich der Hexer gerade befand, hatte eine solch enorme Höhe, sodass hier keine der allgemein gültigen Gesetze der Statik wirken konnten. Selbst die kirchlichen Prachtbauten des Neuen Glaubens, welche ohnehin in nur schwacher Imitation diesen Architekturstil nachzuahmen versuchten, wirkten lächerlich klein und von wesentlich minderer Handwerkskunst. Es war ein gotischer Traum und Alptraum zugleich, der mit unzähligen Türmen, Skulpturen, Kuppeln, Dächern und Kreuzrippen gen Himmel stach.

      Seitdem die Göttinnen von Schwinge und Klaue diese Zitadelle der Unsterblichen als ihr Nest auserkoren hatten und seitdem die Schnabelbrut dies als ihren heiligsten Hort erkannte, war der dereinst so weiße und makellose Stein schmutzig und rissig geworden. Unheilige Rituale und Flüche von Verderbnis hatten diesen Ort schließlich so sehr in seiner Essenz besudelt, sodass alle Finsternis hier einziehen hatte können. Böse Gestalten lauerten in den Ritzen, doch noch viel Schlimmeres wand sich in allertiefsten Katakomben.

      Khyraz Draag hatten sie diese Feste, diesen Hohesitz, dieses Zentrum ihrer Macht genannt. Was die Skrael für heilig hielten, war doch in Wahrheit gänzlich unheilig und eigentlich waren es doch Dämoninnen, die sich hier Göttinnen nannten, aber hier wäre das Aussprechen dessen tatsächlich Blasphemie, so war dem Hexer mehr als bewusst. Ebenso musste er sich davor hüten, die mächtigen Herrinnen abschätzig als Drachenweiber oder Huren des Abgrunds zu bezeichnen, wie es manchmal die Seinen und er im Zirkel, der zur Gänze aus Männern bestand, taten.

      Galdor Ird Shandrach wurde langsam ungeduldig. So lange hatten sie ihn noch nie warten lassen. Inzwischen aber hatte er eine Vermutung, weshalb die Göttinnen von Schwinge und Klaue ihn nicht eher empfingen. Für den Krieg galt es Soldaten zu züchten. Es mochte also wieder Brutzeit sein.

      Dem Hexer fiel eine Gestalt jenseits des Torbogens auf. Die geflügelte Silhouette hob sich stark vom purem Blau des Himmels ab. Neugierig trat Galdor hinaus auf eine weit ausladende, halbkreisförmige Terrasse, die eine von vielen an der Außenwand der Zitadelle darstellte. Ein Elitekrieger der Schnabelbrut hockte da auf dem marmornen Geländer. Feuerrot glänzte seine Metallrüstung in der Sonne. Golden die Spitze seines Sichelspeeres, den er mit beiden Händen umfasst quer vor sich aufgesetzt hatte. Er warf dem Hexer einen scharf prüfenden Blick entgegen, ehe er laut krächzte, sich nach hinten fallen ließ, nur um sich dann vom Wind auf weiten Schwingen nach oben tragen zu lassen und in eine kleine Formation von Seinesgleichen einzugliedern. Da ertönte ein lautes Rauschen jenseits der Türme, bis sich schließlich ein Schwarm von Tausenden von Skrael zeigte, die wie ein einziger, großer Organismus Wirbel und Strudel in fließender Bewegung formten. Eine Weile blickte Galdor den Skaru-Kai hinterher, durchaus beeindruckt vom Schauspiel und der schieren Größe dieser fliegenden Armada. Bald schon würden sie in den Krieg ziehen und unbemerkt würden sie tief in die Lande ihrer Feinde eindringen. Dem noch immer feigen und teils gespaltenen Wilden Heer würde eine entscheidende Niederlage bereitet werden, so war er überzeugt, denn die derzeitige Schwäche der Klans und der lächerlichen Matronen wusste die Allianz der Verderbnis bald schon auszunutzen.

      Das klare Wetter erlaubte an diesem Tag eine enorme Weitsicht über die Suwanische Steppe hinweg. Gänzlich weiß erstreckte sie sich über hunderte Meilen zu seinen Füßen. Kalter Wind. Dünne Luft. Zu seiner Linken und zu seiner Rechten sah er die beschneiten Gipfel des Verbotenen Gebirges. Am Fuße des Massivs unter ihm befand sich Khyraz Kjoll, die vorgelagerte Stadtfestung, die dereinst Unsterbliche und Sterbliche errichtet hatten. Die Skrael hatten es schließlich als ihr allererstes Heereslager genutzt und es sollte bis heute ebenso zur Verteidigung des Hortes ihrer Göttinnen dienen. Südwestlich davon und bis hinauf zu den Hängen des Massivs war der verfluchte Wald Grohmgorn zu sehen, der nicht zuletzt durch die Hexer von bösen Geistern geradezu verseucht war. Auffällig durchschnitten wurde dieser durch Ulug-Chem, der hier seine Quelle hatte und sich weiter durch die Steppe schlängelte. Der Gebirgszug der Starkzacken war weiter im Westen zu erkennen. Eine durchaus beeindruckende Aussicht, so dachte der Magier aus dem Abgrund bei sich, doch nach dem Ende der Letzten Schlacht würde alles Land von keiner Sonne mehr erhellt werden und nur noch sein unheiliger Schatten läge über dieser zum Untergang geweihten Schöpfung.

      Galdor Ird Shandrach hörte ein Schlurfen hinter sich, dann ein leise knackende Worte aus einem Schnabelmund. Der Lakai war endlich gekommen. Der Hexer nahm Haltung an und drehte sich langsam um. Sein Zirkel hatte sich irgendwann dazu herabgelassen ihre Sprache zu lernen. Sie war leicht zu verstehen, weil primitiv. Da erinnerte sich an seine Unmut ob des langen Wartens und wob einen Zauber zur Begrüßung: Furcht pflanzte er in den Geist des simplen Wesens. Natürlich zuckte es kurz zusammen, so sehr, dass es beinahe umgefallen wäre. Galdor quittierte dies mit einem breiten Grinsen. Ein wenig Sadismus, ein wenig Amüsement.

      Zittrig machte der Skrael eine klägliche Verbeugung. Er stellte sich halblaut mit dem Namen Kla'ach vor. Eigentlich bewunderte der Hexer diesen gewaltigen magischen Akt der Schaffung eine gänzlich neuen Rasse, welche die geflügelten Göttinnen in vollkommener Verderbnis als ihre Armee, ihre Diener und ihre Gläubigen dereinst geboren hatten, aber zu häufig erschien ihm die Kreuzung aus Mensch und Adler nicht gelungen. Die humanoide Form des Kammerdieners glich überwiegend einem kleinwüchsigen Mann, bis auf den grotesken Kopf mit einem Schnabel anstatt eines Mundes. Lange Spitzohren, geschlitzte Augen. Die ledrige Haut war mehr weiß als gelblich. Ein Buckel zeichnete sich unter den Lumpen dieses Exemplars ab. Wenn es denn etwas von Wert und Ästhetik hatte, so war es allein das goldene Siegel seiner Herrinnen, das mit langer Kette von seinem kurzen Hals herab hing. Keine einzige Feder wuchs aus dessen Leib, Flügel hatte es wie die meisten der Brut ohnehin keine. Nur einen stumpfen Ansatz, der sich gelegentlich unwillkürlich zu bewegen schien.

      Ganz offenbar war dieser Diener bei der Geburt missraten, aber die Dämoninnen hatten seit

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