Der Sturm der Krieger. Paul D. Peters

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Der Sturm der Krieger - Paul D. Peters

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Abgründe geblickt und er hatte die Macht von dort mitgenommen.

      Galdor und Kla'ach schritten weiter und am Ende der Halle war bereits ein enormer Torbogen, der den Eingang zum Allerheiligsten für alle Skrael darstellte, zu erkennen.

      Für einen interessanten Fakt befand Galdor erneut, dass, obwohl es sich eigentlich um eine Kriegerrasse handelte, erstaunlich wenig an Aggression oder gar Gewalt passierte. Ja, ein scharfes Keifen hie und da, eine schneller Schlag der Ablehnung, aber kein tatsächliches Verletzten von Körpern, kein Geschrei des Zornes oder gurgelnder Blutrausch. Der Grundton all ihren Handelns in diesem Hort war offenbar erfüllt von einer beinahe heiligen Andacht und nicht zuletzt von einer gewissen Konzentration auf die Vielzahl ihrer Aufgaben. In manchen Belangen mochten sie gar besser sein, als die Menschen es waren, so dachte Galdor. Der Hexer fühlte aber noch eine Aufregung, eine große Erwartung im Geiste all dieser Kreaturen. Ihre neuen Geschwister würden schon sehr bald schlüpfen und die Brut würde wieder größer werden.

      Und so gelangte der Lakai und der Hexer schließlich zu einem kolossalen Portal, in dessen Giebel und Rahmen so unheilige wie mächtige Runen in den Stein der Unsterblichen gehauen worden waren. Dicke Schwaden krochen aus dem Dunkel hervor und verflüchtigten sich nur trotzig. Zwei Wächter von enormer Größe standen jeweils zu beiden Seiten, regungslos und kalt. Beinahe wirkten sie wie Statuen, wie in Stein gehauene Skrael mit Flügeln, doch als Galdor nahe genug war, drehten sie langsam die Köpfe und die Augen öffneten sich, offenbarten ein silbernes Glühen zwischen den Lidern. Allen Tod vermochte bloß ihr Blick, doch als sie Kla'ach mit seinem Siegel erkannten verschwand die Drohung zwischen den Schlitzen und so verweilten sie so ungerührt wie zuvor.

      Sodann traten sie hinein, in die Brutkammer der Göttinnen von Schwinge und Klaue. Bis zu den Knien ging der grün schimmernde Nebel, der aber ebenso das Violett der hoch leuchtenden Irrlichter reflektierte. Stickiger konnte die Luft kaum sein, so dachte Galdor. Sie roch intensiv nach Moschus, feuchtem Stein und irgendwie nach ranziger Milch. So manch weitere Duftnote, die sich kaum zuordnen ließ, erfüllte ihn teils mit Ekel, teils mit einer Form von Lüsternheit, die er aber gegenüber sich selbst nicht zugeben wollte. Seine Haut begann sofort heftig zu schwitzen. Mit seinen Sinnen spürte er die enorme Präsenz von Macht, die sich hier konzentrierte und die besonders vom Dunkel im weiter hinter gelegenen Teil der Halle ausging.

      Etwas mühevoller ging der bucklige Kla'ach weiter voran. Er wirkte etwas erschöpft, aber auch nervös, denn sogleich würde er seinen Göttinnen gegenüber treten. Immer wieder blickte er zurück auf den Mann in schwarzer Robe, der ihm nicht schneller folgen wollte.

      Jetzt sah Galdor die ersten Eier, die aus den Schlieren heraus ragten. Weiß und fleischig waren sie, groß und kühl. Bis knapp unter das Kinn des Hexers reichten sie in der Höhe, manche waren auch kleiner, manche ganz offensichtlich deformiert, manche wiewohl deutlich größer. Sie waren Schale und Haut, aber im Inneren waren sie allein Leben, neues Leben. In jedem wuchs ein Skrael heran, ein neues Kind der neuen Rasse, die erst seit wenigen Jahrhunderten auf dieser Erde wandelte und ihren Schrecken auf Geheiß ihrer Schöpferinnen in die Welt hinaus trug.

      Ergriffen war er, der Magier des Abgrunds, denn er stand inmitten eines der mächtigsten Schöpfungsakte seit Anbeginn der Zeitalter. Doch nicht die Allmutter hatte all dies hier getan, nein, mit der Macht des Abgrunds, mit dem großen Sakrileg hatten sich Matronen zu Göttinnen erhoben und sich dieses Land genommen um alles Land zu erobern, um allein im Dienste des Weltendrachens den Boden zu bereiten für die Dritte Niederkunft, denn die gesamte Steppe sollte zum ersten Aufmarschgebiet der Armee der Finsternis werden.

      Berauscht von der Bedeutung all dieser Gedanken war Galdor Ird Shandrach vor einem der größten Eier stehen geblieben und wollte dieses mit zittriger Hand berühren. Es war eindeutig erst frisch gelegt worden und überragte ihn deutlich. Mit Feuchtigkeit glänzte es noch, mit dem Schleim des Gebärens. Weiter noch streckte er die Hand, er fühlte bereits das Wesen darin, einen perfekten Krieger mit Flügeln, einen Skaru-Kai, der schon sehr bald schlüpfen würde und sich alsbald zu den Seinen in himmlischen Schwärmen zu erheben, auf dass all diese ihre Verderbnis auf die Länder von oben herab speien mochten, aber ehe er tatsächlich die Schale mit kribbelnden Fingerkuppen berühren konnte ertönte plötzlich ein berstendes Zischen und das donnernde Rascheln von Federn. Laut und dröhnend hallte es ihm quer durch die Halle entgegen. Etwas bewegte sich in der so hohen wie tiefen Finsternis vor ihm, etwas von gewaltiger Größe.

      Kla'ach schien verschwunden. Das große Ei ließ er hinter sich und langsam bewegte sich der Hexer auf den Säulenbogen vor ihm zu. Kurz schimmerte da wieder etwas auf, kurz funkelten da zwei Augen. Sie hatte ihn angesehen, scharf und hart. Ihre Schuppen und ihre Federn machten erneut dieses knisternde, raschelnde Geräusch. Ihre enormen Schwingen rieben sich an den Wänden, an der Decke. Gänzlich erkennen konnte Galdor Ird Shandrach sie nach wie vor nicht, denn sie hielt sich weiterhin im Schatten auf. Ein etwas höher schwebendes Irrlicht warf für einen Augenblick einen Schein auf ihre gewundenen Hörner, auf ihre verzerrte Fratze, die wohl mehr menschliche Züge haben mochte, aber zugleich sowohl Vogel als auch Weib spottete. Das Irrlicht erlosch sofort mit ihrem Gedanken daran.

      Der Hexer wagte noch einige weitere Schritte vorwärts, aber irgendwann hatte er das ganz starke Gefühl, dass er hier und jetzt stehen zu bleiben und abzuwarten hatte. In gewissem Sinne mochten sie Wesen von gleicher Macht und mit dem gleichen Herren sein, die darüber hinaus ein in Notwendigkeit geschmiedetes Bündnis miteinander einte, aber eine letzte Verachtung hatten sie stets füreinander übrig. Und eine solche Begegnung war ebenso stets ein Messen ihrer jeweiligen Kräfte, denn beide ließen den jeweils anderen spüren, dass sie den Freund sofort zum Feind machen konnten und im direkten Kampf nur einer obsiegen würde. Aber während der Hexer sich mit tiefster Ehrlichkeit, die er natürlich nie nach außen hin zugeben würde, sich nicht ganz sicher war, ob er ein Drachenweib im Duell zerstören konnte, so wusste die selbst ernannte Göttin von Schwinge und Klaue ganz genau, dass sie die schwarze Made jederzeit zertreten könnte. Und selbst wenn es ihr nicht gelänge, so würde es eine ihrer Schwestern tun oder die ganze Rasse von zig tausenden Kriegern, die alleine ihnen auf ewig dienten.

      Galdor Ird Shandrach neigte dann doch sein Haupt. Die Karikatur des Hofzeremoniells gebot es ihm sogar zu knien. Ein sanfter Regenschleier erschien plötzlich vor diffusem Licht und Dunkel. Eine eigene Atmosphäre hatte sich knapp unterhalb des Deckengewölbes gebildet und manchmal kam all die aufgestiegene Feuchtigkeit von oben herab. Wassertropfen von einem Himmel aus Stein. Irgendwann endete dieses seltsame Schauspiel von Regen inmitten einer Halle unter der Erde.

      Vor sich hörte er irgendwo fast kaum wahrnehmbare Worte Kla'achs, der anscheinend doch nicht einfach so verschwunden war. Offenbar verkündete er gerade offiziell die Ankunft des entsandten Magiers vom Zirkel des Abgrunds. Die beiden gewirkten Zauber des Hexers ließ er in einem knappen Nachsatz nicht unerwähnt. Endlose Ehrfurcht lag da in seinen nervösen Worten. Seine Göttin fauchte ihm fast zärtlich etwas zu und mit tapsenden Schritten begab sich der Lakai hinfort.

      Einen Moment lang war es einfach nur totenstill in dem Gewölbe. Nichts rührte sich im Dunkeln, die Nebel krochen stumm zwischen der Tausendschaft von Eiern. Erneut einige Regentropfen.

      Ein angestrengtes Stöhnen hallte aus dem Dunkel zu seiner Linken herbei. Es war also zumindest ein weiteres Drachenweib im hinteren Teil des Nests anwesend und diese mochte tatsächlich genau jetzt weitere Eier legen. Da spürte der Hexer auch ihre Woge der Macht und ja, jetzt fühlte er im Nacken den bohrenden Blick einer weiteren Herrin der Skrael. Diese musste nach ihm in die Halle gekommen sein und versperrte ihm nun demonstrativ den Ausgang. Drei also. Der Hexer sollte ganz genau wissen, dass es drei waren.

      Irgendwie gefiel ihm diese Situation gerade gar nicht. Die Intensität von der vereinten Macht so vieler Drachenweiber wirkte nun eindeutig bedrohlich, ja feindlich ihm gegenüber. Gemeinsam könnten sie ihn leicht vernichten. Es mochte wenig Sinn haben und fast rein instinktiv geschehen, als Galdor verdeckt einen Zauber zu seinem Schutz zu weben begann,

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