HIPPIE TRAIL - BAND 2. Wolfgang Bendick

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HIPPIE TRAIL - BAND 2 - Wolfgang Bendick

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die Kinder hüpfen dazwischen herum, angesteckt von der Aufregung der Ausfahrt. Warum fahren alle zugleich auf Fang aus? Ist gerade ein günstiger Zeitpunkt zum Fischen, oder braucht ein Großhändler dringend Fische? Laufen die Boote nur bei hohem Wasserstand ein und aus? Aber es spricht keiner Englisch, und man wird ja sehen...

      Der Kapitän, der auch Maschinist ist, und je nach Bedarf in alle Rollen schlüpft, macht sich am Motor zu schaffen. Der ist das Herz und die Muskeln des Schiffes. Er sieht ziemlich alt aus. Etwas öliges Bilgenwasser bewegt sich im Rhythmus der See unter seiner Befestigung und zwischen den Spanten. Der Motor liegt gleich hinter dem Ruderhaus in einem kleinen Abteil, erreichbar vom Ruderhaus oder durch eine Luke im Deck. Hier riecht es nach Diesel, während sonst überall der Geruch von Fisch dominiert. Das Boot ist bereit. Die Netze und deren Schleppleinen liegen an Deck, fertig zum Ausstecken. Es ist wenig Raum auf dem Kahn. Das Ruderhaus nimmt einen Teil des hinteren Drittels ein. Vor diesem steht ein kleiner Mast mit einem Ladebaum, der die Funktion eines Kranes übernehmen kann. Vor dem Mast geht eine drehbare Welle querschiffs fast über die ganze Breite, mit einem Spillkopf (felgenförmige Trommel, dient zum Hieven) auf jeder Seite, womit seitlich am Ruderhaus vorbei die Schlepptrossen von Netz eingeholt werden können, die Festmacherleinen oder die Ankerkette, als auch das Ladegeschirr betätigt werden kann. Auf dem Vordeck befinden sich zwei Luken, hinter dem Ruderhaus und dem Motorschacht eine. Diese sind durch ein 20 Zentimeter hohes Süll (Umfassung) eingefasst und können mit einem Deckel seefest verschlossen werden. Die ersten Boote legen ab. Unser Kapitän steckt die Kurbel ein, ein paar Handgriffe am Motor, dann wird gedreht. Der Antrieb muss ein Getriebe haben mit Kupplung und einer Schwungmasse. Nachdem diese in Drehung gesetzt ist, legt jemand einen Hebel um und der Motor wird durch diese in Bewegung gesetzt. Mit viel Qualm und Knallen erwacht er zum Leben. Das Boot vibriert gehörig. Doch einmal der Motor warm, und die Drehzahl erhöht, legt sich das weitgehend. Dann haken die Kinder die Festmacherleinen aus, die Männer drücken das Boot leicht mit dem Vorschiff in Richtung See, der Gang rutscht etwas kratzend rein, etwas mehr Gas, und der Steg verschwindet achteraus. Einzelne Möwen lösen sie aus dem kreisenden Pulk und nehmen die Verfolgung des Bootes auf. Der leichte Fahrtwind macht die Fahrt angenehm. Der Kapitän am Steuer nimmt Kurs aufs offene Meer. Jedes Boot hält vom anderen genügend Abstand. Sie sind vier an Bord, plus mir. Da bleibt nicht viel Raum. Die zwei Jüngsten steigen in die Luke und zerkleinern das letzte Eis.

      Der Kapitän betätigt das kleine Steuerrad, das mit Ketten, die am unteren Rand der Reling verlaufen, mit dem Rudermechanismus verbunden ist. Diese laufen um gefettete Rollen und haben mit der Zeit etwas Spiel bekommen. Vor dem Steuerrad hängt ein Magnetkompass an der Wand des Ruderhauses. Dann sind wir im Fanggebiet angekommen. Die Fahrt wird herabgesetzt. Alle, außer dem Mann am Ruder, machen sich ans Ausstecken des Netzes. Ich habe nicht viel Ahnung von der Fischerei. Ich sehe aber, dass es sich um ein Schleppnetz handelt, was da langsam ausgesteckt wird, in dem Maße, wie das Boot vorwärts fährt. Was bleibt, ist die Öffnung des Netzes, wie ein Trichter oder ein großes Maul. Oben sind Schwimmkörper befestigt, die es wohl auf eine bestimmte Höhe halten sollen, unten Gewichte, die bewirken, dass das Maul offen bleibt. Als dieses vorsichtig weggefiert ist, werden auf jeder Seite die Schleppleinen auf die richtige Länge gefiert und dann belegt. Inzwischen hat sich das Netz gut mit Wasser gefüllt, die Leinen straffen sich und bremsen das Boot. Jetzt wird dem Motor Saft gegeben. Er hat Arbeit. Anders die Mannschaft, die sich für ein paar Stunden in den Schatten legt, erst Karten spielt und dann schläft, gegen die schräge, hoch aufragende Verschanzung am Bug des Schiffes gelehnt.

      Ich stehe mit dem Kapitän in der engen Ruderbude und schaue genau, was er macht. Dann frage ich durch Zeichen, ob ich mal übernehmen kann. Dieser überlässt mir, etwas skeptisch seinen Platz, nachdem er mir auf dem Kompass den zu steuernden Kurs gezeigt hat, und die Zahl genannt. Ich wiederhole die mir unverständlich klingende Zahl, wie es beim Übernehmen des Ruders auf allen Schiffen Pflicht ist, und konzentriere mich auf Kompass und Rudermechanismus. Schon bald entspannt sich mein Kapitän und raucht mit den Anderen eine Zigarette. Inzwischen ist es später Nachmittag geworden. Die anderen Boote sind als Punkte auf dem Meer zu sehen, das Festland ist zu einem schmalen Streifen geschwunden. Wir scheinen aber parallel dazu zu fahren. Nach einer Weile ist Manöver angesagt. Vielleicht hat der Kapitän am Klang des Motors gehört, dass das Netz voll ist. Er übernimmt wieder das Ruder und stoppt die Maschine. Die Netzleinen werden von den Pollern gelöst und um die Spillköpfe gewickelt. Das Spill wird mit dem Motor gekoppelt, was es auf Dauerdrehung bringt. Durch bloßes Lockerlassen der Leine kann man bewirken, dass es leer dreht, durch Wegholen (Ziehen), greift die Leine auf dem Kopf und zieht das Netz ein. Der schwierigste Augenblick ist, als die Netzöffnung über eine Rolle am Heck an Bord kommt. Alle sind voll mit dem Bergen des Netzes beschäftigt. Um nicht im Weg zu stehen, gehe ich aufs Vorschiff und schaue von dort aus zu. Als das Netz an Deck liegt, bleibt nur noch der Steert, das dünne, zugebundene Ende, in dem sich die Fische angesammelt haben. Jemand schlingt schnell einen Stropp (Schlinge) darum, und über einen kleinen ‚Galgen‘ hievt man den Steert an Deck. Alle machen zufriedene Gesichter. Dann wird die Leine, die den Steert verschließt, gelöst, und der Fang ergießt sich auf das Achterdeck. Das ist der spannendste Moment des Abends: zu sehen wieviel von welchen Fischsorten sich darin befinden! Die Fische fließen förmlich über das Deck, nur von Lukensüll und den Bordwänden zurückgehalten. Da krabbeln ein paar Krabben und wollen sich aus dem Fischsalat befreien. Flink werden diese eingesammelt und in Eimer geworfen, bevor sie jemanden schnappen können oder das Weite suchen. Einige Fische haben sich in den Maschen des Netzes verfangen. Sie werden aus ihrer misslichen Lage befreit und zu den anderen geworfen. Alles was sonst noch daran hängt, wird entfernt und geht zurück ins Meer. Schnell muss das Netz wieder vorbereitet und ausgebracht werden. Die Fischer waten förmlich in den Fischen.

      Jetzt geht es ans Sortieren. Schon zu Beginn hatte ich viele flache, ineinander gestapelte Körbe bemerkt. Diese werden jetzt geholt und direkt auf die Fische gelegt. Ich versuche, mich wenigstens da als nützlich zu erweisen. Mit flinken Händen werden die Fische sortiert und landen in den entsprechenden Körben. Quallen werden vorsichtig herausgepuhlt und in Eimern gelagert. Sie gehen erst über Bord, wenn das Netz wieder eingeholt ist, um sie nicht erneut darin zu haben. Alles andere Unbrauchbare fliegt weit vom Boot ins Wasser. Ich gebe mir Mühe. Aber ich sehe ja selber, bis man mir gezeigt hat, was über Bord geht, was in welchen Korb soll, und wie die Größen sortieren, vergeht zu viel Zeit. Der Skipper merkt das auch. Er ruft mich ans Steuerrad. Er macht die Positionslichter an, alles Petroleumfunzeln, die nicht weit leuchten. Aber die großen Schiffe, deren Lichter wir bisweilen sehen, fahren weiter draußen. Dann macht auch er sich ans Sortieren. Die Hecklampe dient zugleich als Decksbeleuchtung. Ich wundere mich, wie die Fischer bei so schwachem Licht die Fische erkennen. Sie scheinen durch den vielen Umgang mit Fischen deren Tastsinn der Mittellinie übernommen zu haben. Ein kleiner Hai versucht, sich mit heftigen Schwanz-bewegungen zu befreien. Bevor der Unheil anrichten kann, wird er mit einem Bootshaken getötet und verschwindet in einer Luke. So vergehen wohl zwei Stunden. Das Deck leert sich langsam von der Fischflut. Korb um Korb verschwindet unter Deck in den verschiedenen Abteilungen, gut mit Eis bedeckt. Bevor alles fertig war, hatte jemand schon auf einem Benzinkocher Wasser aufgestellt. Dahinein warf er die drei schönsten Krabben des Fanges. Diese teilten wir unter uns. Dann war eine Pause angesagt, bis zum nächsten Netzeinholen. Nach einer Zigarette legte sich ein jeder irgendwo hin. Nur der Kapitän blieb am Steuer.

      Nach dem Einholen des zweiten Netzes fing der Motor an zu husten. Während die Anderen sich ans Sortieren machten, schraubte und klopfte der Kapitän am Motor herum. Das war gar nicht so einfach, mit der Schicht von Fischen auf dem Deck. Zum Glück hatte ich meine Taschenlampe dabei. Wahrscheinlich war es Wasser oder Dreck im Sprit. Und, oh Wunder, der Motor sprang nach längerem Kurbeln wieder an, und das Netz konnte erneut übers Heck ins Wasser. Bevor der Fang ganz aufge-arbeitet war, färbte sich der Horizont leicht rot. Als dann die Sonne aufging, legten wir uns, anstatt das Schauspiel zu betrachten, todmüde wieder für eine Stunde hin. Später frittierte jemand ein paar der schönsten Fische und wir aßen sie mit etwas kaltem, wohl schon an Land vor-gekochtem Reis. Mit den Händen, alle zusammen aus einem Topf. Dazwischen starken Tee. Das brachte uns wieder auf die Beine. So ging es dann weiter, bis zum Nachmittag. Seit einer Weile hatten wir wieder Kurs auf die Insel genommen. Wir sahen, dass auch die

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