Humania. Walter Rupp

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Humania - Walter Rupp

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Wohlstand kann sich dagegen eines seit Jahrzehnten anhaltenden enormen Wählerzulaufes erfreuen, den sie dazu nutzt, den Ausbau von Bildungsstätten und die Förderung von Kultur zu stoppen.

       Politiker werben um die Wähler:

       Die dem Politiker ihre Stimme geben, der sich darzustellen versteht.

       Die entschlossen waren, nie mehr zu einer Wahl zu gehen.

       Die nicht wissen, was sie wollen, aber alles, was möglich ist, möchten.

       Die froh sind, wenn sie Entscheidungen abgeben können.

       Die wider alle Hoffnung hoffen können.

       Die glauben, dass begabte Politiker die Fähigkeit besitzen,Träume wahr zu machen.

       Die sich nicht vorstellen können, dass jemand so dreist ist und Wahlversprechen bricht.

       Die nicht zweifeln, dass Politiker immer nur das Beste eines jeden Wählers wollen.

       Euro-Studie über die am wenigsten schädliche Regierungsform

      Politische Verhältnisse

      Bei einem Empfang für „Völkerverständigung und Friedenssicherung“ lernte ich einen Herrn von Papen kennen, der weit über das Land hinaus bekannt wurde, weil er es meisterhaft verstand, jedem politischen System - um Schlimmeres zu verhüten - in führender Position zu dienen: der Monarchie, der Demokratie, einer linken oder rechten Diktatur. Darum bemüht, bei mir Verständnis für das heikle politische Geschäft zu wecken, erklärte er mir: dass man von einem Politiker während einer Legislaturperiode nie eine eigenständige Aussage erwarten dürfe; dass Parteiprogramme keine Absichtserklärungen, sondern Visionen sind, und dass der Datenschutz auch einem Politiker das Recht einräume, seine Gesinnung nicht offenlegen zu müssen. Er selbst schaue gern auf die Zeit seiner politischen Tätigkeit zurück. Er habe schon damals die Erfahrung machen können, dass die Gespräche - sogar während der Zeit der Diktatur - stets in angenehmer Atmosphäre stattfanden und stets von Erfolg begleitet waren. Immer wären sich die Teilnehmer dabei näher gekommen, immer habe man eine Klärung der gegenseitigen Standpunkte erreicht.

      Die Humanier geben sich mit der Gesellschaft, wie sie ist, niemals zufrieden, denn sie glauben, dass es die Gesellschaft, die es noch nie gab, doch eines Tages gibt: wo die Armen den Reichtum mit den Reichen und die Reichen die Armut mit den Armen teilen; wo jeder anordnen darf, was andere auszuführen haben; wo die Architekten in den Häusern wohnen müssen, die sie entwarfen; die Juristen nur Gesetze erlassen dürfen, die sie nachweisbar selbst einhalten; die Politiker die Steuern, die sie einfordern, aus ihrer Tasche zahlen müssen; die Schriftsteller nur die Texte schreiben dürfen, die sie erlitten haben, und die Theologen das zu predigen haben, was jeder gerne hört.

      Ein Parlamentarier, der wegen seiner Nebeneinkünfte wiederholt in die Schlagzeilen geraten war und nicht genannt werden wollte, versicherte mir, jeder Parlamentarier habe sich in einem Antikorruptionsgesetz darauf verpflichtet, bei sich dieselben Maßstäbe anzulegen wie bei seinen Beamten. Korruption sei bei den Volksvertretern der Humanier nicht nur unbekannt, sondern so verpönt, dass sie dieses Wort mit Verachtung übergehen. Jeder Parlamentarier könne jederzeit eidesstattlich versichern, dass er Geschenke nie annehme, um sich persönlich zu bereichern und sich in seinen Entscheidungen auch nicht beeinflussen lasse, sondern höchstens, um die Staatskasse zu entlasten. Einladungen zum Essen folge er nur, wenn auf diese Weise der Kontakt mit einem Wähler intensiviert werden kann. Firmenwagen lasse er sich nur unter der Bedingung zur Verfügung stellen, dass man ihn nicht als Werbeträger missbraucht. Und auf das Angebot zu einer kostenlosen Ferienreise für sich und seine Verwandtschaft ginge er nur ein, wenn sicher sei, dass das seiner Weiterbildung und letztlich der Völkerverständigung dient.

      In Humania ist es üblich, gegen jede Art von Diktatur und Menschenrechtsverletzungen mit großem Mut und bewundernswerter Entschlossenheit aufzutreten, und sich nicht durch Drohungen einschüchtern zu lassen. Das Tragische ist nur, dass Antifaschisten immer erst nach dem Zusammenbruch des Faschismus und Antikommunisten immer erst nach dem Zusammenbruch des Kommunismus auftreten, in Zeiten aber, in denen man sie dringend bräuchte, nicht zu finden sind. So bleibt es ein Rätsel, wo sie sich zwischen 1933 und 1945 aufgehalten haben, und wie sich die Diktatur, angesichts der beeindruckenden Zahl Oppositioneller an der Macht halten konnte.

       Hofbeichtväter wurden überflüssig, weil kein Politiker mehr einsehen kann, wehalb er seine Fehler, über die die Medien ausführlich berichten, noch einmal in einer Beichte unter dem Siegel der Verschwiegenheit bekennen soll.

       Ein wegen seiner Affären in die Schlagzeilen geratener Bundestagsabgeordneter

      Die Führungsschicht

      In Humanien zählt man Journalisten, deren Intelligenz und Wahrnehmungsfähigkeit über dem Durchschnitt liegen, zur geistigen Elite. Sie haben das Recht, sich jederzeit ungefragt zu Wort zu melden und Erfahrungen weiterzugeben, die kaum jemand machen möchte. Sie hätten es fast geschafft, die noch in Freiheit lebenden Völker für die hohen Ideale eines von allen menschlichen Unzulänglichkeiten gereinigten Marxismus zu begeistern, hätten die unter dem Kommunismus lebenden Völker mit ihrem Freiheitsdrang das nicht verhindert. Da jeder Journalist imstande ist, auf jede Frage die einzig richtige Antwort zu geben, die Versäumnisse oder Fehlentwicklungen, unter denen das Land leidet, mit erstaunlicher Genauigkeit und Leichtigkeit zu analysieren und die für die Heilung wirksamsten Rezepte zu benennen, ziehen die Politiker es vor, anstatt selbst zu führen, sich von ihnen führen zu lassen.

      Ich selbst habe Woche für Woche erlebt, mit welcher Spannung und Dankbarkeit die Humanier auf die Ausgabe des hoch angesehenen Wochen-Magazins „Der Prügel“ warten. Auf meine Frage an den Herausgeber, was denn das Geheimnis der außerordentliche Beliebtheit seines Magazines sei, versicherte er mir: Seine Beliebtheit sei vor allem der Tatsache zuzuschreiben, dass es der Neigung der Humanier zu zersetzender Kritik und lähmender Skepsis entgegenwirke und den Mut habe, die Abonnenten - und darüber hinaus jeden, der es nötig hat - mit väterlicher Strenge zurechtzuweisen und liebevoll an die Hand zu nehmen, um sie sicher durch ihre Probleme zu führen. Denn die Humanier, auch die in Führungspositionen, blieben - auch als Erwachsene - Kinder und bräuchten bis ins hohe Alter eine feste Hand.

      Eine auffallende Erscheinung ist es auch, dass man in Humania den Querdenkern große Aufmerksamkeit schenkt und eine außergewöhnliche Hochachtung entgegenbringt. Da sie so schnell sprechen können, dass alle, die nachdenken, Mühe haben, mitzukommen, bezeichnen sie sich selbst auch gerne als Vordenker. Man bewundert sie, weil sie es meisterhaft verstehen, abgewirtschaftete, aus der Mode gekommene und längst vergessene Ideen auszugraben, um sie ihren Zeitgenossen als Neuheit anzubieten.

      Seitdem es diesen Vordenkern gelungen ist, in Humanien das positive Denken durchzusetzen, haben die Leute Mühe, in der Welt überhaupt noch etwas Böses zu entdecken. Sie finden, dass durch Konsumeinstellung Wirtschaftszweige florieren können, die vielen Menschen Arbeitsplätze bieten; dass Steinwürfe oder Straßenschlachten den Bürger aus seiner Lethargie wachrütteln und Missstände schonungslos bloßlegen; dass Gammler die Gesellschaft vor Überlastung ihrer Bildungsstätten schützen; Abtreibungen die Emanzipation der Frau sichern und ein Kind vor der Last bewahren, leben zu müssen; dass Süchte die Pädagogen zwingen, über Versäumnisse nachzudenken und die Kriminalität die Polizei dränge, ihre veralteten Fahndungsmethoden zu verbessern; dass Kirchenaustritte den längst fälligen Gesundschrumpfungsprozess der Kirchen beschleunigen,

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