Winger. Peter Schmidt

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Winger - Peter Schmidt

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das Eifersucht oder einfach nur Anstand bei Ihnen, Winger?“, fragte er, ohne den Blick von Lindas übereinandergeschlagenen Beinen abzuwenden.

      "Beides. Ihr verdammten Muslime seid doch nur so außer Rand und Band, weil ein paar prüde Geistliche mit Potenzproblemen euch gesagt haben, man müsse alles, was schön an den Frauen ist, verhüllen. Und nun glaubt ihr hier bei den Ungläubigen wildern zu können, weil sie nach euerer Lehre gar keine richtigen Menschen sind."

      "Quatsch", sagte er. "Hab' nie was mit dem Koran am Hut gehabt."

      "Sind Sie eigentlich wirklich der Besitzer dieses schönen Etablissements, Eduardo?“, erkundigte sich Linda.

      "Sicher, warum fragen Sie?"

      "Oder gibt es Teilhaber?"

      Eduardo ließ sich nicht anmerken, dass ihn die Frage ärgerte. Zumindest war das für einen weniger geübten Beobachter kaum zu erkennen. Aber ich kannte ihn inzwischen gut genug, um am unmerklichen Zittern seines weißen Wabberkinns und seinen in den Jackentaschen geballten Fäusten zu sehen, dass ihn das in diesem Viertel besser keiner fragte – und schon gar keine Frau. Es ging gegen seine Ehre als Nordafrikaner. Ein Geschäftsmann wie er war von niemandem abhängig, nicht mal von einem Teilhaber.

      "Wie kommen Sie bloß auf diesen Quatsch?“, fragte er. Quatsch schien sein neues Lieblingswort zu sein.

      "Es heißt, der ganz Block gehöre ein paar Anlegern, die lieber nicht bekannt werden wollten."

      "So? Nie was von gehört."

      "Der Block – und wahrscheinlich noch ein ganzer Teil des Bahnhofsviertels."

      "Die Besitzer sind alle fein säuberlich im städtischen Grundbuch aufgelistet", sagte er. "Wenn es Sie interessiert, gebe ich Ihnen gern die Adresse vom Amt?"

      "Nein, das wird nicht nötig sein."

      Eduardo nickte, als habe er nichts anderes erwartet, und setzte sich achselzuckend hinter seinen Schreibtisch. "Darf ich fragen, was Sie beide zu mir führt? Doch wohl nicht die Frage, wie viele Hausbesitzer das Viertel hat?"

      "Nein, allerdings nicht", bestätigte Linda. Sie zog ein Blatt Papier aus ihrer Tasche. "Man sagt, das Mädchen auf dem Phantombild habe mit dem Besitzer dieses Etablissements ein Verhältnis gehabt."

      Eduardo nahm das Blatt und schüttelte mürrisch den Kopf. "Der Besitzer bin ich, wie gesagt ..."

      "Es geht das Gerücht um, viele Besitzer hier in der Gegend seien nur Strohmänner für reiche Anleger, die selbst nicht in Verruf kommen möchten, sich mit solchen Geschäften ein Zubrot zu verdienen."

      "Gerüchte, Gerüchte ... haben Sie da jemand Bestimmten im Auge?"

      "Sagt Ihnen der Name Elmond etwas?"

      "Elmond, Elmond? Ist das nicht ein Bonner Politiker? Ich glaube, ich hab' kürzlich mal was in der Zeitung über ihn gelesen. Einer von diesen Burschen, die uns Ausländern nicht so grün sind, wie sie's eigentlich nach der Verfassung sein sollten."

      "Ich meine nicht Peter Elmond, den Vorsitzenden des Wehrausschusses im Bundestag, sondern seinen Vater."

      "Ja richtig, Elmonds Vater." Eduardo lehnte sich in seinem Sessel zurück und musterte mich voller Unbehagen. "Haben Sie mir die Kleine auf den Hals gehetzt, Winger? Ist das wieder mal auf Ihrem Mist gewachsen? Etwa eine neue Attacke, um ehrbare Kaufleute zu diskreditieren?"

      "Nein, ich bin nur Lindas Begleiter. Ich passe auf, dass ihr bei der Suche niemand zu nahe kommt."

      "Suche wonach?“, fragte er.

      "Nach dem Mädchen auf dem Phantombild, nehme ich an – oder, Linda?"

      "Wie man's nimmt, ja."

      "Was denn nun – wie man's nimmt? Oder ja?“, fragte ich.

      Linda warf mir einen bösen Blick zu und steckte das Blatt mit dem Phantombild wieder in ihre lederne Umhängetasche. "Ich sagte Ihnen doch schon, Winger, dass ich Sie nur bezahle, damit sie mich unterstützen und nicht weil ich scharf drauf wäre, dass Sie mir mit Ihren Kommentaren auf den Wecker gehen. Wenn Sie die Arbeit langweilt oder wenn Sie meine Methode in Zweifel ziehen ..."

      "Ihr beide seid mir ja ein hübsches Pärchen", meinte Eduardo und rekelte sich amüsiert in seinem schwarzen Drehsessel, die Arme über den Lehnen baumelnd.

      "Es wäre natürlich schön, wenn Sie sich noch an den Namen Ihres Teilhabers erinnern könnten", sagte Linda.

      "Und weshalb sind Sie so verlegen darum? Warum wollen Sie das Mädchen finden? Hat es irgend etwas ausgefressen – natürlich, sonst würd's ja nicht mit einem Phantombild gesucht", fügte er nachdenklich hinzu.

      "Ich möchte es finden, aber nicht, weil es irgend etwas ausgefressen hätte. Phantombilder werden von der Polizei auch eingesetzt, wenn man nur jemanden in einem Mordfall sucht, der den Behörden weiterhelfen könnte. Weshalb ich sie suche, steht auf einem anderen Blatt. Das ist meine Privatsache."

      "Ein Mordfall, sieh mal einer an. Wer ist denn ermordet worden, wenn ich fragen darf?"

      "Ihr Kompagnon Robert Elmond, nehme ich an."

      Wenn Eduardo diese Antwort überraschte, dann spielte er seine Überraschung wirklich gut. Er schwang seinen Drehsessel herum, und einen Moment lang sah es ganz so aus, als verlöre die mächtige, erschreckende Masse Mensch von hundertdreißig Kilo Lebendgewicht dabei das Gleichgewicht. Doch er fing sich noch rechtzeitig mit beiden Händen an der Tischplatte ab und kam vorgebeugt, die Ellenbogen aufgestützt, zum Halten.

      "Davon weiß ich nichts? Das ist ..."

      "Die Polizei hält den Namen des Ermordeten noch geheim. Sie spricht nur vage von einem Frankfurter Kommunalpolitiker. Elmond war doch Politiker, oder?"

      "Rechtsanwalt, er war vor allem Rechtsanwalt."

      "Schließlich hat er sogar irgendwann für den Posten des Oberbürgermeisters kandidiert", sagte Linda.

      "Das ist lange her. Danach ging er wieder in seinen alten Job zurück."

      "Aber vor einiger Zeit plante er plötzlich sein Comeback. Woher dieser Sinneswandel? Man munkelte sogar, er sei scharf darauf, in die Landespolitik zu gehen. Man munkelte, er rechne sich Chancen für die höchsten Posten aus. Das Amt des Wirtschaftsministers oder sogar des Ministerpräsidenten."

      "Da verwechseln Sie ihn vermutlich mit seinem Sohn Peter Elmond. Der steckt bis zum Hals in der Bundespolitik und gibt dort gar keine schlechte Figur ab, wie ich gehört habe."

      "Nein, ich meine seinen Vater. Ist es richtig, dass sich die beiden entzweit hatten?"

      "Ziemlich, ja."

      Linda nickte und schwieg. Sie nahm das rechte Bein herunter und legte das linke über das rechte, und Eduardo sah ihr wieder dabei zu. Aber seine Gedanken weilten ganz woanders, vielleicht bei den Elmonds und ihren politischen Plänen und jedenfalls nicht bei einem Sonnenschein wie Linda, denn sein Gesicht sah so finster umwölkt aus, als ziehe gleich eine Schlechtwetterfront herauf.

      Dann sagte er: "Dass der alte Elmond plötzlich tot sein soll, will mir nicht in den Kopf.

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