China Blues. Norman Dark

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China Blues - Norman Dark

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Arena ein dressierter Affe ebenfalls Rad. Als er plötzlich aus der Spur geriet, war er von Juan angegriffen und zerfleischt worden.

      Folglich machte ich erst einmal eine Weile einen großen Bogen um die Bärin, weil ich die Geschichte so schaurig fand und nicht wusste, was ich davon halten sollte.

      Die beiden Elefanten, Sina und Ran, waren auch Weibchen, deshalb konnte es keinen Nachwuchs bei ihnen geben, was ich außerordentlich bedauerte, denn die ausgewachsenen Tiere ängstigten mich allein von der Größe her schon sehr. Dabei konnte ich allabendlich beobachten, wie grazil sie sich bewegten, beinahe leichtfüßig. Außer Rüssel- und Fußheben, Hinlegen, Aufsitzen und Drehen beherrschten sie auch Kunststücke wie dem einarmigen Handstand auf einem der Vorderläufe, dem Gang über zwei dicke Drahtseile und dem Balancieren auf großen Bällen.

      Ganz besonders beeindruckend fand ich, wenn die elfenhafte Sulin sich auf die Stoßzähne der Tiere legte. Dabei erkannte keiner der Zuschauer, dass es sich dabei um einen Trick handelte, denn bei den asiatischen Elefanten sind die Stoßzähne bei Weibchen nur rudimentär ausgebildet oder gar nicht vorhanden. Mithilfe von aufgesetzten „Prothesen“ wurde also die Illusion von gewaltigem Elfenbein erzeugt, und niemand merkte es.

      Um keinen Trick hingegen handelte es sich, wenn Sulin sich gar unter einen der angehobenen Elefantenfüße legte. Sowohl Sina als auch Ran gingen dabei äußerst vorsichtig zu Werke, sodass für Sulin nie Gefahr bestand. Trotzdem hätte ich um keinen Preis der Welt mit ihr tauschen wollen.

      Da Raubtierdressuren zu den Höhepunkten eines klassischen Zirkusprogramms gehören, gab es natürlich auch Löwen in unserem Zirkus. Raubkatzen gelten in ihren Ansprüchen als recht genügsam und pflanzen sich auch unter nicht so günstigen Bedingungen in der Obhut von Menschen fort. Deshalb kam ich in den Genuss, ihren Nachwuchs aus nächster Nähe bewundern zu können. Ich war damals etwa zehn Jahre alt und hätte mich am liebsten den ganzen Tag in der Nähe der Käfige aufgehalten. Sogar mein Training am Trapez vergaß ich vor Aufregung und musste mich dafür schelten lassen.

      Schon früh am Morgen nahmen die Löwenbabys ihr Frühstück am Bauch der Mutter ein. Dieses Schauspiel wollte sich auch Mimi nicht entgehen lassen. Zuko stieß erst am Vormittag dazu, denn dann wurden die Kleinen zum Löwenspielplatz geführt, dessen Boden mit desinfiziertem Stroh belegt war. Dort konnten sie raufen und toben, wovon auch Zuko nicht genug bekam, wohl deshalb, weil er eben ein richtiger Junge war. Verletzungsgefahr bestand dabei nicht, denn die ersten Zähnchen kamen frühestens in einer Woche. Der stolze Löwenvater schaute ihnen dabei aus sicherer Entfernung zu. Gegen Mittag bekam die Löwen-Mutter dann Leber, Huhn und frischen Pansen, damit sie über genügend Muttermilch für die hungrigen kleinen Mäuler verfügte. Anschließend putzte die Löwin die Kleinen gründlich am Bauch und schleckte ihnen das Fell sauber.

      So gerne ich es gewollt hätte, durfte ich die Babys nicht anfassen, damit sie wegen des ungewohnten Geruchs nicht von ihrer Mutter verstoßen wurden.

      Vor der Vorstellung schaute der Tiertrainer nach dem Nachwuchs und wurde dabei von der Löwin beobachtet, die ihm aber vertraute, da er schon bei der Geburt dabei gewesen war. Gegen Mitternacht wurde dann über dem Strohbett eine Wärmelampe eingeschaltet. Wenn sich die Löwenbabys an ihre Mutter kuschelten, fragte ich mich, ob sie vielleicht von ihrem ersten großen Auftritt in der Manege träumten, bis zu dem allerdings noch mindestens drei Jahre vergehen mussten.

      Dass mit Löwen, besonders mit Muttertieren, nicht zu spaßen war, zeigte eine Begebenheit, die mich noch heute mit Grauen erfüllt. Nach einer Vorstellung hatte sich ein angetrunkener Bursche unbemerkt den Löwenkäfigen genähert. Um seinen Mut zu beweisen und seiner Freundin zu imponieren, hatte er sich in den Kopf gesetzt, eines der niedlichen Babys dem Mädchen zum Streicheln auf den Arm zu geben. Daraufhin hatte sich die Löwin völlig außer sich auf ihn gestürzt und seinen Arm zu fassen bekommen, weil der Bursche in seinem angeheiterten Zustand in der Reaktion eingeschränkt war. Zirkusarbeiter konnten ihn auf seine Hilferufe hin zwar noch wegziehen, aber nicht verhindern, dass ihm der rechte Arm abgetrennt wurde. Durch den Schock empfand der junge Mann wohl in diesem Moment nicht einmal Schmerzen, aber ich werde nie die Schreie und die vor Angst aufgerissenen Augen des Mädchens vergessen.

      Zuko entwickelte sich zu einem richtigen kleinen Kavalier. Er überhäufte mich mit Aufmerksamkeiten und Geschenken, sodass ich an Mimis Einschätzung nicht länger zweifeln konnte. Er schien mich wirklich zu mögen und vielleicht sogar ein wenig verliebt in mich zu sein, was er unter keinen Umständen zugegeben hätte. Jungen interessierten mich in diesem Alter noch nicht, deshalb genoss ich zwar seine Zuneigung, war aber weit davon entfernt, mit ihm Zärtlichkeiten auszutauschen. Zukos Schüchternheit verhinderte dies ohnehin, da hätte ich schon den Anfang machen müssen. Wir verhielten uns mehr wie gute Kumpel zueinander und trainierten fleißig gemeinsam, hatten wir doch beide dasselbe Ziel: einmal berühmte Trapezkünstler zu werden.

      Mit ihm konnte ich schöne Gespräche führen, die anders als mit Mimi, keine Mädchenthemen berührten. Mitunter schien er sogar zu vergessen, dass ich ein Mädchen war und ängstigte mich mit seinen Geschichten, die wie bei den meisten Jungs nicht unheimlich und blutrünstig genug sein konnten. Der Bericht über den Angriff der Bärin Juan auf den Affen stammte schließlich auch von ihm. Er witterte überall die kopflosen Yü kuang - Geister oder die langhaarigen Echogeister Wang ling mit Kindergestalt. Wenn er dann auch noch mit den leichenfressenden Wang xiang anfangen wollte, gebot ich ihm aber Einhalt.

      Er behauptete ernsthaft, dass unser Zirkus unter keinem guten Stern stünde und hinter vorgehaltener Hand der „Geisterzirkus“ genannt wurde. So hatte es angeblich schon lange vor dem Tod meiner Eltern seltsame Todesfälle gegeben.

      »Vor vielen Jahren ist hier mal ein Feuerspucker aufgetreten«, begann er mit ernstem Gesicht, »ja, ich weiß, dass die nicht wirklich Feuer spucken, sondern nur eine brennbare Flüssigkeit an einer Fackel entzünden. Aber an jenem Abend kam der Feuerschweif zu ihm zurück und verbrannte sein ganzes Gesicht. Einige Zuschauer wollten eine dämonische Fratze gesehen haben, die das Feuer zurückpustete. Das Gesicht des Mannes war dann so entstellt, dass er nie wieder auftreten konnte.«

      »Wenn die Geschichte überhaupt stimmt, dann hat es vielleicht nur Durchzug gegeben«, sagte ich zweifelnd, »an die pustende Fratze glaube ich jedenfalls nicht.«

      »Doch, sie muss stimmen, er soll heute noch manchmal sehnsüchtig durch einen Vorhangspalt in die Manege schauen, obwohl das Unglück schon viele Jahre her ist.«

      Mein skeptischer Gesichtsausdruck veranlasste Zuko dann noch einen draufzusetzen. »Ich habe ihn auch schon gesehen, wenn du es genau wissen willst. Seine Haut sieht aus wie zerknittertes Pergament, das irgendwie stellenweise unnatürlich glänzt. Er hat eine winzige Nase und keine Augenbrauen und Ohren mehr.«

      »Da der Mann nicht gestorben, sondern nur sehr schwer verletzt worden ist, kann man ja wohl kaum von einem Geist sprechen«, ließ ich mich nicht beirren.

      »Doch, er ist nämlich ein paar Jahre später verstorben.«

      »Und von wem hast du die Geschichte? Du selbst warst ja wohl zu dieser Zeit noch nicht auf der Welt.«

      »Ich habe da so meine Quellen. Manchen Erwachsenen ist es egal, dass ich noch ein Kind bin. Sie behandeln mich jedenfalls nicht so.«

      »Das war bestimmt einer der Arbeiter, die beim Auf- und Abbau des Zeltes geholfen haben. Der wollte dir nur Angst machen oder sich wichtig tun. Da sind ganz üble Burschen dabei. Von denen solltest du dich fernhalten.«

      »Wenn du mir nicht glaubst, kann ich diese Geschichten auch für mich behalten.«

      »Jetzt sei nicht gleich beleidigt. Nein, ich finde das sehr interessant. Was hast du sonst noch zu bieten?«

      »Vor

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