Die Entführung von Berthold Weide. Aaron Aalst

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Entführung von Berthold Weide - Aaron Aalst страница 2

Автор:
Серия:
Издательство:
Die Entführung von Berthold Weide - Aaron Aalst

Скачать книгу

ist passiert?«, erkundigt sich Doktor Jung.

      »Wissen wir nicht! Anscheinend ein sehr anstrengender Traum. Wir haben gerade den Kaffee ausgetragen, als wir es bemerkten. Dem wollüstigen Stöhnen nach zu urteilen dachten wir, es sei ein erotischer Traum. Wurde allerdings immer heftiger. Wir werden ihn wohl ruhig stellen müssen.«

      Die Schwester sah Doktor Jung fragend an.

      »Nein, warten wir noch ein bisschen! Er wird sich von alleine beruhigen. Ich bleibe hier! Tragen Sie ruhig Ihren Kaffee weiter aus. Mir bitte auch eine Tasse.«

      Etwas schnippisch antwortete die Schwester: »Wie Sie wollen!«

      Es dauerte noch eine Weile, bis der Träumer ruhiger wird. Wieder gibt er ein zufriedenes Stöhnen von sich. Doktor Jung würde viel darum geben, wenn er jetzt wüsste, was sein Patient erlebt. Vorsichtig lüftet er die Bettdecke ein wenig. Wirklich, ein erotischer Traum, wie unschwer an dem schwellenden Glied des Patienten zu erkennen ist. Hoffentlich kann er über seinen Traum zu berichten.

      Ich schaue auf meinen Bettnachbarn, mit dem ich, während meiner Anwesenheit hier noch nie sprechen konnte. Ein paarmal habe ich es versucht. Ich bekam keine Antwort von ihm. Heute liegt er auf dem Rücken und starrt die Decke an. Die ganze Zeit in der ich ihn anschaue, habe ich nicht einen Lidschlag bemerkt. Lebt der überhaupt noch? Ich beuge mich etwas nach vorne, um ihn besser sehen zu können. Ja, leben tut er noch, zumindest atmet er noch. Leben kann man dies ja wohl nicht nennen. Aber, was ist mit meinem Leben? Nur Träumereien? Ich merke, wie mein Körper zerfällt und ich schwach werde. Trotzdem kann ich mich nicht aufraffen. Scheint so, als brauche ich wirklich Hilfe. Einen Moment mache ich die Augen zu. Nicht schon wieder einschlafen, sage ich mir, schließlich hab ich es Schwester Margret versprochen. Außerdem erwartet mich Dr. Jung zur Therapiestunde. Von ihm wird es abhängen, wie lange ich hierbleiben muss. Also versuche ich es, mit aller Macht die Augen offen zu halten. Es nutzt mir aber nichts. Ich träume mit offenen Augen.

      Schwester Margret

      Leise öffnet sich die Zimmertür. Mit bangem Hoffen betritt Schwester Margret das Krankenzimmer. Schon mit dem ersten Blick sieht sie ihre Befürchtungen bestätigt. Trotzdem er versprach nicht einzuschlafen, ist es doch passiert. Margret ist enttäuscht, obwohl sie sich denkt, er ist schließlich krank und kann für seinen Zustand nichts. Sie tritt ganz dicht an das Bett heran und sieht in das Gesicht des Schlafenden. Ruhige, ebene Züge, die eine unerklärliche Zufriedenheit ausstrahlen. Er atmet ganz ruhig. Wie sagte er vorhin zu mir: »Geben Sie allen ein Schlafmittel. Es gibt nichts Besseres als einen schönen Traum!«

      Schwester Margret sieht nach dem zweiten Patienten. Der liegt noch immer auf dem Rücken und starrt die Decke an. Sie umfasst den Mann mit beiden Armen um den Oberkörper und dreht ihn auf die Seite. Ohne Widerstand zu leisten oder auch nur zu zucken, lässt der dies mit sich geschehen. Kaum das er auf der Seite liegt, sieht Schwester Margret wieder Speichel aus seinem Mundwickel tropfen. Auf dem Nachttisch findet sie ein sauberes Tuch und legt es dem Kranken unter den Kopf. Dann wendet sie sich wieder dem Träumer zu. Leise zieht sie sich einen Stuhl an das Bett und setzt sich dicht daran. Eine ganze Weile beobachtet sie seinen ruhigen Schlaf, liest das Schild am Bett: Berthold Weide. Ein schöner Name und ein gut aussehender Mann. Ob er jetzt wieder einen seiner phantastischen, im Haus schon berüchtigten Träume erlebt? Neugierig schaut sie sich im Zimmer um, bückt sich um in das Ablagefach des Nachttisches schauen zu können. Nichts Persönliches von Berthold Weide. Gerne wüsste sie mehr über ihn. Wie ist er in diese Situation gekommen? Wer sind seine Freunde? So weit ich weiß, bekam er bislang keinen Besuch. Weder Eltern noch Freunde oder Freundin. Wäre ich seine Freundin, überlegt sie sich, ich würde ihn täglich besuchen. Also, es gibt keine Freundin. Der Gedanke stimmt sie froh. Während sie ihren Gedanken nachgeht, stützt sie sich unbewusst mit dem linken Arm auf das Bett. Mit dem Mittelfinger der rechten Hand dreht sie sich Locken in ihr blondes Haar. Dort wo ihre linke Hand jetzt liegt, ist die Decke etwas angehoben. Ein winziger Teil des Oberschenkels schaut heraus. Wie von einem Magneten angezogen, starrt sie auf dieses winzige Stück Haut. Vorsichtig streckt sie ihren Zeigefinger aus. Ohne die Hand weiter vorzuschieben reicht es soeben, um den Oberschenkel zu berühren. Sie spürt die mollige Wärme, die unter der Decke hervorströmt. Erschrocken über ihr Tun, zieht sie gedankenschnell ihren Finger zurück und setzt sich gerade hin. Du Dummkopf, schimpft sie sich. Vergreife dich bloß nicht! Erst jetzt merkt sie ihre Erregung, merkt, wie eine innere Macht sie drängt. Margret zaudert, gibt sich einen Ruck und steht abrupt auf. Bloß raus hier, ist ihr Gedanke. Verstört verlässt sie das Zimmer und eilt in die Station A zu Dr. Jung.

      Margret ist fünfundzwanzig Jahre alt. Ihre Züge sind markant, vielleicht etwas schroff. Die dunkle Brille gibt ihr ein strenges Erscheinungsbild. So scheint sie auf den ersten Blick unnahbar. Dies ist sicherlich auch durch ihre Erziehung geprägt. Die Eltern waren nicht unbedingt streng, dafür aber energisch. Der Vater war vor der Pensionierung Forstbeamter. Die Mutter, eine studierte Pädagogin, arbeitete einige Jahre an der Grundschule ihres Heimatortes. Eine gewisse vornehme, gebildete Zurückhaltung war an der Tagesordnung. Unbewusst blieb auch Margret nicht davon verschont.

      Der Eindruck wird durch ihre Größe, sie misst 179 cm, verstärkt. Aber sie besitzt eine aufregende Figur, bei der besonders das wohlgerundete Becken ins Auge sticht und so mancher Mann schaut ihr aufmerksam und anerkennend hinterher. Wem es glückte ihre Bekanntschaft zu machen, ihr zartes, gutmütiges Wesen, ihr Feuer, konnte sich glücklich schätzen. Sie ist keine auffällige Schönheit, aber eine interessante junge Frau, die sich vieler Freunde und einer Menge Verehrer erfreut.

      Es ist drei Wochen her, da hat sie einen Krankenpfleger kennengelernt. Er ist zwei Jahre jünger als sie.

      Ihre Sichtweise ist es, die Verbindung sei für das körperliche Wohlbefinden. Nichts Ernstes! Kennengelernt haben sie sich, wie kann es anders sein, während der Nachtschicht. Sie haben die ganze Nacht viel geredet und noch mehr gelacht. Als er, sein Name ist Jürgen, kurz vor der Ablösung den Vorschlag machte zusammen noch einen Kaffee zu trinken, willigte Margret ein. Ohne viele Worte sind sie zu ihm in die Wohnung, die er mit zwei weiteren Kollegen bewohnt, gegangen. Natürlich blieb es nicht allein beim Kaffee. Seit dem Vorfall waren sie zusammen. Kein Mann fürs Leben, darüber war sich Margret bewusst. Dafür war ihr diese Verbindung zu eintönig. Sie konnte ihr Gefühl zwar nicht genau beschreiben, aber es fehlte etwas Entscheidendes. Im Bett klappte es ausgezeichnet. Er war ein zärtlicher geduldiger Liebhaber, spürte ihre Wünsche und verstand es, auf ihr Verlangen einzugehen. So oft es nur möglich war, ihr Dienst es zuließ, waren sie in den letzten Wochen zusammen. Kein Treffen ohne das sie sich liebten. In der ersten Woche ihrer Verbindung, da war sie noch sehr angetan von ihm, hat sie ihn sogar während dem Dienst, sie zog ihn dafür ins Patientenbadezimmer, verführen können. Es war ein Erlebnis der besonderen Art, im Stehen, an die Wand gelehnt, immer das prickelnde Gefühl im Nacken erwischt zu werden. Das hat den Kick ausgemacht. Danach erlebte sie nie wieder einen so heftigen Höhepunkt mit ihm. Als Margret Station A erreicht, hört sie aus dem Ärztezimmer Stimmen.

      »Der Mann ist mit seinem realen Leben nicht zufrieden. Deswegen baut er sich seine Traumwelt auf. Er flüchtet regelrecht in sie, und zwar zunehmend häufiger und zunehmend länger.«

      »Aber wie Dr. Jung, wie erklären Sie sich seine realen Träume? Dinge die er wirklich erlebte und die er nun wieder in seinen Träumen durchlebt.«

      »Tja, Professor, dies ist ein Punkt, über den ich mir noch nicht im Klaren bin. Ist er schizophren? Ist er es nicht? Ich werde morgen mit der Therapie beginnen. Zuerst werde ich ihn mit Blockern ruhigstellen. Nach zwei Tagen beginne ich die Behandlung mit »Vacatio 12«, einem neuen Mittel mit dem die Kollegen in England gute Erfahrungen gemacht haben. Natürlich werden wir ihn nicht mehr unkontrolliert schlafen lassen. Auch werde ich weiterhin Aufzeichnungen über seine Erzählungen machen.«

      »Ich

Скачать книгу