Erleuchtet? Im Namen des Volkes.... Peter U. Schäfer

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Erleuchtet? Im Namen des Volkes... - Peter U. Schäfer

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„Wer hat überhaupt zugelassen, dass Sie das Gebäude betreten?“ Der Betriebsdirektor berichtete, dass es der Feuerwehr gegen 21:00 Uhr gelungen war, durch Löschmaßnahmen auszuschließen, dass das Feuer auf das Direktionsgebäude übergreifen konnte. „Die Feuerwehr hat mir danach erlaubt, ins Gebäude zu gehen. Ich schloss die Eingangstür, die Türen zur Diele und zum Vorzimmer auf. In dem offen stehenden Kleiderschrank fand ich dann, was Sie gesehen haben.“ Hauptmann Hammer warf dem Betriebsdirektor einen verärgerten Blick zu. „Mögliche Spuren des Täters könnten durch das Betreten der Räume zerstört oder verändert worden sein.“ Er veranlasste die Räumung, die Absperrung und die sofortige Benachrichtigung der Spurensicherung.

      In dem Konferenzraum des Betriebsdirektors des VEB Musikinstrumentenbaus kam am Sonnabend, den 28.September gegen 8:00 Uhr die Sonderkommission zu einer weiteren Abstimmung zusammen. „Genossen, ich bitte um Berichterstattung.“ Der Kreisstaatsanwalt und die übrigen Mitglieder wirkten übernächtigt. Der Brandsachverständige Dr. Nassau beginnt die Erörterungen. „Genossen, die vorläufigen Ermittlungen in der Nacht haben ergeben, dass das Hauptgebäude völlig niedergebrannt ist, das Dach der Produktionshalle ist verbrannt und in die Halle gestürzt. Im Hauptgebäude sind die gesamte Ausstattung und alle Lagerbestände zerstört. In der Produktionshalle sind die Anlagenteile durch die eingestürzte Decke schwer beschädigt. Die Bausubstanz wird noch geprüft, aber nach allen Erfahrungen muss auch hier mit einem Totalverlust gerechnet werden.“ Er unterbricht seine Ausführungen und schaut in die Runde. Dann fährt er fort: „Genossen, die Ursache des Brandes ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine vorsätzliche Brandstiftung. Im Vorzimmer des Betriebsdirektors wurde ein Brandsatz gesichert. Eine erste Überprüfung ergab, dass in das Vorzimmer des Betriebsdirektors niemand gewaltsam eingedrungen ist. Hinweise auf einen Täter konnten bisher nicht gesichert werden, das abschließende Ergebnis der Ermittlungen der Spurensicherung bleibt aber noch abzuwarten. Im Hauptgebäude wurde als Brandausgangspunkt aufgrund der Brandspuren der Raum der Lohnbuchhaltung im 2. Obergeschoss festgestellt. Auch hier sind allerdings noch die genauen Ergebnisse der Spurensicherung abzuwarten.“

      Anschließend berichtet Hauptmann Hammer über die ersten Vernehmungen von Betriebsangehörigen. „Das Anwesenheitsbuch des Pförtners wurde sichergestellt. Danach haben die Betriebsangehörigen das Gelände gestern zwischen 16:20 und 17:10 Uhr verlassen. Als letzter Eintrag wurde der Sicherheitsbeauftragte des Betriebes vermerkt. Der Pförtner wurde vernommen. Seine Vernehmung ergab, dass er zwischen 18:30 Uhr und 19:00 Uhr einen Kontrollgang durch das Hauptgebäude und das Direktionsgebäude durchgeführt hat. Normalerweise geht er durch die Geschosse des Hauptgebäudes, durch die Produktionshalle und das Direktionsgebäude. An diesem Abend hat er dies wegen seiner rheumatischen Beschwerden nicht gemacht. Während der vollständige Rundgang etwa eine Stunde dauert, hat er gestern nur die Außentüren aller Gebäude auf ordnungsgemäßen Verschluss kontrolliert. Er war deshalb schon gegen 18:55 Uhr zurück in der Pförtnerloge.“ Auch er deutet durch eine Pause in seinem Vortrag eine ihm wichtig erscheinende erste Feststellung an. „Genossen, nach seiner Aussage hat er die Mitarbeiterin Frau Petra Schöne und ihren Lebensgefährten Johann Klinger gegen 19:00 Uhr auf dem Hof des Betriebes gesehen. Er sah, wie beide offenbar Instrumententeile aus der Richtung des Hauptgebäudes zum Zaun am Flussufer trugen.“ Leutnant Ehrlich ergänzt, dass eine Überprüfung des Zaunes im bezeichneten Bereich ergeben hat, dass dort ein Zaunfeld fehlt. Petra Schöne sei seit einem Jahr Mitarbeiter des Betriebes, sie kannte sich daher aus. Ihr Arbeitsbereich befinde sich in der Materialwirtschaft, der Arbeitsplatz im Erdgeschoss des Gebäudes. Es bestehe der Verdacht des Diebstahls von Instrumententeilen, wenn nicht mehr.“

      Man sprach noch über das weitere Vorgehen. Der Kreisstaatsanwalt ordnete ein neuerliches Zusammentreffen der Kommission für den nächsten Tag um 10:00 Uhr an. Zusammen mit Hauptmann Hammer und Leutnant Ehrlich fuhr der Kreisstaatsanwalt danach in die Räume der Staatsanwaltschaft. Von dort telefonierte er mit dem Stellvertreter des Bezirksstaatsanwaltes und berichtete über den bisherigen Stand der Ermittlungen und stimmte die weitere Vorgehensweise ab. Nach dem Gespräch ordnete er für Sonntag, den 29.9. die vorläufige Festnahme von Petra Schöne und Johann Klinger, deren Vernehmung und die Durchsuchung der Wohnung der beiden in der Neuen Straße, des Pkw und einer eventuell vorhandenen Garage des Johann Klinger an. Die Durchsuchung werde er selbst leiten. An der Durchsuchung sollten Genossen der Kriminaltechnik vom Kriminaltechnischen Institut der Bezirksbehörde der Deutschen Volkspolizei und der Brandsachverständige Dr. Nassau neben den Ermittlern teilnehmen. Es sei durch Kräfte des Volkspolizeikreisamtes zu sichern, dass die Schöne und der Klinger sofort bei Beginn der Durchsuchung festgenommen und zum Volkspolizeikreisamt verbracht werden. Die konkrete Einweisung zur Durchsuchung werde er am nächsten Morgen mit den Teilnehmern der Durchsuchung durchführen. Hauptmann Hammer sicherte die Ausführung der erhaltenen Anweisungen zu.

      Am nächsten Morgen trafen sich Hauptmann Hammer, Leutnant Ehrlich, der Brandsachverständige, drei Kriminaltechniker und vier uniformierte Polizisten in einem Konferenzraum des Volkspolizeikreisamtes zusammen. Staatsanwalt Schleich begrüßt die Anwesenden. „Genossen, die bisherigen Ermittlungen der Sonderkommission zur Brandstiftung im VEB Musikinstrumentenbau haben ergeben, dass die Betriebsangehörige Frau Petra Schöne und ihr Lebensgefährte Johann Klinger nach Dienstschluss nochmals das Betriebsgelände betreten und dort sich einige Zeit aufgehalten haben. Eine Berechtigung zum Betreten zu dieser Zeit hatten beide nicht, der Klinger ist nicht einmal Betriebsangehöriger. Es ist möglich, dass beide den Brand gelegt haben. Durch die bisherigen Ermittlungen wurde zweifelsfrei festgestellt, dass es sich bei dem Brand in dem VEB Musikinstrumentenbau um eine vorsätzliche Brandstiftung handelte. Es besteht auch der Verdacht, dass die Brandstiftung ein Anschlag anlässlich des bevorstehenden Jahrestages der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik ist. Bei der jetzt durchzuführenden Durchsuchung der Wohnung und der dazugehörigen Nebenräume der beiden Verdächtigen sind mögliche Beweise festzustellen und zu sichern, die auf eine Täterschaft der beiden hinweisen. Es sollen weiterhin Beweismittel gesucht und gesichert werden, die der Aufklärung der Brandstiftung, ihrer Motive und möglicher Mittäter dienen können. Was für Beweise das sein könnten, vermag ich gegenwärtig nicht näher zu bestimmen. Hier appelliere ich an die Aufmerksamkeit und die Erfahrung der beteiligten Genossen. Ich weise daraufhin, dass in wenigen Tagen der Jahrestag der Republik begangen wird. Es kann somit nicht ausgeschlossen werden, dass die Brandstiftung ein Anschlag aus Anlass dieses Jahrestages der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik war. Deshalb suchen wir auch nach Beweisen dafür, ob es sich bei dem Anschlag um eine einmalige Handlung handelte, oder ob noch mit weiteren Sabotageakten oder weiteren anderen staatsfeindlichen Aktivitäten durch diese Verdächtigen oder möglichen Helfern zu rechnen ist. Die beiden Verdächtigen sind bei unserem Eintreffen sofort festzunehmen und noch vor Beginn der Durchsuchung ins Volkspolizeikreisamt zu überführen. Die Festnahme habe ich angeordnet, eines Haftbefehls bedarf es zunächst nicht. Ob ich einen Haftbefehl beim Kreisgericht beantrage, werde ich zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden.

      Wegen der Gefahr der Beseitigung möglicher Beweismittel sehe ich von der vorherigen Einholung eines gerichtlichen Durchsuchungsbeschlusses ab, es ist Gefahr im Verzuge. Die Vernehmung der Petra Schöne und des Johann Klinger werden durch Hauptmann Hammer und Leutnant Ehrlich, falls erforderlich, durch weitere Vernehmer durchgeführt, nachdem die Durchsuchung abgeschlossen und eventuelle Beweise gesichert wurden. Zeugen werden für die Durchsuchung nicht gebraucht, weil ich selbst teilnehmen werde. Genossen, die Durchsuchung beginnt sofort.“

      Nachdem keine weiteren Fragen mehr gestellt wurden, begaben sich alle Teilnehmer dieser Einweisung auf dem Hof des Volkspolizeikreisamtes und bestiegen dort zwei mit zivilen Kennzeichen versehene Pkw und einen Kleinbus der Volkspolizei, um zur Wohnung von Petra Schöne und Johann Klinger zu fahren.

      In der Wohnung von Johann Klinger und Petra Schöne trifft der Staatsanwalt mit seinem Gefolge gegen 11:15 Uhr ein. Er teilte das Anliegen der Durchsuchung mit und ordnete die vorläufige Festnahme von Petra Schöne und Johann Klinger an. Einen Durchsuchungsbeschluss benötige er nicht, da Gefahr im Verzuge sei, bescheidet er einen zaghaft vorgetragenen Einwand von Johann Klinger. Petra und Johann werden von den erschienenen uniformierten Polizisten Handfesseln angelegt, abgeführt und in das Volkspolizeikreisamt

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