Heil mich, wenn du kannst. Melanie Weber-Tilse

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Heil mich, wenn du kannst - Melanie Weber-Tilse Heil mich - Reihe

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sich immer wieder total beengt und hatte das Gefühl, dass jeden Moment die Kisten, die man teilweise nur über eine Leiter erreichte, auf ihn hinabfallen würden, um ihn dann unter sich zu begraben.

      Zügig verstaute er die fertigen Akten und verabschiedete sich wieder … wobei er sich das hätte sparen können, denn er wurde komplett ignoriert und benutzte die Treppe bis zum dritten Stockwerk, in der sich seine Abteilung befand.

      Er überlegte gerade, ob er sich einen frischen Kaffee holen sollte, als Chief Goodman aus seinem Büro trat und ihm und Paul zuwinkte. »Mc Kenzie, Domestic, in mein Büro. Sofort!«

      Nathan warf einen fragenden Blick zu Paul, der sich aus dem Bürostuhl hochstemmte, doch dieser schüttelte kaum merklich den Kopf. Die Stimme des Chiefs hatte angespannt geklungen und sein Blick wirkte gehetzt. Dieser Gemütszustand war äußerst selten, normalerweise brachte Goodman so schnell nichts aus der Ruhe.

      Nate und Paul betraten das Büro, schlossen die Tür und setzten sich dann auf die zwei Stühle, die vor dem Schreibtisch standen.

      Goodman stand am Fenster, und schien schlagartig meilenweit entfernt zu sein.

      Paul zuckte mit den Schultern, als Nathan fragend eine Augenbraue hob.

      »Chief?« Paul kannte ihren Vorgesetzten einige Zeit länger und wenn dieser so ein Verhalten merkwürdig fand, dann bestand höchste Alarmbereitschaft.

      »Detectives«, der Chief drehte sich zu beiden um. »Wie weit sind Sie im Cardanos-Fall?«

      Das war das Stichwort für Nathan. »Laut Bericht ist er an den Stichverletzungen am Sternum verstorben. Da eindeutige Abwehrverletzungen vorhanden sind, hat er weder Selbstmord begangen, noch schien er damit einverstanden zu sein, dass sein Angreifer auf ihn einsticht. Wir wollten gleich los und Familie, Freunde und Gangmitglieder zu befragen …«

      »Gebt den Fall an Bentson und Hugh ab«, wurde er von seinem Chef unterbrochen.

      Verdutzt schaute Nate ihn an. »Alles klar, Chief. Aber, wenn ich fragen darf, warum?«

      »Dürfen Sie natürlich.« Goodman verschränkte die Finger, die zuvor nervös von ihm geknetet worden waren. »Es gibt neue Beweise im Fall Thompson.«

      Lorraine

      Das Anwesen von Michael Thompson war riesig. Und das war noch untertrieben. Vor einem großen gusseisernen Tor stoppte Lorraine ihren Wagen und stieg aus. Sie betätigte den Klingelknopf, der an der Seite neben einer Gegensprechanlage im Mauerwerk eingelassen war und wartete. Ein leises Surren ließ sie aufblicken, direkt in eine Kamera. Nervös trat sie von einem Fuß auf den anderen, bis schließlich eine Stimme aus dem Lautsprecher ertönte.

       »Ja bitte?«

      Unwillkürlich beugte sie sich ein Stück näher in Richtung des Mikrophons. »Guten Morgen, mein Name ist Lorraine Baker. Ich habe einen Termin mit Mr. Thompson und Ms.Weatherbee.«

       »Ahhh, Lorraine-Kindchen! Kommen Sie rein, ich öffne das Tor!«

      Verdutzt zog Lorraine die Augenbrauen hoch, stieg dann erneut in ihren Wagen und fuhr die Auffahrt zum Haupthaus hoch, nachdem sich das Flügeltor lautlos geöffnet hatte. Vor dem Haus standen mehrere Wagen, denen man auf unterschiedliche Weise ansah, dass sie viel Geld gekostet hatten. Vor einem nagelneuen Cadillac stand ein Mann Anfang 30 im piekfeinen Anzug, der in den vor Sauberkeit glänzenden Fensterscheiben sein Äußeres kritisch überprüfte.

      Lorraine parkte und stieg aus. Ihr 20 Jahre alter Ford wirkte absonderlich fehl am Platz zwischen den Luxuskarrossen, und der Blick, den ihr der junge Mann zuwarf, sprach Bände. Zu ihrer Erleichterung war es nicht Michael Thompson, und so nickte sie und lächelte freundlich. »Guten Morgen!«

      Eine hochgezogene Augenbraue und ein verächtliches Schnauben war die einzige Reaktion, die sie erhielt, ehe der Kerl kopfschüttelnd die Hintertür des Cadillacs aufriss und einstieg. »Nach Hause, und zwar zügig!«, hörte sie ihn noch jemanden, vermutlich seinen Fahrer, anblaffen.

      »Kindchen, kommen Sie rein!«, ertönte da eine Stimme hinter ihr und Lorraine fuhr herum. Vor ihr stand eine ältere Frau in einem geblümten Kleid und einer Schürze. Sie blickte dem davonbrausenden Wagen finster nach. »Schnösel!«, brummte sie deutlich hörbar, dann veränderte sich ihre Miene innerhalb vom Bruchteil einer Sekunde in ein strahlendes Lächeln und sie wandte sich ihr zu.

      »Mr. Thompson und Susan erwarten Sie bereits, ich freue mich, Sie auf Thompsons Retreat zu begrüßen! Ich bin die Haushälterin, Mrs. Mitchell, aber Sie können Emma zu mir sagen.« Das rundliche Energiebündel nahm sie am Arm und zog sie hinter sich her. »Das da eben war übrigens Patrick St. Claire, ein neuer Partner der Thompsons Holding. Ich sage Ihnen, Kindchen, der Typ glaubt von sich selbst, das er Gottes beste Schöpfung seit Anbeginn der Erde ist. Dabei ist er nur ...«

      »... jemand, für den sich Ms. Baker sicherlich kaum interessieren wird, da ihr Aufgabengebiet sein sollte, sich mit meiner Tochter zu beschäftigen, sehe ich das richtig, Emma?«, wurde die Haushälterin von einer markanten Stimme unterbrochen. Ein großer, dunkelhaariger Mann hatte die Eingangshalle betreten und seine bloße Präsenz gab Lorraine das Gefühl zu schrumpfen.

      Mrs. Mitchell jedoch ließ sich in keiner Weise davon beeindrucken, sie huschte an ihr vorbei und baute sich vor Mr. Thompson auf. »Mr. St. Claire ist, was er ist. Und das ist in meinen Augen nichts besonders Erstrebenswertes, Michael. Ich verstehe sowieso nicht, wieso Sie ihn in Ihr Team geholt haben!« Mit in die Hüfte gestemmten Armen starrte die ältere Dame zu dem locker 1½ Köpfe größeren Mann hinauf, der zu Lorraines Überraschung sanft lächelte.

      »Er hat Fähigkeiten, die mich mehr interessieren, als seine Umgangsformen, Emmchen«, erklärte er, als müsse er sich für seine geschäftliche Entscheidung rechtfertigen. Die Haushälterin schnaufte nur und schüttelte den Kopf. Dann schien ihr einzufallen, das die beiden nicht allein waren.

      »Michael, wo ist Susan? Ich habe hier Ms. Baker für Sie, die zweite Nanny, die ich zum Vorstellungsgespräch eingeladen habe«, erklärte sie dann, als habe es den vorangegangenen Disput gar nicht gegeben. Mr. Thompson sah schmunzelnd zu Lorraine rüber, hob beide Arme an und zuckte resignierend mit den Schultern, als ob er sagen wollte ›was soll man da noch erwidern?‹.

      Dann trat er auf sie zu. »Ms. Baker, ich freue mich, Sie kennenzulernen. Meine ...«, er räusperte sich, »Haushälterin haben Sie ja bereits kennengelernt. Emma, bringen Sie Ms. Baker bitte ins Wohnzimmer? Susan hat sich noch etwas hingelegt, sie bekommt bald unser zweites Kind und ist entsprechend schnell erschöpft. Ich werde eben nach ihr sehen, und dann können wir unser Gespräch gleich beginnen!«

      Zwei Minuten später saß Lorraine mit einer fruchtigen Limonade vor sich im großzügig geschnittenen Wohnzimmer und ließ den Blick neugierig umherschweifen. Der Raum war ganz anders eingerichtet, als sie es sich vorgestellt hatte. Wo sie teure Möbel erwartet hatte, war alles zweckmäßig eingerichtet. Man erkannte die Hand einer Frau, die bereits Erfahrung mit Kindern hatte und wusste, dass vor diesen nichts sicher war.

      »Kannst du auch fliegen? Wo ist denn dein Regenschirm?« Ein kleines Mädchen mit Lockenmähne stand auf einmal neben ihr und musterte sie ungeniert. Das konnte nur Cassandra sein, das Kind, welches sie gegebenenfalls betreuen sollte. Sie lächelte.

      »Nein, ich kann leider nicht fliegen, denn ich heiße ja Lorraine und nicht Mary Poppins! Mit dem Regenschirm fliegen kann nur Mary, weißt du?« Das Kind legte den

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