Heil mich, wenn du kannst. Melanie Weber-Tilse

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Heil mich, wenn du kannst - Melanie Weber-Tilse Heil mich - Reihe

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dem Mädchen zu und begann leise zu singen: »Eeeeeeeeey, supercalifragilisticexplialigetisch, dieses Wort klingt durch und durch furchtbar, weil’s synthetisch, wers laut genug aufsagt, scheint klug und fast prophetisch, supercalifragilisticexplialigetisch. Jam-didelidelidel, jam-didelei, jam-didelidelidel, jam-didelei, jam-didelidelidel, jam-didelei, jam-didelidelidel, jam-didelei ...«

      Cassandras Augen wurden riesengroß, dann klatschte sie jauchzend in die Hände und fiel mit ein. »Jam-didelidelidel, jam-didelei, jam-didelidelidel, jam-didelei, jam-didelidelidel, jam-didelei, jam-didelidelidel, jam-didelei ...« Immer wieder sangen die beiden das Lied zusammen, und Cassy tanzte im Kreis und klatschte dabei in die Hände.

      »So wie es aussieht, haben wir den wichtigsten Teil des Vorstellungsgespräches wohl verpasst!«, erklang da eine amüsierte Stimme von der Tür aus.

      »Mummy!«, Cassandra jauchzte auf und eilte auf die hochschwangere Frau zu, die im Rahmen stand. Lorraine erhob sich vom Teppichboden, auf dem sie gesessen hatte, während das Kind um sie herum getanzt war.

      »Ms. Baker, nehme ich an? Ich bin Susan Weatherbee, die Mutter dieses Wirbelwinds. Ich schätze, das Herz meiner Tochter haben Sie im Tanz erobert!«, schmunzelte die Schwangere und lächelte freundlich. Sie trat vollends ins Wohnzimmer ein und reichte ihr die Hand. »Michael ist auf dem Weg«, erklärte sie dann und ließ sich ächzend auf dem Sofa nieder. Just in dem Moment erschien Mr. Thompson auch schon, bat Lorraine, sich ebenfalls zu setzen, und setzte sich dann neben seine Freundin, nachdem er Cassy zu Emma hinaus komplementiert hatte.

      »Ich habe mir eben noch einmal Ihre Unterlagen angesehen, Ms. Baker«, ergriff er dann das Wort. Ihr Herz machte einen Satz, nervös knetete sie ihre Finger und sah ihn an. »Ich bin beeindruckt über Ihren Lebenslauf, und auch über das, was nicht darin steht.«

      Irritiert blinzelte Lorraine. »Was nicht darin steht?«, echote sie verwirrt. Jetzt war es sicher soweit, jetzt würde man ihr sagen, dass sie wegen ihres Bruders den Job nicht bekam. Ms.Weatherbee knuffte Michael leicht gegen die Schulter.

      »Verwirr sie nicht so, Mick«, sagte sie liebevoll und sah Rain dann ebenfalls an. »Was mein Freund auf etwas unkonventionelle Weise versucht mitzuteilen, ist die Tatsache, das er es beeindruckend findet, wie Sie Ihr Leben gemeistert haben, nachdem Ihre Eltern verstorben sind. Es muss nicht einfach gewesen sein, in jungen Jahren gleich beide Elternteile zu verlieren, sich um einen rebellischen jungen Erwachsenen zu kümmern und sich dabei dennoch fortzubilden! Das wolltest du doch sagen, nicht wahr, Michael?«

      »Oh oh, wenn sie mich bei meinem echten Namen nennt, habe ich es wohl wirklich etwas übertrieben«, lachte Mr. Thompson und Lorraine blickte unsicher zwischen beiden hin und her. »Wissen Sie, Lorraine ... ich darf doch Lorraine sagen, oder? Meine Eltern sind vor fast neun Jahren bei einem Anschlag ums Leben gekommen. Meine Schwester Annabell war zu diesem Zeitpunkt 16 Jahre alt, also physisch gesehen in etwa das Alter, in dem sich ihr Bruder Ryan damals befunden hat.«

      Lorraine zuckte sichtbar zusammen. »Wenn Sie den Namen meines Bruders kennen, sein Alter und all das ...«, sie seufzte leise, »dann wissen Sie sicherlich auch, ohne das ich es Ihnen erzähle, das ich entgegen meiner guten Ausbildung bei Ryan gnadenlos versagt habe!«

      Mr. Thompson schüttelte vehement den Kopf. »Das sehe ich anders, Lorraine. Sie können sich nicht zeit Ihres Lebens für seine Taten verantwortlich machen, auch wenn das eine Eigenschaft ist, die ich selbst gerade erst beginne zu lernen. Meine Schwester Annabell ist vor fast fünf Jahren von einem noch immer Unbekannten ins Koma geprügelt worden. Wegen zehn Dollar. An diesem Abend hätte ich sie eigentlich von einer Party abholen sollen, habe es aber versäumt. Viele Jahre lang ...«, er unterbrach sich kurz, legte den Arm um seine schwangere Freundin und zog sie noch ein Stück näher an sich heran, »... habe ich die Frau, die ich mehr als alles andere liebe, mitverantwortlich gemacht für diese Ereignisse, und habe mir selbst mein Seelenheil verweigert.«

      Lorraine wusste nicht, was sie sagen sollte. Aber ihr Respekt vor diesen beiden Menschen, vor jedem in unterschiedlicher Weise, wuchs gerade enorm. »Und Ihre Schwester?«, fragte sie leise.

      Mr. Thompson lächelte. »Ist wieder aufgewacht und kämpft sich gerade zurück ins Leben. Ich musste erkennen, dass man mit Geld nicht alles kaufen kann, das aber im Gegenzug dazu Liebe unheimlich viel erreichen kann. Am vergangenen Samstag fand die erste Charity-Veranstaltung ihrer eigens gegründeten Stiftung Help for a better Life statt. Annabell hat nicht nur eine Menge Geld für die Schwerkranken, die weniger Glück und Geld im Leben haben, gesammelt, sondern auch den Mann an ihre Seite zurückbekommen, der sie zurück ins Leben holte. Sie kann noch nicht wieder richtig laufen und es wird weiterhin ein harter Kampf, aber ich bin davon überzeugt, dass sie glücklich ist.«

      ›Und Sie, sind Sie glücklich?‹, wollte Lorraine fragen, aber der Blick, den die beiden vor ihr sitzenden miteinander tauschten, war mehr Antwort, als jedes Wort es gewesen wäre.

      Mr. Thompson räusperte sich, dann wurde sein Blick wieder etwas ernster. »Zurück zum eigentlichen Thema. Das zu erwartende Gehalt kennen Sie bereits aus der Anzeige, aber es gäbe dennoch einige Dinge, die vorab zu klären wären. Wir erwarten von unserem Kindermädchen von der Tatsache abgesehen, das unsere Tochter sie akzeptieren muss, noch ein paar Dinge. Die Akzeptanz meiner Tochter scheinen Sie auch ohne Regenschirm gewonnen zu haben.« Er schmunzelte.

      »Wir möchten, das unser Kindermädchen jederzeit erreichbar ist und das würde bedeuten, dass Sie bereit sein müssten, in Thompsons Retreat zu leben.«

      Lorraine öffnete den Mund, zögerte und schloss ihn dann wieder.

      »Da ich mich im Voraus über potenzielle Angestellte sehr genau erkundige, weiß ich, dass Ihnen das Haus, in dem Sie leben, gehört. Erbe der Eltern, richtig?«

      Sie nickte, ihr fehlten noch immer die Worte.

      »Zur Zeit lebt meine Schwester noch hier, aber ich gehe davon aus, das sie und Jonathan - das ist der Mann, der zukünftig für das Wohl Annabells verantwortlich zeichnet - in absehbarer Zeit nicht mehr bei uns im Haus leben wollen. Emma, unsere Hausperle, ist mittlerweile betagt und äußerte von sich aus den Wunsch, dass wir für Cassandra und meinen Sohn, der bald zur Welt kommen wird, ein Kindermädchen einstellen.«

      Lorraine griff nach der Limonade, trank einen großen Schluck. Zweifel machten sich in ihr breit. Das Anwesen der Thompsons war zwar nur eine halbe Autostunde von ihrem Häuschen entfernt, aber die Tatsache, das es eben auch 30 Minuten mehr waren, ihren Bruder im Auge zu behalten, verursachte ihr einiges Unbehagen.

      »Sie werden Ihrem Bruder keinen Gefallen damit tun, wenn Sie stets seine Missetaten ausbaden, Lorraine«, ergriff Ms. Weatherbee das Wort. »Wenn Ryan weiß, dass Sie ihn, soweit Sie können, immer aus der Patsche holen, lernt er aus seinen Handlungen rein gar nichts. Geben Sie ihm einen Schlüssel für das Haus, aber machen Sie ihm klar, das er für sich selbst verantwortlich ist.«

      Lorraine entwich ein tiefes Seufzen. Ihr war klar, das beide Recht hatten. Dennoch war es nicht einfach, sich genau das einzugestehen.

      »Lassen Sie uns an dieser Stelle das Gespräch beenden. Von unserer Seite aus spricht nichts gegen eine Anstellung, sofern Sie mit unseren Bedingungen einverstanden sind. Schlafen Sie eine Nacht über unser Angebot, und rufen Sie mich morgen Vormittag in meinem Büro an. Ich werde meine Sekretärin, Mrs. Davis, darüber informieren, dass sie Sie dann gleich zu mir durchstellt. Einverstanden?«, Mr. Thompson sah sie freundlich lächelnd an.

      Rain atmete erleichtert auf, erhob sich und nickte. »In Ordnung. Ich ... es ist nicht einfach für mich, mir einzugestehen, dass Sie Recht haben. Ich werde mich morgen Vormittag bei Ihnen melden.« Sie reichte erst ihm, dann Ms. Weatherbee die Hand. »Vielen Dank. Wirklich«,

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