Kreisläufe des Lebens. Marina Feil
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Marina Feil
Kreisläufe des Lebens
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Inhaltsverzeichnis
V o r w o r t
Mit meinem Buch Kreisläufe des Lebens lade ich Sie ein in eine Welt der Fantasie. Hier werden Themen berührt, die durchaus das Leben zur Vorlage haben könnten, jedoch von mir frei erfunden wurden. So sind Ähnlichkeiten zu lebenden Personen, Tieren und deren Geschichten reiner Zufall.
Gerade die etwas Älteren unter uns haben bestimmt schon einige Male erlebt, dass sich Kreisläufe im Leben nicht nur treffen und überschneiden, sondern auch schließen. So werden Wege oder Abschnitte oder gar das Leben selbst beendet. Gerade wenn das Leben endet, stellt sich oft von ganz allein die Frage nach dem: „Wo ist der nahestehende Freund geblieben, oder wo geht man hin, wenn es soweit mit einem selbst ist?“ Die Wissenschaft gibt hierauf keine echte Antwort, bzw. geht eher davon aus, dass nach dem Ableben nichts mehr kommt. Religionen sind in ihren Aussagen und Auffassungen wesentlich mutiger. So wird im Christentum von der Wiederauferstehung gesprochen, andere glauben an die Reinkarnation oder wieder andere meinen, dass wir zwar wiedergeboren werden, dann aber nicht mehr als Mensch.
In unseren Breiten ist ein größerer Teil der Bevölkerung nicht mehr gläubig. Trotzdem wird der eine oder andere schon einmal vor dem Grab eines geliebten Menschen gestanden und leise gefragt haben: „Wo bist du jetzt? Sehe ich dich irgendwann wieder?“ Vor etlichen Jahren habe ich im Kollegenkreis ein gestandenes Mannsbild gehabt, der von sich behauptete, der absolute Atheist zu sein. Bei irgendeiner Unterhaltung, ich erinnere mich nicht mehr an den Grund dazu, kam das Thema auf Gott und ich hörte ihn sagen: „Es gibt keinen Gott!“ Sein Einwurf hörte sich fast grimmig an. Im Verlauf des gleichen Gesprächs sagte aber dieselbe Person: „Natürlich hat der Mensch eine Seele, und natürlich ist diese nach dem Tod nicht einfach weg. Die Natur vergeudet doch schließlich nichts!!“
Oder kennen Sie das?
Sie haben sich schon einmal verwundert folgende Fragen auf spezielle Erlebnisse mit weniger Tragweite gestellt: „Wie kann das sein? Das geht doch gar nicht, oder? Ist das ein Zufall?“ Und manchmal gibt man sich selbst zur Beruhigung die Antwort: „Nee, ein Zufall ist das nicht!“ Doch dann denkt man lieber nicht weiter darüber nach, weil sich sonst eine Fantasiewelt öffnen könnte, mit der Sie sogar nichts anfangen können oder wollen, und Sie kennen vielleicht auch keinen, der dazu prädestiniert wäre, den Sie fragen würden. Außerdem fehlte so manchem der Mut, über diese geheimnisvollen Dinge zu sprechen oder auch nur tiefer gehend nachzudenken.
Doch Fakt ist, dass vieles unerklärlich bleibt und dass niemand von uns wirklich für immer weg sein möchte. Dieses Buch wird Ihnen keine Antworten geben. Dazu ist, so glaube ich, auch kein irdisches Geschöpf in der Lage. Es soll Sie schließlich auch nur unterhalten. Ich möchte Ihnen mitteilen, wie ich mir das so vorstelle mit den unerklärlichen Dingen. Deshalb wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen meiner Geschichten. Lernen Sie die Familien Gruhn, Hagen und Maiwald kennen. Nehmen Sie Teil an den Erlebnissen der Tiere Pfeffi, Zarefa, Kater und Akuti mit Taruna und vielen anderen. Lesen Sie von ihren Lebenskreisläufen, die zunächst miteinander nichts zu tun zu haben scheinen und sich dann doch treffen. Lassen Sie sich von irdischen und überirdischen Dingen mitreißen. Freuen Sie sich auf ein Kennenlernen mit Mr. Heatherford. Und seien Sie nicht traurig, wenn sich Kreisläufe wie im Leben schließen. Ein Ende birgt immer die Chance auf einen neuen Anfang.
Matthi und Pfeffer
Die Sonne scheint, er öffnet die Augen und blinzelt zunächst. Die starke Trübung der Pupillen lässt darauf schließen, dass er fast erblindet sein muss. Trotzdem er sich zusammengerollt hat, bleibt erkennbar, wie mager sein Körper ist. Sein hellbeiges, fast weißes Fell ist ungepflegt und verfilzt. Es war ursprünglich lockig und halblang. Außerdem hat es handteller große Flecken, die von pfefferig grauer Farbe sind. Wegen dieser Eigenheit erhielt der kleine Hund seinen Namen Pfeffer. Pfeffer ist ein reinrassiger Foxterrier und heißt laut seiner Papiere mit vollen Namen Pfeffer vom Uhlenhof im Eichengrund.
Pfeffer hat trotz seines Alters und der Lebensumstände immer noch ein drolliges Gesicht. Wenn er lauscht, kippen seine Schlappohren nach vorne und bedecken Teile seines Gesichts. Sein Gehör ist längst genauso schlecht wie seine Augen. Aber wem sollte er auch zuhören oder wen sollte er anschauen?
Er liegt an dieser Stelle schon eine Ewigkeit. Pfeffer hebt seinen Kopf und schnuppert. Dabei bewegt er seine schwarze Nase hin und her. Sein Geruchssinn ist noch recht gut. Sein Blick wandert zu dem entfernten Haus, das er nie aus der Nähe oder von innen sehen durfte.
Die Bäuerin kocht irgendetwas Wohlriechendes, und, wenn er Glück haben sollte, bekommt er von dem Essen später einen Rest ab. Vor ihm stehen zwei Näpfe. Der eine ist leer, schmutzig und von angetrockneten Futterresten verklebt. Der andere wird innen von einem grünen und schleimigen Rand geziert. In diesem befindet sich etwas trübes Wasser. Pfeffer hatte schon längere Zeit nichts bekommen und ihm knurrt der Magen. Er steht auf, reckt seine langen Beine und gähnt. Das durch die Bewegung ausgelöste Rasseln der schweren Kette erinnert den Hund an sein unendliches Leid.
Pfeffer wurde bereits als junger Hund hier angebunden. Man hatte ihm nicht einmal ein Halsband gegeben. Die Kette wurde einfach um seinen Hals geschlungen, so dass er keine Chance hatte, sich zu befreien. So hinterließ sie über die Jahre ihre schmerzhaften Spuren. Auf der anderen Seite endet die Kette, die ihm einen Bewegungsradius von etwa drei Metern lässt, an einem Eisenpflock. Dieser ist genau neben seiner Hütte ins Erdreich eingeschlagen. Die Hütte ist uralt, das Holz hat faulige Stellen und das Dach hat wegen der fehlenden Dachpappe Löcher. Sie bietet ihm kaum noch Schutz. Wenn es regnet oder sehr kalt ist, verkriecht sich Pfeffer bis nach ganz hinten. Hier kauert er sich dann an die Rückwand, damit er wenigstens etwas warm und trocken bleibt.
Oberhalb der Luke hängt mit einem einzigen Nagel fixiert ganz schief ein Schild, auf dem der Name Janusch geschrieben steht. Pfeffer weiß nicht, ob dieser Name nun an die Stelle seines Geburtsnamens getreten ist, und er jetzt so heißt oder ob dieser Name einem anderen Hund gehörte, der hier bereits vor ihm früher sein bemitleidenswertes Leben fristen musste.