Das Doppelkonzert. Arnulf Meyer-Piening

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Das Doppelkonzert - Arnulf Meyer-Piening

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      - Er schüttelte den Kopf und wandte sich ab: Urlaub kann ich mir nicht leisten. Du weißt, wir haben große Probleme in der Firma, vor allem Produktionsschwierigkeiten bei unserem Hauptumsatzträger.

      - Sie reagierte etwas genervt: Das ist die Aufgabe von Hinrich. Darum soll er sich kümmern. Viel wichtiger ist die Weiterentwicklung des neuen Medikaments gegen die Niereninsuffizienz: Vexalin. Diese Krankheit breitet sich rasend schnell aus. Wir benötigen das neue Medikament so schnell wie möglich. Das weißt du aus eigener bitterer Erfahrung.

      - Wie weit seid ihr mit den klinischen Tests?

      - Vielleicht sollten wir Julia selber fragen. Sie arbeitet zurzeit in unserem Münchner Institut.

      - Dann lass uns zu ihr fahren.

      - Sie wehrte energisch ab: Das was wir mit ihr zu besprechen haben, ist privater Art und gehört nicht vor die Ohren ihrer Mitarbeiter. Ich habe sie hierher bestellt. Hoffentlich wird sie gleich hier sein. Lass uns schon mal ins Haus gehen, es fängt gleich zu regnen an. Ich habe frischen Tee in den Salon bestellt. Er wird schon bereit stehen. Sie gingen in das schützende Haus, als der Regen kam. Blitze und Donner folgten Schlag auf Schlag. Und doch war es wie befreiend, weil die drückende Schwüle vergangen war. Sie blickten durch die Fenster, als der Regen wie in Sturzbächen vom Himmel fiel. Bäche auf den Wiesen wurden zu reißenden Strömen. Sie ergossen sich in den See.

      In diesem Augenblick öffnete Julia die Tür und betrat den Raum. Wolfgang erhob sich etwas schwerfällig und ging ihr mühsam mit unsicheren Schritten entgegen.

      - Willkommen zu Hause, begrüßte er sie auf das Herzlichste. Gut, dass du noch vor dem Regen gekommen bist. Man kann kaum etwas sehen.

      - Setze dich zu uns, sagte Ingrid. Möchtest du einen Tee?

      - Gern einen Eistee. Auf der Fahrt war es schwül und heiß.

      Der Tee wurde gebracht.

      - Du kommst gerade aus dem Institut? Wie weit seid Ihr mit der Entwicklung des Medikaments?, erkundigte sich Wolfgang ohne Umschweife. Es war klar, dass er von dem Medikament gegen die Niereninsuffizienz sprach. Darum drehte sich in den letzten Jahren alles. Es absorbierte Julias Denken und ihre ganze Konzentration.

      - Das Medikament ist noch nicht für die uneingeschränkte Anwendung am Menschen freigegeben, erklärte Ingrid, damit Julia ihren Tee in Ruhe genießen konnte. Wir haben den Durchbruch noch nicht erzielt, aber wir tun, was wir können.

      - Julia ergänzte: Wir arbeiten mit Hochdruck an der Auswertung der klinischen Tests. Aber wir haben nicht genügend Testmaterial. Die Ergebnisse sind statistisch noch nicht signifikant. Wir haben viele Patienten, die wir nicht richtig mit dem Wirkstoff versorgen können. Wir benötigen dringend eine größere Menge Vexalin insbesondere für die Tests in unserem Forschungsinstitut auf Nicaragua, wo wir den größten Teil der Tests durchführen.

      - Wolfgang erkundigte sich: Wozu genau braucht ihr eigentlich die großen Mengen in Nicaragua?

      - Es dient uns als Leitsubstanz zur Grundlage für die Tests auf schädigende Eigenschaften und auf unerwünschte Nebenwirkungen. Erst wenn die Tests befriedigende Ergebnisse gebracht haben, können wir die Leitsubstanz chemisch so optimieren, dass wir sie mit der Trägersubstanz koppeln können.

      - Ingrid griff ein: Es geht darum festzustellen, wie die Substanz im Körper die bestmögliche Wirkung zeigt. Dazu muss sie an die richtige Stelle im Körper gelangen. Und sie muss ausreichende Zeit im Körper verbleiben, bevor sie abgebaut und ausgeschieden wird.

      - Das ist mir schon klar, erwiderte er, aber warum werden die Tests in Nicaragua durchgeführt? Wir könnten sie auch hier in deinem Münchner Institut durchführen. Dann entfallen die langen Transportwege, und wir werden viel schneller zu Ergebnissen kommen.

      - Seine Tochter fühlte sich angegriffen: Wie du weißt, hier in Deutschland können wir die Tests nicht mit der gewünschten Schnelligkeit durchführen. Hier müssen wir den gesamten bürokratischen Genehmigungsweg durchlaufen. Das dauert noch viel länger. Nach jeder Testphase benötigen wir eine neue Genehmigung. Die bekommen wir erst, wenn die bisherigen Testergebnisse vorliegen und ausgewertet worden sind. Du weißt, wie langsam unsere Behörden arbeiten.

      - Ich weiß. Braucht ihr denn in Nicaragua keine Genehmigungen?

      - Doch, aber die bekommen wir ganz schnell so unter der Hand. Sie machte eine kleine Bewegung mit der hinter dem Rücken geöffneten Hand. Da fließt schon mal ein kleines Handgeld unter dem Tisch.

      - Davon will ich nichts wissen. Das musst du allein verantworten. Hoffentlich geht dabei nichts schief. Wir würden auch hier in große Schwierigkeiten kommen, wenn wir bei einem unserer Tests einen Unfall zu verzeichnen hätten. Schließlich sind es unsere Produkte. Wenn sich die Presse darauf stürzt, dann können wir auch hier unsere Sachen einpacken. Sieh zu, dass Ihr schnell damit fertig werdet. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.

      - Wir arbeiten daran mit Hochdruck, das kannst du mir glauben, aber wir sind noch nicht so weit. Wir sind noch bei dem Verträglichkeitstest.

      - Ungeduldig fragte Ingrid: Und wann beginnen endlich die Wirksamkeitstests? Die Zeit drängt. Unsere Patienten können nicht länger warten.

      - Wir brauchen mehr Geld, um die Tests auf breiter Front durchzuführen. Mit den wenigen Tests dauert es zu lange. Erst wenn die Wirksamkeit unseres neuen Medikaments nachgewiesen ist, dann sind die großen Pharma-Unternehmen bereit, mit uns einen Kooperationsvertrag abzuschließen. Erst dann verfügen wir über die Mittel, mit denen wir die weitere Entwicklung des Medikaments, die Zulassung und Vermarktung finanzieren können.

      - Ich kenne das Problem zur Genüge, sagte Wolfgang. Wir werden alles tun, um den Wirkstoff so schnell wie möglich in der geforderten Menge zu produzieren.

      - Darauf warte ich schon seit langem, aber es passiert nichts, sagte sie mit leicht gereiztem Unterton. Sie nippte an ihrem Glas Tee, um sich etwas zu entspannen. Wir haben in Nicaragua viele Patienten, die alle unter dieser lebensbedrohenden Krankheit leiden. Viele Menschen sterben schon mit jungen Jahren, weil sie nicht genügend Medikamente zur Behandlung der akuten Fälle bekommen. Julia dachte sorgenvoll an die vielen leidenden Menschen. Ich muss so schnell wie möglich zurück, um mich den Testauswertungen zu widmen.

      - Ganz kurz huschte Wolfgangs fragender Blick zu ihr: Du bleibst doch zu meinem Geburtstag? Hoffe ich.

      - Ja, ich will deinen großen Geburtstag mit dir feiern. Deshalb bin ich hier.

      - Das freut mich. Ich brauche dich hier in meiner Nähe. Mehr als du ahnen kannst.

      - Ich weiß es, aber ich habe auch mein eigenes Leben. Du erinnerst dich: Wir haben die Gründung meines Instituts in Nicaragua gemeinsam beschlossen. Wir wollten die Tests in einem Land durchführen, in dem uns nicht so viele Behörden das Leben erschweren. Nun habe ich dort meine Heimat gefunden.

      - Deine Heimat ist hier, beharrte Wolfgang mit Nachdruck, vergiss das nicht. Hier liegen deine Wurzeln. Und hier liegt auch deine Zukunft.

      - Julia erhob sich: Lass uns nicht wieder davon anfangen. Das hatten wir doch schon mehrfach besprochen. Sie erhob sich abrupt und verließ verärgert den Raum.

      - Du solltest nicht immer in dieser eiternden Wunde bohren, sagte Ingrid vorwurfsvoll. Du wirst sie nicht umstimmen können. Sie hat sich entschieden. Sie wird dort bleiben. Ich weiß auch nicht, was sie dort so bindet. Manchmal spricht sie von einem jungen

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