Das Doppelkonzert. Arnulf Meyer-Piening

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Das Doppelkonzert - Arnulf Meyer-Piening

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Mal inszeniert: Gleicher Ort, gleicher Auftritt, gleiche Beleuchtung, gleiche Regie, jedoch jedes Mal mit etwas anderen Gästen. Und darauf kam es an: Möglichst viele einflussreiche Menschen zu erreichen, um sie als sichere Multiplikatoren für die gehobenen Konsum-Produkte des Hauses zu gewinnen und sie fest an sich zu binden. Ein gutes Essen, erlesene Getränke und ein paar kleinere Aufmerksamkeiten konnten dabei nur hilfreich sein.

      Isabelle nahm Guido am Arm und führte ihren Gast in den Kreis der anderen Gäste, die mit einem Glas Champagner in freundlich lockerem Gespräch beisammen standen, sichtlich bemüht, mit Geist und Witz die Aufmerksamkeit und die Bewunderung der Umstehenden zu erringen. Nur wer mit lauter Stimme sprach, konnte die anderen zum Zuhören bewegen und sie beeindrucken. Wichtig war, ein spontanes Gelächter zu bewirken, damit sich die anderen nach dem Urheber der ausgelassenen Heiterkeit umdrehten. Und dann dachten sie etwas neidisch, sie wären gern Teil dieser Gruppe, um ebenfalls so heiter und unbeschwert zu lachen.

      - Isabelle klopfte an ihr Glas und ergriff das Wort: Meine Damen und Herren. Darf ich Ihre angeregte Unterhaltung kurz unterbrechen, ich möchte Sie mit meinem Studienfreund Guido Konselmann, Partner der internationalen Beratungsgesellschaft Bosko und Partner aus Düsseldorf, bekannt machen.

      Der Berater quittierte die Bemerkung mit einem bescheidenen Lächeln und leicht angedeutetem Kopfnicken. Kritische Musterung der Gäste von oben nach unten: Tadellos sitzender Smoking, schwarze Schuhe, gepflegte Erscheinung, mit schwarzem Haar. Nicht zu lang und nicht zu kurz: Gerade richtig, dem festlichen Rahmen angepasst. Elegant, erfolgsgewohnt, sicher in seinen geschliffenen Umgangsformen. Keineswegs arrogant, eher bescheiden, sympathisch.

      - Sie fuhr fort, indem sie sich der Gruppe zu ihrer Rechten mit einer leichten Handbewegung zuwandte: Herr Sämann, Inhaber der Firma Sämann in München und seine Schwester Ingrid Sämann. Sie leitet das Elisabeth-Krankenhaus am Tegernsee. Der Senior war etwas untersetzt mit fast weißem, sorgfältig gescheiteltem Haar, mochte wohl etwa Ende sechzig oder sogar Anfang siebzig sein: Reserviert, jovial, eine anziehende Persönlichkeit, die Aufmerksamkeit und Respekt forderte. Seine Begleitung, eine gut aussehende, ihm auffallend ähnliche, sehr vorteilhaft gekleidete Frau mit leicht ergrautem Haar, sah deutlich jünger aus als er, jedenfalls besuchte sie regelmäßig das Fitness-Studio. Sie hielt sich kerzengrade und betont aufrecht. So schien sie größer als ihr Bruder, der etwas gebeugt und unsicher stand.

      Konselmann musterte sie eingehend: Sie schien herrisch, unnahbar, abweisend und kalt. Aber vielleicht war das nur Fassade, um ein weiches Herz zu verdecken. Er würde versuchen, sie in ein Gespräch zu ziehen. Wer konnte wissen, welchen Einfluss sie auf ihren Bruder hat. Es gab verschiedene Anknüpfungspunkte für eine Unterhaltung: Im Bereich der Krankenhäuser hatte sein Beratungsunternehmen allerlei Erfahrungen gesammelt. Vielleicht wäre von ihr ein Auftrag zu bekommen? Aber sein Interesse konzentrierte sich erster Stelle auf das Stammhaus der Firma Sämann. Hier setzte er den Hebel an. Er musste Prioritäten setzen.

      Isabelle fuhr mit ihrer Bekanntmachung ihrer Gäste fort: Diese junge Dame ist seine Tochter Julia. Sie war wirklich sehr attraktiv, wie Konselmann feststellte, vielleicht sogar noch anziehender, als er sie vor Jahren zum ersten Mal gesehen hatte. Sie war deutlich gereift und noch attraktiver geworden: Ihr Gesicht von der Sonne gebräunt und ihre ganze Erscheinung sportlich, offenbar durchtrainiert schlank. Ihr langes blondes Haar fiel ihr leicht gescheitelt auf die Schultern. Der Berater betrachtete sie aufmerksam und sprach sie lächelnd an: Ich freue mich, Sie in hier aus diesem festlichen Anlass wiederzusehen, sagte er. Ich bin sehr gespannt, wie es Ihnen mit Ihrem jungen Unternehmen in der Zwischenzeit ergangen ist, seitdem wir uns das letzte Mal gesprochen haben.

      - Julia lächelte selbstsicher und verbindlich: Ich berichte Ihnen gern, und ich freue mich, auch von Ihnen zu hören, was Sie so machen. Noch immer viel unterwegs?

      - Ja, immer auf Achse. Man kann nur vor Ort für den Klienten arbeiten. Man muss mit ihm zusammenarbeiten. Nur so kann man etwas bewirken. Nur positive Veränderungen bringen unsere Klienten voran. Auch wir brauchen den Erfolg unserer Klienten.

      - Isabelle wandte sich dem nächsten Herren zu, der etwas abseits stand: Horst Grünberg, wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen im Hessischen Landtag. Gleichzeitig ist er Vorsitzender der hiesigen Arzneimittelbehörde, und in dieser Eigenschaft zuständig für die Prüfung und Zulassung von Arzneimitteln. Sie werden ihn bestimmt kennen. Fast jeden Tag ist sein Bild in der Zeitung.

      Etwas ungelenke Verbeugung des noch ziemlich jungen Mannes mit schwarzem Kraushaar und stechenden, fast fanatisch wirkenden Augen. Offenbar schien er sich im lässigen weißen Rollkragenpullover unter dem karierten Jackett in diesem Kreis nicht richtig wohlzufühlen, wie man an seiner leicht nach vorne gebeugten Haltung erkennen konnte. Im Übrigen waren die Herren sämtlich im Smoking erschienen. Die Damen im Abendkleid, teilweise lang. Sehr elegant. Die Begrüßung fiel etwas knapp und förmlich aus, als ob man sich gegenseitig taxiert hätte und zu einer abwartend zurückhaltenden Beurteilung gekommen sei.

      Die restliche Gruppe wandte sich belanglosen Themen über das aktuelle Wetter und die letzte Reise in weit entfernte und noch weitgehend unbekannte Gegenden der Dritten Welt zu und tauschte Höflichkeiten aus. Eine Fahrt mit einem Forschungsschiff in die Antarktis erweckte Aufmerksamkeit. Es ging um die Beobachtung von Vögeln, Pinguinen, Robben und Eisbären. Nur mit knapper Not war man einer gefährlichen Berührung mit einem Eisberg entkommen, so wurde mit Enthusiasmus berichtet. Die Hörer waren sich nicht sicher, wo Phantasie oder Erlebtes endeten oder begannen. Gleichviel: Die Aufmerksamkeit war ihm sicher. Ein belangloses Abenteuer, eine beliebige Erzählung, aber lebhaft vorgetragen.

      - Julia berichtete von Ihrer Forschungsarbeit in Nicaragua. Konselmann versuchte, sie ins Gespräch zu ziehen, um mehr von ihr über Land und Leute zu erfahren. Vor allem wollte er ihre Stellung in der Firma Sämann und ihre persönlichen Lebensumstände wissen. Zum Beispiel, ob sie fest liiert sei. Aber dazu kam es nicht, denn sie war ständig von anderen Gästen umlagert. Also konnte er seinen Wissensdurst nicht stillen. Er musste auf eine andere Gelegenheit hoffen.

      Es wurden Aperitifs gereicht, jeder nur erdenkliche Getränkewunsch wurde erfüllt. Meistens wählten die Gäste höflicherweise den Champagner des Hauses, aber auch Sherry und alter Portwein wurden getrunken. Alles vom Besten und Feinsten, auf silbernen Tabletts mit leichter Verbeugung vollendet serviert. Dazu leichtes Gebäck aus der Gegend, passend zu dem jeweiligen Getränk.

      Ein angeregtes Lachen aus der anderen Gruppe, die im lockeren Gespräch am Fenster stand, wurde unterbrochen, als Graf Ebersbach mit einem kleinen Löffel gegen sein Glas schlug und das Wort ergriff: Meine Damen und Herren, ich darf Sie zu Tisch bitten und hoffe, dass wir jeden von Ihnen mit unserem Angebot zufrieden stellen können. Ich darf Ihnen versichern, unsere Köche haben sich für Sie ganz besondere Mühe gegeben. Im Übrigen finden Sie auf dem Tisch kleine Tischkarten. Wir haben uns, Ihr freundliches Einverständnis vorausgesetzt, erlaubt, die Paare getrennt voneinander zu platzieren, damit Sie sich gegenseitig besser kennenlernen können, neue Freundschaften knüpfen und alte vertiefen können.

      - Beifälliges Murmeln der Gäste.

      - Der Graf fuhr fort: Sie werden es mir nachsehen, dass ich an dem Essen selbst nicht teilnehmen kann, da ich noch heute Abend nach Berlin zu einem Empfang beim Bundespräsidenten fahren muss. Unvermeidliche Verpflichtungen, Sie verstehen. Ich bedaure dies ausdrücklich, denn ich hätte mich lieber mit Ihnen, als den besonderen Freunden unseres Hauses, unterhalten. Dennoch wünsche ich Ihnen gute Gespräche und vor allem guten Appetit.

      Mit leichter Verbeugung verließ er den Raum. Isabelle kannte die Rede in- und auswendig. Noch nie hatte der Graf an einem solchen Routine-Dinner teilgenommen, denn jedes Mal hatte er beim Präsidenten – wer es auch immer war – einen unaufschiebbaren Termin gehabt. Man bedauerte dies pflichtschuldigst und studierte mit Interesse die Tischordnung, die auf einem separaten Tisch gleich neben der Tür ausgelegt war.

      Isabelle

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